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Starcraft II: Heart of the Swarm

Starcraft II: Heart of the Swarm

Es hat lange gedauert, aber endlich ist Starcraft II: Heart of the Swarm da und liefert die frischen Inhalte, auf die alle Fans warten.

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"Ich bin der Swarm." Mit diesen Worten begrüßt uns Kerrigan in der imposanten Eröffnungsszene von Starcraft II: Heart of the Swarm, dem ersten von zwei Erweiterungspakten zu Starcraft II: Wings of Liberty. Kerrigan ist die Herrscherin der Zerg und Trägerin des Titels Queen of Blades.

Ganz wahr ist ihre Aussage aber nicht. Anführerin des Schwarms ist Sarah Kerrigan schon lange nicht mehr - im Grunde führt sie gar nichts an. Ihr erinnert euch vielleicht, wie wir sie am Ende des Hauptspiels vor den Zerg retteten, damit sie wieder ein Mensch werden konnte. Das befreite sie zwar von dem unstillbaren Durst nach Blut und dem stetigen Wunsch nach Zerstörung, hinterließ aber ein ziemlich schlechtes Gewissen. Immerhin forderten ihre vergangenen Taten viele Opfer.

Besonders unterhaltsam ist es in der ungemütlichen Zelle aber auch nicht, weshalb sich in der deprimierten Kerrigan bald wieder erste Rachegefühle regen. Um ihren Widersachers Arcturus Mengsk zu töten, den Herrscher der Terran Dominion, bleibt Kerrigan aber nur eine Möglichkeit: Sie muss sich mit ihren Rettern zusammenschließen und die zerstreuten Zerg vereinen.

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Je nach dem, wie wir zählen, erwarten uns 20 bis 26 neue Missionen und einige Neuerungen beim herausragenden Mehrspielermodus.

Fast drei Jahre hat es gedauert, nun ist Starcraft II: Heart of the Swarm endlich da. Da brennt uns eine Frage natürlich besonders unter den Nägeln: Hat sich das lange Warten gelohnt? Je nachdem, wie wir zählen, erwarten uns 20 bis 26 neue Missionen und einige Neuerungen im herausragenden Mehrspielermodus. Wer Starcraft II: Wings of Liberty in erster Linie online zockt, weiß sicher schon, was gerade Letzteres beinhaltet. In der Kritik werde ich mich deshalb eher auf die Kampagne konzentrieren.

Und was für eine Kampagne uns da erwartet. Blizzard folgt auch in der Erweiterung der Tradition von Starcraft II: Wings of Liberty, in dem mit jeder neuen Mission eine einzigartige und ausgefallene Spielbesonderheit eingeführt wurde. In den seltensten Fällen besteht unsere Aufgabe nur darin, eine Basis aufzubauen und mit der danach aufgestellten Armee loszuziehen, um alle Gegner niederzustrecken. Meist geht es um viel mehr. In einer Mission beispielsweise hindern wir Protoss-Raumschiffe daran, ihre Transport-Portale zu erreichen. In einer anderen müssen wir eine riesige Zerg-Waffe reparieren, um mit ihrer Hilfe schwere gegnerische Kreuzer vom Himmel zu holen, noch bevor sie unsere Basis erreichen.

Starcraft II: Heart of the Swarm
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Blizzard folgt auch in der Erweiterung der Tradition von Starcraft II: Wings of Liberty, in dem mit jeder neuen Mission eine einzigartige und ausgefallene Spielbesonderheit eingeführt wurde.

Eine Handvoll Missionen brechen sogar komplett mit dem bewährten System der originalen Version und erinnern mehr an Action-Titel. An Board eines Raumsschiffs sammeln wir als kleiner Parasit Biomasse und entwickeln uns so nach und nach zu einer Brutmutter. Im Akkord lassen wir dann neue Einheiten schlüpfen, die sich um die restlichen Feinde auf dem Schiff kümmern.

Bei einer anderen Gelegenheit führt Kerrigan eine kleine Einheit vorbei an dem Planeten Zerus, der einmal das ursprüngliche Zuhause der Zerg war. Ihre Suche nach drei feindlichen Anführern endet in ziemlich guten Boss-Kämpfen. Oh ja, es gibt Boss-Kämpfe in diesem Echtzeitstrategie-Spiel, und zwar mit dem vollen Programm wie Lebensbalken auf dem Bildschirm. Oberflächlich betrachtet wirkt das wie eine drastisch neue Richtung, aber in meinen Augen funktioniert es sowohl in Verbindung mit dem Gameplay als auch der Geschichte und sorgt für mehr Variation.

Im Gegensatz zum Hauptspiel befehligt Kerrigan ihre Truppen bei den meisten Missionen selbst auf dem Schlachtfeld und wenn das nicht der Fall sein sollte, bekommen wir als Ersatz einen anderen Charakter mit speziellen Fähigkeiten zur Seite gestellt. Inspirationsquelle war dabei ganz offensichtlich Warcraft III. Das neue Modell grenzt Starcraft II: Heart of the Swarm deutlicher von Starcraft II: Wings of Liberty ab.

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Starcraft II: Heart of the Swarm
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Oberflächlich betrachtet, wird eine drastische neue Richtung eingeschlagen - die funktioniert aber sowohl in Verbindung mit dem Gameplay als auch der Geschichte und sorgt für ein extra Maß an Variation.

Mit dem Absolvieren von Missionen steigt Kerrigans Level, wodurch in bestimmten Abständen Gruppen neuer Fähigkeiten freigeschaltet werden. Auch wenn wir uns davon zunächst je nur eine aussuchen dürfen, wechseln wir sie ähnlich wie in World of Warcraft und Diablo II zwischen den Missionen beliebig aus. Wir müssen uns also nie mit einer Fähigkeit arrangieren, mit der wir eigentlich unzufrieden sind. Wer bereits ein bisschen vorausplant, stellt sich ein maßgeschneidertes Fähigkeitenset für die nächste Mission zusammen.

Im weiteren Spielverlauf schalten wir auch Modifikationen für unsere Grundeinheiten frei. Mit einigen Handgriffen werden sie so schneller oder richten mehr Schaden gegen bestimmte Gegner an. Wie auch die Fähigkeiten können die Anpassungen zwischen den Missionen ausgetauscht werden. Ganz ohne sich festzulegen, geht es aber auch nicht.

In regelmäßigen Abständen müssen wir uns zwischen zwei möglichen Entwicklungswegen für unsere Einheiten entscheiden. Normale Zerglinge erhalten dann entweder kleine Flügel, mit denen sie eigene Einheiten überspringen oder aber wir helfen ihrer Vermehrung auf die Sprünge und lassen drei Einheiten pro Ei schlüpfen. Die möglichen Evolutionsstufen sind immer interessant und die Vorteile beider Möglichkeiten schnell erkennbar, womit natürlich vor allem der Wiederspielwert erhöht wird. Damit die Entscheidung etwas leichter wird, lassen sich beide Varianten vorher in einer kurzen Mission antesten. Ganz klar ist das eine Verbesserung im Vergleich zu Starcraft II: Wings of Liberty. Beim Hauptspiel mussten wir oft völlig wahllos auf Grundlage einer kurzen Textbeschreibung und einer kleinen Animation zwischen zwei Einheiten wählen.

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Starcraft II: Heart of the Swarm
Die Erweiterung verbessert einige Aspekte des Hauptspiels: DIe möglichen Modifikationen für unsere Einheiten dürfen vor der Auswahl in einer kleineren Mission ausgiebig ausprobiert werden.

Auch bei der Story macht Starcraft II: Heart of the Swarm einiges besser als das Original. Dreh- und Angelpunkt des Geschehens ist Kerrigan und ihre Rache. Damit wirkt die Erzählung stärker fokussiert und vor allem persönlicher. Im Vergleich zu dem, was Blizzard in den vergangenen Jahren bisher abgeliefert hat, ist das ein ganz klarer Schritt in die richtige Richtung. Es geht weniger um Jahrtausende alte dunkle Mächte oder Vision vom Untergang und dafür mehr um Charakterentwicklung und persönliche Beziehungen.

Das bedeutet nicht, dass Starcraft II: Heart of the Swarm ein Shakespeare-Stück ist. Natürlich ist es immer noch unheimlich kitschig, besonders bei den Dialogen. Das zu akzeptieren, fällt diesmal aber leichter. Kerrigan ist vielleicht der interessanteste Charakter des Starcraft-Universums und es tut dem Spiel gut, dass sie in den Fokus gerückt wird. Die anderen Charaktere sind dafür umso austauschbarer. Einzige Ausnahme bildet Abathur, ein eher widerliches Kriechtier, das für die Mutationen und Evolutionen unserer Einheiten verantwortlich ist. Er hat eine merkwürdige Art zu reden und spricht fast ausschließlich über Gene und DNA-Sequenzen - das aber sehr unterhaltsam. Gerade deshalb hoffen wir, dass es Abathur auf die eine oder andere Art auch ins nächste Spiel schafft.

Einige werden vielleicht die etwas klassischeren Missionen vermissen, aber ich glaube, dass die Kampagne von Starcraft II: Heart of the Swarm durchweg großartig unterhält und eine Menge Abwechslung bietet. Man hat sich bewusst dafür entschieden, mit einigen Konventionen des Echtzeitstrategie-Genres zu brechen.

Starcraft II: Heart of the Swarm
Die Kampagne von Starcraft II: Heart of the Swarm unterhält durchweg großartig und bietet eine Menge Abwechslung. Sie bricht aber auch mit einigen Konventionen.

Ist die Kampagne durchgespielt, wird das Master Archive freigeschaltet, in dem wir uns bei Bedarf alle gespielten Missionen noch einmal ansehen und frei zwischen den freigeschalteten Mutationen unserer Einheiten und Fähigkeiten umherwechseln. Natürlich gibt es deswegen trotzdem keine mächtigen Fertigkeiten in den frühen Missionen, aber weil die Geschichte nicht komplett linear erzählt wird, stehen uns bei einigen von ihnen potenziell andere Einheiten und Fähigkeiten zur Verfügung als beim ersten Durchspielen. Der Schwierigkeitsgrad wird beliebig angepasst und dann kann die Trophäen-Jagd beginnen.

Nun aber Mehrspielermodus. Starcraft II: Heart of the Swarm bringt sieben neue Einheiten ins Spiel, die sich auf die drei vorhandenen Rassen verteilen. Das klingt nicht viel, in Anbetracht der Anpassungsmöglichkeiten, die sich auch auf die Spielbalance auswirken, wird das bisherige Geschehen aber ganz schön durchgeschüttelt. Im Ergebnis ist das Spiel in vielerlei Hinsicht schneller und konzentriert sich stärker auf die Action als früher.

Sich auf eine Strategie festzulegen und schon auf lange Sicht die Einheiten darauf auszurichten, ist nicht mehr im selben Maß möglich. Starcraft II: Wings of Liberty war auf eine Art festgefahren und viele Matches wurden nicht mehr mit dem Ziel geführt, überhaupt Late-Games zu erreichen. Jetzt kommt die Action eher von außen, wodurch abwechslungsreichere und unterhaltsamere Gefechte entstehen. Zum Beispiel ist auch das Auftreten schwerer Einheiten ein besonderer Moment.

Starcraft II: Heart of the Swarm
Das Spiel ist schneller und konzentriert sich stärker auf die Action als früher. Sich auf eine Strategie festzulegen und schon auf lange Sicht die Einheiten darauf auszurichten, ist kaum möglich.

Außerdem sorgt die Erweiterung für zahlreiche Verbesserungen bei der Interaktionsoberfläche selbst. Ein Kaufgrund für Starcraft II: Heart of the Swarm ist das natürlich nicht, weil Blizzard sie wie so oft bereits als Patch nachgeliefert hat. Weil außerdem neue Trainingsmissionen und mehr Möglichkeiten zum Training mit dem Computer geschaffen wurden, wird das Spiel so auch für Einsteiger leichter zugänglich. Der verbesserte Statistik-Bildschirm setzt den Fokus stärker auf die persönliche Entwicklung statt auf den bloßen Vergleich zwischen gewonnenen und verlorenen Matches, sodass wir selbst in der größten Niederlage noch einen kleinen Sieg finden können.

Wer sich Starcraft II: Heart of the Swarm zulegt, verschafft sich zusätzlich Zugang zu einigen neuen freischaltbaren Elementen kosmetischer Natur zum Beispiel zum Anpassen des Aussehens von Einheiten oder neue Porträts. Das ist vielleicht nur eine Kleinigkeit, aber es bleibt am Ende immerhin das Gefühl, selbst bei einem verlorenen Match etwas gewonnen zu haben. Fans werden sich Starcraft II: Heart of the Swarm sicher sowieso kaufen. Doch auch wer Echtzeitstrategie-Titel nur wegen der Einzelspielererfahrung spielt, findet viele Kaufgründe. Die Kampagne ist grundsolide und übertrifft in einigen Aspekten eben sogar Starcraft II: Wings of Liberty.

Vielleicht fragt ihr euch jetzt, warum die Wertung nach so viel Lob nicht höher ausgefallen ist, obwohl gerade Starcraft II: Wings of Liberty 2010 eine 9/10 mit nach Hause genommen hat. Starcraft II: Wings of Liberty ist immer noch eines der besten Multiplayerspiele, die es für Geld zu kaufen gibt. Starcraft II: Heart of the Swarm ist nicht ganz so bahnbrechend in bezug auf seine Neuerungen. Es setzt eher auf Verfeinerung und Weiterentwicklung. Trotzdem: Wer Starcraft II: Wings of Liberty mochte, hat keinen Grund, Starcraft II: Heart of the Swarm nicht so schnell wie möglich zu kaufen.

08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
starke Einzelspielerkampagne, endlos viel Abwechslung, gut erzählte Geschichte, immer noch einer der besten Multiplayer
-
die Kampagne wird leider nicht jedermans Geschmack treffen
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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