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The Witcher 3: Wild Hunt

The Witcher 3: Wilde Jagd

Es gilt schon jetzt als eines der schönsten Spiele der kommenden Generation. Aber was steckt hinter der hübschen Fassade? Wir haben dahinter geschaut.

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Es gab ein Spiel, auf das ich mich zur Gamescom ganz besonders gefreut habe. Und The Witcher 3: Wilde Jagd hat mich nicht enttäuscht. Der polnische Entwickler hat ein Händchen dafür, ganz besondere Geschichten zu erzählen, während wir durch atemberaubend schöne Welten laufen. CD Projekt gelingt es, ein Rollenspiel abzuliefern, in dem sich jede Entscheidung natürlich anfühlt und wir eigentlich nie das Gefühl haben, zu irgendetwas gedrängt zu werden. Das Studio steht für Qualität und mit dem dritten Teil soll das noch dicker unterstrichen werden.

Gleich vorab wurde uns erklärt, dass man die beiden Vorgänger nicht zwangsläufig gespielt haben muss, um der Geschichte zu folgen. Nilfgaard fällt in die Nördlichen Königreiche ein und verwüstet sie. Eine Gruppierung mit dem Namen Wilde Jagd treibt ihr Unwesen - eine furchtbare, düstere und tödliche Macht. Die Geschichte basiert wieder auf den Büchern des polnischen Autors Andrzej Sapkowski und dreht sich trotz der erwähnten Ereignisse um Geralt von Rivas ganz persönliche Reise. Dass der Hexer wieder im Mittelpunkt steht, ist keine Überraschung, sondern eine logische Konsequenz. Geralt ist schließlich schon der Hauptcharakter in den letzten beiden Spielen gewesen.

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The Witcher 3: Wild HuntThe Witcher 3: Wild Hunt
Je realistischer ein Spiel wird, desto schwieriger wird es, dabei eine glaubwürdige Welt zu behalten.
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In der Eingangssequenz wird ein Dorf geplündert. Dass sich der Titel noch in einem sehr frühen Stadium befindet, ist ihm anzusehen. Die Szene ruckelt und Objekte tauchen plötzlich aus dem Nichts auf. Trotzdem ist die Grafik beeindruckend und lässt die nächste Konsolengeneration irgendwie schon wieder ein bisschen alt aussehen. The Witcher 3: Wilde Jagd schenkt uns eine fantastische Weitsicht, wunderschöne Texturen und beeindruckende Lichteffekte. Bei allen kleinen Fehlern ist das Ergebnis unglaublich beeindruckend. Wir sehen eine Landschaft, die an die karge Taiga erinnert. In der Realität wirkt die etwas tot und langweilig, ist aber trotzdem lebendig und abwechslungsreich. Und genau dies trifft auch auf die digitale Welt zu. Es ist atemberaubend - diese Vielfalt in all der Einfalt.

Je realistischer ein Spiel wird, desto schwieriger wird es, dabei eine glaubwürdige Welt zu behalten. Denn je näher wir der Realität kommen, desto eher erwarten wir auch eine reale Abbildung unser Welt mit all ihren Gesetzen und Möglichkeiten. Es gibt aber immer auch Elemente, die nicht realistisch aussehen oder funktionieren können - vor allem in dieser frühen Version. So etwas trübt natürlich ein wenig das Bild. Es bleibt zu hoffen, dass CD Projekt Red einen guten Mittelweg finden, um eine konsistente und hübsche Welt zu erschaffen. Der Schwierigkeitsgrad ist dafür jedenfalls diesmal ungleich höher. Das Team folgt einem bekannten Trend und will eine deutlich offenere Spielwelt realisieren.

In Zahlen ausgedrückt soll die neue Welt 35-mal größer sein als die von The Witcher 2: Assassins of Kings. Das ist in etwa so, als würde man bisher nur Berlin erkunden können und plötzlich kommt ganz Brandenburg hinzu. Trotzdem will man nicht mit schierer Größe punkten, sondern auf Qualität setzen. Wenn wir also bisher Berlin gewohnt sind, so hab ich das Team verstanden, soll uns eben nicht plötzlich Brandenburg erwarten. Verteilt sind überall Missionen und Gefechte, die wir aufspüren können. Wir besitzen ein Segelboot und können damit reisen. Aber es gibt auch ein Schnellreise-System, das uns direkt an bereits besuchte Orte bringen kann. Die Erkundung in The Witcher 3: Wilde Jagd soll anders funktionieren. Wir klettern, springen und schwimmen. Letzteres funktionierte in der frühen Alpha-Version allerdings noch nicht.

The Witcher 3: Wild Hunt
Zusätzliche Aufträge sollen die Haupthandlung nicht bremsen, sondern lediglich erweitern.
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Die neue große Welt sorgt auch dafür, dass das Handelssystem etwas überarbeitet wurde. Waren kosten nun nicht überall den gleichen Preis. Die verschiedenen Regionen verfügen über ganz eigene Stärken und Schwächen beim Warenangebot, das Geralt auch nutzen kann. Fisch ist am Meer beispielsweise günstiger als in den Bergen. Das macht uns zwar nicht zum Händler, aber es ist eine nette kleine Idee am Rande. Wie sich das mit Schnellreise-System verträgt, wird sich zeigen. Eventuell gibt es dabei ein paar Beschränkungen.

Ein Beispiel dafür, wie dicht die Atmosphäre auch im neuen Spiel sein soll, liefert uns ein kleines Dorf am Fuße der Berge. Es ist ziemlich simpel und zieht sich hauptsächlich an einer Straße entlang. Dennoch wirkt es einzigartig und authentisch. Es scheint so, als hätte sich wirklich jemand Gedanken gemacht, wie so etwas in der realen Welt ausschaut - damit es beispielsweise ein halbwegs funktionierendes Verhältnis zwischen Wohnhäusern, Händlern und anderen Gebäuden gibt.

Später stoßen wir ganz beläufig auf eine Nebenmission. Zusätzliche Aufträge sollen die Haupthandlung nicht bremsen, sondern lediglich erweitern. Und so entscheiden wir, ob wir uns überhaupt in die Belange des Dorfes einmischen wollen. Ein Monster überfällt immer wieder die Bewohner und es stehen sich zwei Seiten gegenüber. Ein alter Mann vertritt die traditionelle Meinung, dass man mit dem Waldwesen zusammenleben und es ehren muss. Ein junger Typ sieht es nur als Belastung und glaubt, dass ohne das Wesen alles besser wäre. Wir versuchen nun herauszufinden, um was für ein Wesen es sich handelt und erkunden die Region.

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Der Fokus liegt auf der Story, aber das tolle Kampfsystem könnte durchaus einem Action-Adventure entsprungen sein.

Dabei erfahren wir, dass es sich um Leshen, ein Territorial-Monster handelt, sehr alt und männlich. Es fühlt sich in einem bestimmten Gebiet zu Hause und kann es nicht leiden, wenn es gestört wird. Außerdem finden wir heraus, dass es sich Energie von Leuten ziehen kann und es daher notwendig ist, zuvor die Person zu ermitteln, mit der es eine Verbindung aufgebaut hat. Sonst würde das Monster immer wiederkehren, auch wenn es besiegt wurde. An dieser Stelle kommt es nun zum Dilemma. Der Mensch, mit dem sich das Monster verbunden hat, ist nicht etwa einer der alten Herren des Dorfes, sondern eine Freundin des Jungspunds. Auch in The Witcher 3: Wilde Jagd soll es keine Schwarz-Weiß-Lösungen geben.

In unserem Fall kommt es zum Kampf gegen das Monster. Eine Gruppe junger Männer verspricht, sich um das Mädchen zu kümmern. Eine harte Entscheidung, aber eben eine, die wir treffen müssen. Denn tatsächlich scheint von dem Monster eine Gefahr auszugehen. Als wir in den Wald kommen, klappt uns abermals die Kinnlade nach unten. Wer vielleicht diese stürmischen Tage kennt, wenn sich der Himmel verdunkelt, kurz bevor der kräftige Schauer einsetzt und alles unwirklich erscheint - genau das haben CD Projekt Red hier eingefangen. Pflanzen, Bäume, alles rauscht. Es wippen nicht nur die Bäume, sondern einzelne Gräser und Äste. Das Sonnenlicht fällt perfekt zwischen den Bäumen durch und wir erleben eine weitere Episode von großartiger Atmosphäre, in die wir uns sofort verlieben.

Clever stellen es die Jungs von CD Projekt schon an. Eingangs erklären sie, dass die Handlung das Kernelement der Reihe und von Rollenspielen ist. Später zeigen sie dann ein Kampfsystem, das durchaus einem Action-Adventure entsprungen sein könnte. Es handelt sich dabei um eine Weiterentwicklung von dem, was sie bereits im zweiten Teil eingebracht haben. Bei einem Kampf mit Leshen geht das Spiel sogar etwas in die Zeitlupe, damit wir ausweichen können. Manche Bewegungen schauen noch nicht so elegant aus - vor allem in Bezug auf den ansonsten angesprochenen hohen Grad an Realität. Aber auch hier noch einmal der Verweis auf die frühe Alpha-Version.

The Witcher 3: Wild Hunt
In Zahlen ausgedrückt soll die neue Welt 35-mal größer sein als die von The Witcher 2: Assassins of Kings.

Die Dynamik scheint dem Spiel wirklich gut zu tun und doch war genau das eigentlich nicht unbedingt das Ziel. Es verwundert also wirklich nicht, wenn CD Projekt Red eine solche Botschaft, wie die zum Fokus auf die Handlung, noch einmal explizit erwähnen. Und unterm Strich bleibt alles am Kampfsystem relativ simpel. Es geht nur leichter von der Hand. Der Kampf gegen Leshen selbst ist daher auch nicht besonders spannend, der Gegner nur etwas zäh. Fairlund, wie das Dorf übrigens heißt, ist den Waldgeist nun endlich los. Die Entwickler aber verraten uns, dass das Dorf kurz darauf von Banden angegriffen wird und den Wächter nur drei Monate überdauert hat.

Zum Abschluss möchte ich noch einen persönlichen Höhepunkt hervorheben. Vielleicht erinnert sich noch jemand an den wunderschönen Nachthimmel von The Elder Scrolls V: Skyrim. Das Bethesda-Rollenspiel bietet eine fantastische Welt und fesselt durch seine weitläufige Landschaft und die vielen Geschichten. Genau das will The Witcher 3: Wilde Jagd nun auch bieten. Nachdem ich gesehen haben, wie Geralt meditiert, bin ich wie verzaubert und hab Skyrim fast vergessen. Der Hexer sitzt am Lagerfeuer, während die Zeit um ihn herum schneller vergeht. Dabei erleben wir das beeindruckend hübsche und dynamische Wettersystem, die Wolken, Regen, die Sonne und die Nacht. Diese Szene war so wunderschön und natürlich, dass ich mich frage, wieso ich eigentlich überhaupt noch etwas anderes spielen soll. Die Polen sprechen vollmundig von ihrer Vision, aber es sieht so aus, als könnten sie das offenbar auch tatsächlich liefern. Für mich jedenfalls ist The Witcher 3: Wilde Jagd das beste Spiel auf der Gamescom.

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