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The Elder Scrolls Online

The Elder Scrolls Online

Wir haben mit Aldmeri Dominion die dritte Fraktion des MMORPG gespielt und fürchten, dem Fantasy-Abenteuer fehlt irgendwie der Elder-Scrolls-Zauber.

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The Elder Scrolls Online wird ein riesiges Spiel. Das kennzeichnet sich auch dadurch, dass wir erneut die Gelegenheit hatten, uns mit der Spielwelt zu befassen. Dieses Mal stehen uns für den Ausflug in die Fantasy-Welt allerdings nur die Rassen Khajiit, Waldelfe und Hochelfe zur Verfügung. Im Fokus der Demo steht nämlich die dritte Fraktion Aldmeri Dominion. Für unseren Testlauf wählen wir einen Waldelfen-Magier.

Das Ziel der Aldmeri Dominion in Tamriel ist es, sicherzustellen, dass junge Rassen wie die der Menschen nicht die Überhand über das Land gewinnen. Die Allianz wurde gegründet, als menschliche Molag-Bal-Anhänger die Stadt Imperial City übernahmen. Nun soll Tamriel vor den zerstörerischen Kräften der machthungrigen, neuen Rasse beschützt werden.

Wir erwachen als eines der neuestes Mitglieder der Aldmeri Dominion in einer Zelle, wo sonst. Hier bittet uns der Geist eines alten Mannes um Hilfe. Wir sollen für ihn einen anderen Gefangen ausfindig machen und gemeinsam mit diesem den alten Mann befreien, der in Molag Bals Dimension festgehalten wird. Ungemütlich, schließlich werden dort Seelen bis in alle Ewigkeit versklavt.

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Wie wir es aus der Serie kennen, kann zwischen den Perspektiven der dritten und ersten Person gewechselt werden.

Nach dem Prolog geht es endlich los. Und zwar genau so, wie man es von einem MMO erwarten würde. Die altbewährte Formel wurde aber um eine gute Portion Elder Scrolls ergänzt. Wie wir es aus der Serie kennen, kann zwischen den Perspektiven der dritten und ersten Person gewechselt werden. Fans der Reihe wird das sicher gefallen, vor allem, weil es so gut funktioniert. Ganz problemlos kommt man hier dank des reibungslosen Einsatzes der Waffen und des leichten Zielens in den vertrauten Skyrim-Flow.

Das Kampfsystem ist ein toller Mix aus klassischem MMO und Elder Scrolls. So zielen wir zwar frei, der Gegner wird aber zur besseren Orientierung durch eine rote Umrandung markiert. Die Gegner scheinen sich auch stärker auf unseren Charakter zu fokussieren. Selten reicht es, einfach zur Seite zu treten, um einem Schlag oder Feuerball auszuweichen. Stattdessen kommt ein Ducken-System zum Einsatz. Zweimal Knopfdrücken in dieselbe Richtung lässt uns eine Rolle ausführen, mit deren Hilfe wir unter dem nahenden Angriff wegtauchen. Das funktioniert zwar gut, wird aber vor allem für alteingesessene Serien-Fans eine Umstellung sein.

Nun schlagen wir uns zu dem anderen Gefangenen durch und betreten dann die leuchtende Dimension auf der Suche nach der Zelle des alten Mannes. Auf dem Weg gibt es eine ganze Reihe von Gelegenheiten, um die visuellen Leckerbissen zu genießen, die das Spiel zu bieten hat. Leider fehlt hier und da der Charme der Reihe. Es ist schwer, mit dem Finger genau auf den einen signifikanten Unterschied zu zeigen. Insgesamt wirkt es so, als würde The Elder Scrolls Online die Serie rein visuell eher imitieren als selbst ein Teil der Reihe zu werden. Es ist in etwa so, als wäre der Moderator einer TV-Erfolgsshow ausgetauscht worden - das Erlebnis ist einfach nicht mehr dasselbe.

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Die Wahl bei Entscheidungen soll während des gesamten Spielverlaufs Auswirkungen auf unseren Charakter haben.

Nach einem ausschweifenden Kampf gegen eine Horde unterschiedlicher Gegner und Gesprächen mit den leicht verwirrten Einheimischen finden wir die Zelle des alten Mannes. Mit einem kurzen Ritual gelingt es schließlich, ihn zu befreien. Ohne Umschweife werden wir hier mit den vielen Entscheidungen konfrontiert, die das Spiel für uns bereit hält. Unsere Wahl soll dann während des gesamten Spielverlaufs Auswirkungen auf unseren Charakter haben.

So sollen sich die für uns entstehenden Konsequenzen beispielsweise von denen unserer Online-Freunde unterscheiden. Retten wir eine Gruppe Soldaten, die unser Freund seinem Schicksal überlässt, werden wir später mit den Überlebenden sprechen können - unser herzloser Freund nicht. Es ist eine nette Idee, die hoffentlich nicht zu merkwürdigen Situationen mit anderen Spielern führt - etwa, dass wir mit einem Soldaten sprechen, den unser Begleiter nicht sehen kann.

Ich entscheide mich dafür, meinen Zellengenossen anstelle des alten Mannes in der Kammer versauern zu lassen und öffne mithilfe eines Rituals ein Portal, das zurück in die Welt der Lebenden führt. Einmal hindurchgetreten landen wir in Elseweyr, der Heimat der katzenartigen Khajiit. Toll, denke ich mir, und das bei meiner Allergie. Noch ein letztes Mal zeigt sich der alte Mann als Geist und erklärt, dass er nicht weiß, was mit ihm geschehen wird. Er ist sich aber sicher, dass wir uns wiedersehen werden.

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Üppige Natur, Palmen und grünes Gras, einladende Strände und schimmerndes Wasser - neue Eindrücke für alte Serien-Fans.

Ab diesem Zeitpunkt steht es uns frei, die kleine Insel zu erkunden, auf der wir erwacht sind. Zuerst fallen die Umgebungen ins Auge - immerhin hatten wir es in den bisherigen Teilen der Serie nicht mit tropischen Gefilden zu tun. Üppige Natur, Palmen und grünes Gras, einladende Strände und schimmerndes Wasser - unsere Füße hinterlassen Spuren im feuchten Sand und im Vergleich zu dem, was wir aus Elder Scrolls bisher gewohnt waren, fühlt sich das neue Szenario fremd an.

Viel Zeit bleibt nicht zur Entspannung, denn während wir mit den Einheimischen sprechen, füllt sich die Quest-Übersicht schnell mit allerhand Aufträgen. In Begleitung meines Kompasses, der in der Online-Variante ebenso verlässlich ist wie in The Elder Scrolls V: Skyrim, geht's zuerst in die Wildnis. Schnell werden wir in die ersten Gefechte mit den nicht ganz so freundlichen Waldbewohnern verwickelt. Und plötzlich wird es mir klar: Etwas vom besonderen Elder-Scrolls-Gefühl fehlt einfach.

Statt die Welt zu erkunden und dann von Zeit zu Zeit in zufällige Monster zu laufen, wurden die Gegner in The Elder Scrolls Online in kleinen Gebieten klar gruppiert. Dort laufen sie auf immer identischen Patrouillen-Wegen, bis wir nah genug heran kommen und ihren Angriff auslösen. Da fällt es etwas schwerer, sich ganz in der Fantasy-Welt zu verlieren. Leider bestätigt es für mich auch einige der Ängste von Skeptikern, die sich zu Wort meldeten als The Elder Scrolls Online angekündigt wurde.

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Die Gegner sind in kleinen Gebieten klar gruppiert. Dort laufen sie auf immer identischen Patrouillen-Wegen, bis wir nah genug heran kommen und ihren Angriff auslösen.

Nach einigen Stunden geht es von Aldmeri Dominion weiter zu Banished Cells, einem Dungeon, das für Level-15-Charaktere entworfen wurde. Begleitet werde ich von einem PR-Mann und einem Zenimax-Entwickler. Bevor es los geht, gibt es noch ein paar Tipps über die beste Ausrüstung und schon kurz darauf sind wir mitten drin im Dungeon.

Der Anfang ist entspannt und als geübter MMO-Spieler finde ich mich schnell zurecht. Unser Team hat sich für drei grundlegende Archetypen entschieden: Tank, Heiler und Magier für Flächenschaden. Wie zu erwarten sind die Gegner wesentlich stärker als bei früheren Begegnungen. Die Lebensleiste der Fieslinge sinkt aber stetig, dank geordnetem Teamplay: Der Tank lenkt die Feinde ab, der Heiler hält ihn am Leben und ich verursache Schaden.

Wir kämpfen uns durch den unterhaltsamen Untergrund, der mit seinem Umgebungsdesigns beeindruckt und sich durch tolle Schatten und gleißendes Licht auszeichnet. Es ist eine gelungene Interpretation eines schmuddeligen Dungeons. Es fehlt nichtsdestotrotz das Geschliffene eines Elder Scrolls-Spiels mit runden Formen in der Architektur. Doch davon abgesehen kann man sich leicht von der Umgebung verzaubern lassen. Dunkle Korridore werden durch den Schein von Fackeln erhellt und die Atmosphäre ist ganz zweifellos typisch.

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Vieles haben wir schon hundertmal gesehen: Truhen nach Gold durchsuchen, Schlösser knacken, ein tiefgründiges Fähigkeiten-System, viele ansprechbare NPC.

Dieses Gefühl bestätigt sich, als wir einen Raum betreten, in dem sich drei Schalter befinden. Klar, sie lösen etwas aus. Aber was? Und sind wir dem, was da kommt, schon gewachsen? Meine Mitstreiter überlassen mir die Entscheidung und ich betätige den ersten Schalter. Eine große Gruppe Gegner erscheint in der Mitte des Raumes. Es folgt ein spannender Kampf, in dem wir alle mehr als einmal dem Tod im letzten Moment von der Schippe springen. Das macht Spaß, besonders, als wir uns in voller Panik gegenseitig anschreien und wild auf Maus und Tastatur hämmern. Als der Kampf vorbei ist, sammeln wir unsere Gedanken. Als ich wieder gefragt werde: "Bist du bereit?", da kann ich nicht anders, als zu schmunzeln.

Nachdem wir die beiden anderen Schalter betätigt und die folgenden Gegnerwellen geschlagen haben, bin ich erschöpft. Trotzdem, es ist eine tolle Abwechslung auf dem Marsch durch das dunkle Dungeon, in dem weniger herausfordernde Gegner auf uns lauern. Wieder dauert es aber nicht lange, bis wir in den nächsten Raum gelangen. Hier erwartet uns ein riesiges, bedrohliches Monster. Es ist eine echte Herausforderung! Schließlich gelingt es uns, das Monstrum in die Knie zu zwingen. Zu meiner großen Enttäuschung ist die Session dann auch schon wieder vorbei.

Im Nachklang fühlt sich The Elder Scrolls Online dann doch wieder wie ein echtes Elder Scrolls an. Der Einsatz der klassischen Archetypen und die Art und Weise, wie wir gegen feindliche Monster antreten sind, bleiben allerdings ziemlich vorhersehbar. An der Grundformel ist im Wesentlichen auch nichts falsch, von den Zenimax Online Studios habe ich allerdings mehr Innovationen erwartet. Und das Spielerlebnis war am Ende nicht so auf den Punkt wie in The Elder Scrolls V: Skyrim.

Auf dem Heimweg bleibe ich zwiegespalten. Als langjähriger Fan der Serie freue ich mich, dass das Universum bereichert wird. The Elder Scrolls Online wirkt aber immer noch unfertig. Vieles haben wir schon hundertmal gesehen: Truhen nach Gold durchsuchen, Schlösser knacken, ein tiefgründiges Fähigkeiten-System, viele ansprechbare NPC. Anderes wie Diebstähle und Kriminalität haben die Macher völlig außen vor gelassen. Die Erklärung der Entwickler ist, dass sich die Umsetzung eines gerechten Systems für so eine große Zahl von Spielern ziemlich schwierig gestaltet. Ganz verworfen wurde die Idee aber noch nicht. Möglicherweise werden wir das also zu einem späteren Zeitpunkt sehen.

The Elder Scrolls Online ist ein solides MMO. Die Erwartungen sind und bleiben natürlich immens hoch und es wird noch eine ganze Weile dauern, bis das Spiel diesen Erwartungen gerecht werden kann. Sowohl das Gameplay als auch die Grafik müssen weiter ausgebessert werden. Bis zum Release für Windows, Mac, Playstation 4 und Xbox One im Frühjahr bleibt aber noch Zeit dafür. Ich bin optimistisch, dass die Entwickler ihre Versprechen halten werden.

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