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Super Smash Bros. für Nintendo 3DS

Super Smash Bros. für Nintendo 3DS

Nintendo lässt uns erstmals mit seinen Helden im Hosentaschenformat prügeln und hat der 3DS-Version dafür sogar viele exklusive Inhalte spendiert.

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Ich habe diese Aufregung um Super Smash Bros. nie verstanden. Ein paar bekannte Nintendo-Helden treten in einer Arena gegeneinander an, für mich klang das immer nach Abfallprodukt. Noch weniger habe ich daher verstanden, warum Nintendo so viel Energie aufwendet, diesen Titel zu entwickeln. Vor mehr als drei Jahren wurde das Prügelspiel angekündigt. Zwei Weihnachtsgeschäfte ließ Nintendo sausen. Es folgten die ersten kleinen Details, um dann in den letzten Monaten täglich über das Miiverse Informationsbrocken rauszuhauen. Es gab die volle Dosis Super Smash Bros., bis es uns allen aus den Ohren raushing.

Meine Berührungspunkte mit den bisherigen Spielen halten sich in Grenzen. Auf dem Nintendo 64 hat mich der Titel nicht interessiert. Auf dem Gamecube riskierte ich einen kurzen Ausflug riskiert und war fasziniert von dem Umfang. Aber das reichte nicht aus, um mich für die Wii-Version zu begeistern. Tatsächlich wäre der Kelch wohl wieder an mir vorbei gezogen, wenn Nintendo sich nicht dazu entschlossen hätte, dem Nintendo 3DS eine Version zu spendieren. In den Handheld bin ich schon ziemlich verliebt. Nur ungern lasse ich mir ein relevantes Spiel entgehen. Und insgeheim war ich natürlich froh, mich dadurch gezwungenermaßen mit dem Phänomen auseinandersetzen zu müssen.

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Mittlerweile wird derart außergewöhnliches von einem Prügelspiel erwartet, dass es kaum möglich erscheint, dem gerecht werden zu können - insbesondere nicht auf dem Nintendo 3DS.
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Das mehr dahinter stecken muss, hat Sony mit Playstation All-Stars Battle Royale eindrucksvoll bewiesen. Es ist nicht so einfach, ein Prügelspiel mit eigenen Maskottchen an den Start zu bringen. Nur zu simpel erscheint es, die beliebten Helden in ein Spiel zu stecken und sie gegeneinander antreten zu lassen. Doch offenbar gibt es kaum etwas, das schwieriger ist. Es geht um die Auswahl der Charaktere, die trotz ihrer Unterscheide alle gemeinsame Spielmechaniken umsetzen müssen. Es geht um die richtige Balance zwischen Zugänglichkeit und Tiefgang, um all jene mitzunehmen, die sich von den Figuren angesprochen fühlen. Und es geht natürlich vor allem auch darum, etwas Sinnvolles mit all diesen Charakteren anzustellen.

Nintendo hat aber ein Händchen dafür und lässt seinen Entwicklern gern genug Zeit, um das bestmögliche Spiel abzuliefern. Obwohl die Geschichte hinter Super Smash Bros. etwas komplizierter ist. Verantwortlich dafür ist nämlich Masahiro Sakurai, der Schöpfer von Kirby. Viele Jahre hat er bei HAL gearbeitet und dann vor zehn Jahren das Unternehmen verlassen, weil er sich mehr Freiheit gewünscht hat. Und vor allem wollte er sich davon lösen, immer unbedingt einen Nachfolger zu einem Spiel abliefern zu müssen. In einem Interview für ein japanisches Magazin sagte er damals: "Selbst wenn es ein Nachfolger ist, müssen viele Leute alles geben, um das Spiel zu entwickeln. Aber manche Leute denken, dass ein Nachfolger ein ganz normaler Vorgang ist."

Das Sakurai wieder in einer solchen Tretmühle gelandet ist, macht es fast tragisch. Allerdings gibt es einen entscheidenden Unterschied. An Super Smash Bros. für den 3DS und für Wii U arbeitet er mit seinem eigenem Studio Sora in Kooperation mit Bandai Namco. Er genießt dadurch mehr Freiheit und kann an dem für ihn perfekten Spiel arbeiten. Und mit jedem neuen Titel in der Reihe sind schließlich auch die Erwartungen gewachsen. Mittlerweile wird derart außergewöhnliches von einem Prügelspiel erwartet, dass es kaum möglich erscheint, dem gerecht werden zu können - insbesondere nicht auf dem Nintendo 3DS.

Super Smash Bros. für Nintendo 3DS
Wir müssen unsere geliebten Helden nicht verprügeln, bis sie vor Erschöpfung zusammenbrechen. Unsere Aufgabe ist es lediglich, den Gegner aus dem Ring zu stoßen.
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Ein Grund, warum Super Smash Bros. so gut funktioniert, ist auch dem grundsätzlichen Spielprinzip geschuldet. Wir müssen unsere geliebten Helden nicht verprügeln, bis sie vor Erschöpfung zusammenbrechen. Unsere Aufgabe ist es lediglich, den Gegner aus dem Ring zu stoßen. Je mehr wir ihn mit Angriffen malträtieren und so eine Prozentanzeige in die Höhe treiben, desto wahrscheinlicher ist, das dies gelingt. Mit jedem Tritt und jedem Schlag können wir unsere Herausforderer weiter schleudern. Gleichzeitig müssen wir natürlich versuchen, uns selbst zu schützen und geschickt auszuweichen. Dabei helfen auch die vertikal angelegten Arenen. Es gibt Orte, die unsere Mission erleichtern und solche, die das erschweren.

Sowieso sind die Arenen das, was mich persönlich an dem Spiel am meisten fasziniert. Die sich ständig wandelnden Schauplätze stehen repräsentativ für bestimmte Marken und Titel und einige davon auch exklusiv in der Handheld-Version. So wie das Haus aus Tomodachi Life. Im Haus finden sich sogar ein paar bekannte Miis wieder. Und das besondere ist, dass die einzelnen Zimmer so lange verdeckt bleiben, bis jemand sich darin befindet.

Jede Arena gibt es außerdem im Omega-Modus ohne Dynamik und jeglichen Schnickschnack. Damit wird das Element des Zufalls entfernt. Auch helfende Gegenstände lassen sich aus dem Kampf verbannen, um somit allein den gewinnen zu lassen, der geschickter an den Tasten ist. Das ist ein bisschen so, als würde man Mario Kart ohne Bananenschale & Co. spielen und dazu noch das Gummiband abschalten, das das Fahrerfeld zusammenhält. Es ist schön, eine solche Option zu haben, aber das riecht schon arg nach spaßbefreiter Zone.

Super Smash Bros. für Nintendo 3DS
Die ganzen Zufälle machen Super Smash Bros. doch erst richtig lustig.

Die ganzen Zufälle machen Super Smash Bros. doch erst richtig lustig. Und auch die Gegenstände verdienen eine ganz besondere Erwähnung. Es kommt zu chaotischen Zuständen in der Arena, wenn wir uns damit beispielsweise Pokémon und andere bekannte Figuren als Hilfshelden zur Seite holen, wenn wir Gegner per Superblitz schrumpfen oder mit einer Feuerblume einheizen. Zudem ist nicht jeder Gegenstand immer auch ein Vorteil. Manchmal kann dieser auch negative Folgen haben und etwa den Aktionsradius einschränken.

Per Zufall taucht ein funkelndes Logo des Spiels auf, das sich schnell über den Bildschirm bewegt. Wem es gelingt, es zu zerstören, kann einen finalen Smash aktivieren, der die Gegner relativ leicht von der Karte fegt. Dafür müssen wir nur unsere Spielfigur kennen und sie korrekt positionieren. Das aber gilt ohnehin immer, denn obwohl alle Figuren die gleiche Steuerung haben, spielen sie sich alle anders. Jeder Charakter hat seine Eigenart, die wir verinnerlichen müssen, wenn wir erfolgreich sein wollen. Neben Angriff, Verteidigung und Sprung gibt es auch einen Spezialangriff, der sich am deutlichsten unterscheidet.

Natürlich ist genau das auch der Kern der Reihe, so viel habe ich schon verstanden. Genau dieses Rezept macht Super Smash Bros. zugänglich und anspruchsvoll zugleich. Und über die vielen Gegenstände, Arenen und Charaktere gibt es darüber hinaus eine gelungene Integration. Aber tatsächlich muss man sich eine Weile in den Titel reinspielen, um wirklich zu erkennen, wie alles ineinander greift. Das Schöne ist aber, dass dies nicht langweilig wird, weil das Team abwechslungsreiche Modi integriert hat, die auch dabei helfen, besser zu werden.

Super Smash Bros. für Nintendo 3DS
Der zweite wichtige Modus ist das Smash-Abenteuer und dieser ist exklusiv der Handheld-Version vorbehalten.

Zunächst einmal gibt es natürlich den regulären Smash-Modus, in dem wir nicht nur Kämpfer und Arena, sondern auch die Regeln frei wählen können. Gekämpft zu zweit, zu dritt oder zu viert, allein oder in Gruppen und das nicht nur gegen den Computer, sondern wahlweise auch über die Drahtlosverbindung vom 3DS. Online funktioniert das ähnlich, wobei die Ranglistenspiele in der angesprochenen spaßbefreiten Version stattfinden. Als nettes Extra können wir außerdem anderen beim Spielen zuschauen und Münzen auf den Sieger setzen. Es gibt sogar einen Videokanal, in dem wir uns Videos mit unserem Lieblingscharakter anschauen können.

Der zweite wichtige Modus ist das Smash-Abenteuer und dieser ist exklusiv der Handheld-Version vorbehalten. Darin ziehen vier Charaktere unabhängig voneinander über eine feste Karte und kämpfen gegen verschiedene Bösewichte aus dem gesamten Nintendo-Universum. Besonders habe ich mich da beispielsweise über die Truppen aus Donkey Kong Country gefreut. Jeder besiegte Feind hinterlässt Attributsymbole, die unsere Fähigkeiten etwa im Angriff, Defensive oder Sprung verbessern. Außerdem können wir noch andere Boni und Extras sammeln.

Wer scheitert, verliert etwas von den gesammelten Dingen und weiter geht es, bis fünf Minuten um sind. Danach geht es in die finale Runde, in der es eine bestimmte Aufgabe gibt. Neben einem normalen Kampf müssen wir zum Beispiel einfach nur einen Rennen gegen die anderen gewinnen. Wer das entsprechende Attribut besonders gestärkt hat, der hat natürlich dann einen Vorteil. Auf diese Weise wird das Smash-Abenteuer nicht so schnell langweilig. Gespielt werden kann es auch mit Freunden, allerdings nur lokal. Der Grund für die fehlende Online-Unterstützung hängt womöglich mit der Dauer des kleinen Turniers zusammen.

Super Smash Bros. für Nintendo 3DS
Im All-Star-Modus gibt es eine kleine Lektion in Sachen Videospielgeschichte.

Im Klassischen Modus sind mehrere Kämpfe aneinander gereiht, wobei wir immer mehrere Pfade zur Auswahl haben und damit entscheiden, gegen wen wir kämpfen. Am Ende geht es gegen die bekannte Meisterhand. Wir legen zu Beginn den Schwierigkeitsgrad fest und je höher der ist, desto mehr Geld müssen wir investieren. Umgekehrt springt dabei natürlich auch am meisten für uns heraus. Parallel dazu gibt es den All-Star-Modus, in dem wir gegen alle Charaktere des Spiels in chronologischer Reihenfolge ihres ersten Auftritts antreten müssen. Es gibt also eine kleine Lektion in Sachen Videospielgeschichte.

Im Stadion gibt es noch drei kleine Minispiele. In Multi-Smash müssen wir uns einer Horde bis zum 1000 von Gegnern stellen und möglichst viele von der Bühne schubsen. In Scheiben-Bomber muss eine Bombe auf ein Gebilde aus Brettern und Schreiben geschossen werden und möglichst viel Schaden anrichten. Der Home-Run-Wettkampf verlangt von uns, einen Sandsack möglichst weit zu schießen - und dafür muss er zuvor intensiv bearbeitet werden. Ein letztes Minispiel versteckt sich in der Truhe. Im Trophäenrausch müssen wir Kisten zerstören und können da vor allem Trophäen kassieren - je nach dem wie viel Gold wir in Zeit investieren.

Spielerisch sind damit alle Inhalte abgedeckt, aber eine ganz wesentliche Funktion fehlt noch, die zusammen mit den Mii-Charakteren als Kämpfer eingeführt wurde. Alle Charaktere lassen sich nämlich ebenfalls anpassen. Wir können ihnen andere Spezialfähigkeiten zuordnen sowie besondere Ausrüstung anlegen und sie damit stärker machen. Natürlich gibt es eine Option in den entsprechenden Modi, solche modifizierten Charaktere vom Spiel auszuschließen. Praktisch ist, dass es pro Figur mehrere Speicherstände für solche Anpassungen gibt. Wer also keine Lust auf Mii-Kämpfer hat, kann sich einen Teil neuen Möglichkeiten auch auf den eigenen Wunschcharakter übertragen.

Super Smash Bros. für Nintendo 3DS
Es ist, kurz gesagt, eines der fettesten Spiele für den Nintendo 3DS.

Technisch macht Super Smash Bros. auch auf dem Nintendo 3DS eine gute Figur. Alle Charaktere sind deutlich zu erkennen und schauen großartig aus - ob mit aktivierter Kontur oder ohne. Sogar der 3D-Effekt ist ganz hübsch, auch wenn es mit dem aktuellen 3DS eher anstrengend ist, weil wir den Handheld beim Spielen kaum still halten können - und nur dann funktioniert der wirklich gut. Schlechte Karten hat diese Version allerdings bei der Auflösung, weshalb wir manche Gegenstände nur schlecht erkennen und unterscheiden können. Das gilt vor allem dann, wenn die Kamera gelegentlich aus dem Geschehen zoomt und in die Totale geht.

Und noch etwas ist ein bisschen schwierig in der Handheld-Variante. Der reguläre Nintendo 3DS ist tatsächlich für diese Art von Spiel etwas zu klein geraten und ohne Pausen ist es kaum erträglich. Obwohl das Schiebepad seine Arbeit tadellos verrichtet und auch nach vielen Stunden mit Super Smash Bros. nicht stärker in Mitleidenschaft gezogen wurde, als es das nicht ohnehin schon war. Mit dem XL spielt sich das vermutlich etwas leichter.

Warum ich weiß, wie fies so ein kleiner Fingerkrampf sein kann, hängt vor allem damit zusammen, dass ich mich habe infizieren lassen. Irgendwo zwischen Smash-Abenteuer und Minispielen, zwischen freigeschalteten Charakteren und der Trophäenjagd ist es passiert. Nicht ganz unschuldig waren wohl auch die Meilensteine, die mir kleine Aufgaben geben, an denen ich mich abarbeiten kann und die mir subtil alle Funktionen des Spiels erklärt haben. So habe ich nach mehr als 15 Jahren endlich kapiert, dass Super Smash Bros. nicht einfach nur ein Fanservice ist, sondern große Kunst. Und auch wenn es mir an vielen Stellen schwer fällt, große Vergleiche zu den anderen Spielen der Reihe anzustellen, so kann ich zumindest mit meiner Erfahrung im Handheld-Bereich sagen, dass dies eines der fettesten Spiele für den Nintendo 3DS ist und ich mich jetzt sogar auf die Version für die Wii U freue.

09 Gamereactor Deutschland
9 / 10
+
reichlich Inhalt, viele Modi für Solospieler und Multiplayer, viele Anpassungsoptionen, hübsche Präsentation mit klasse Sound, Smash-Abenteuer
-
geringe Auflösung macht es manchmal schwer erkennbar, Handkrampf am regulären 3DS
overall score
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