Train Sim World

Heutzutage scheint es für wirklich alles eine Simulation zu geben. Früher gab es Flugsimulationen, aber jetzt bekommen wir welche fürs Angeln, fürs Leben als Flughafenmitarbeiter und natürlich sowas wie den Goat Simulator. Einige Sims haben den Sprung vom PC zur Konsole geschafft - und jetzt schickt Dovetail Games seine Zug-Sim Train Sim World auf die Schiene.

Wer schnelle Arcade-Action erwartet, kennt sich mit Sims nicht aus. Das hier ist eine ziemlich realistische Repräsentation des Leben eines Zugführers. Auf drei unterschiedlichen Karten bietet Train Sim World viele Stunden Gameplay für die Konsolen- und PC-Trainspotter.

In Deutschland, New York und London dürfen wir mit unterschiedlichen Zügen durch eine Vielzahl von Szenarios zuckeln. Bevor wir die Kontrolle über unsere eigene Lokomotive übernehmen dürfen, müssen erst die Feinheiten der unterschiedlichen Fahrzeuge erlernt werden. In diesen Tutorials wird erläutert, wie wir den Motor starten und die gigantische Maschine sicher wieder anhalten.

Die unterschiedlichen Züge haben einzigartige und realistische Layouts für die Bedienelemente. Das ist natürlich typisch für Simulationen, aber die Liebe zum Detail fällt hier wirklich positiv auf. Jedes Land hat sein eigenes Protokoll für die Abfahrt aus dem Bahnhof, wie etwa das laute Horn, um den Bahnhof von New York zu verlassen.

Die Tutorials bereiten uns gut auf die Szenarios vor, aber ich musste trotzdem noch mal zurückkehren, weil ich einige Dinge wieder vergessen hatte. Ich hatte außerdem das Gefühl, das einige Dinge bezüglich der Steuerung schlicht vergessen wurden. Es gibt so viele Knöpfe und mein Tipp ist folgender: Drückt keinen Knopf, dessen Bedeutung ihr nicht kennt. Ich habe aus Neugierde einen roten Knopf gedrückt, um in Acton Town zu halten - und es hat Minuten gedauert, das stählerne Biest wieder zum Laufen zu bringen.

Aber: Wenn ihr euch nicht hinsetzen und lernen wollt, dann ist das Spiel vermutlich ohnehin nichts für euch. Es kann mehrere Minuten dauern, einen Zug zu starten und in Bewegung zu setzen. Wenn es klappt, ist es sehr befriedigend, auch wenn man viel Zeit damit verbringt, die Welt an sich vorbeiziehen zu lassen. Denkt aber nicht, ihr könntet euch zurücklehnen und ausruhen. Wenn ihr nicht die Hand an der Steuerung habt, riskiert ihr Geschwindigkeitsüberschreitungen, verpasste Bahnhöfe und Verspätungen.

Wenn ihr die Grundlagen beherrscht, warten einige Tests auf euch, in denen ihr euer Können beweisen dürft. Das sind Ereignisse, die auch realen Zugfahrern passieren können. Arbeitssimulationen wie diese verblüffen viele Leute. Warum sollte die Repräsentation von Arbeit in einem Spiel so fesseln? Ich kann nur sagen, man wird wirklich schnell gepackt und bestens unterhalten. Natürlich muss man ein bestimmter Spielertyp sein, um den Tiefgang einer Simulation genießen zu können. Aber mich hat das Spiel für Stunden bestens beschäftigt.

Natürlich gibt es auch die Option, einfach eine normale Route zu fahren oder als Passagier einzusteigen. Ihr könnt aus der Egoperspektive spielen, aussteigen und die Bahnhöfe erkunden oder euch einfach hinsetzen und die Fahrt genießen. Aus dem Fenster zu schauen ist so entspannend wie ein Aquarium - und das meine ich keineswegs sarkastisch.

Im Wagon fallen aber die wenigen Passagier-Modelle auf. Während einer Reise saßen sieben Agent 47-Doppelgänger mit im Abteil und ich war überrascht, wie viele rothaarige Menschen in England gibt. Das stört zumindest ein bisschen die Immersion.

Die Egoperspektive fühlt sich gut an und die Steuerung hat den Übergang vom PC zur Konsole gut überstanden. Manchmal wurde ich trotzdem das Gefühl nicht los, dass eine Maus das Leben schon ein wenig vereinfacht hätte. Insgesamt sieht Train Sim World recht hübsch aus, allerdings mit einigen Ausnahmen. In New York verwandelten sich graue Blöcke in einen Zaun, als unser Zug dichter herankaum. Ein Patch kann das sicher beheben, aber solche Ereignisse waren selten.

Es gibt eine hübsche Auswahl an Zügen und Aktivitäten und es können sowohl Fracht als auch Passagiere befördert werden. Leider basiert alles auf modernen Zeiten, es gibt also keine historischen Dampfloks.

Natürlich hätte ich gerne mehr Züge und Routen gehabt, aber was da ist, sorgt für unterhaltsame Stunden. Train Sim World ist kein Spiel für Gamer, die sofort loslegen wollen. Statt schneller Action bekommen wir ein reichhaltige und fesselnde Spielerfahrung. Und wer Zeit zum Lernen investiert, wird belohnt. Abgesehen von kleinen grafischen Fehlern und etwas langweiligen Passagiermodellen sieht Train Sim World sehr gut aus. Es gibt so viel zu tun und zu sehen, aber trotzdem hätte ich gerne noch mehr gehabt. Mein Verlangen nach mehr Strecken ist aber eher positiv zu verstehen, denn ich wollte einfach noch länger spielen. Nachdem ich in Paddington angekommen bin, wollte ich einfach in die U-Bahn umsteigen, aber das geht eben nicht. Nun: U-Bahn Sim World dann bitte als nächstes.