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Sherlock Holmes Chapter One

Sherlock Holmes Chapter One - Zwei Stunden im sonnigen Cordona

Den großen Meisterdetektiv gibt es schon seit über einem Jahrhundert, doch in all dieser Zeit sah er nie lebendiger aus.

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Der ukrainische Entwickler Frogwares veröffentlichte in den letzten fünfzehn Jahren regelmäßig neue Sherlock-Holmes-Spiele, doch nach Sherlock Holmes: The Devil's Daughter gönnten sie dem vielbeschäftigten Detektiv 2016 eine wohlverdiente Pause. Stattdessen haben sie sich mit The Sinking City am Werk eines anderen, klassischen Autors versucht und ein Spiel produziert, das von H.P. Lovecraft inspiriert wurde. In The Sinking City hat das Entwicklerstudio mit Open-World-Einflüssen experimentiert und obwohl das Game ein paar Probleme hatte, war es meiner Meinung nach eine bemerkenswerte Erfahrung, die vielleicht nur von L.A. Noire überboten wird.

Im bevorstehenden Abenteuer Sherlock Holmes Chapter One erkunden wir noch einmal jede Ecke einer relativ großen, offenen Welt, doch statt des tristen und verfallenden Ortes Oakmont besuchen wir diesmal die sonnige Mittelmeerinsel Cordona. Ich hatte das Glück, mich in mit Sherlock Holmes und seinem neuen Begleiter Jon zu diesem interessanten, neuen Ort voller Mord und Intrigen zu begeben. Der Vierte im Bunde war der Creative Director des Spiels, Sergei Chervonnyi, der mir Fragen zum Spiel beantwortete.

Der Preview-Build beginnt damit, dass ein junger Sherlock am Hafen ankommt und in einem luxuriösen Hotel eincheckt. Sherlock ist in dieser Zeitlinie offenbar auf dieser Insel aufgewachsen und er ist an diesen Ort zurückgekehrt, um sich von seiner kürzlich verstorbenen Mutter zu verabschieden. Es handelt sich hierbei also um eine Art Ursprungsgeschichte für diesen bekannten Charakter und das soll uns auch der Titel zu verstehen geben: "Der Name steht dafür, dass dies der Beginn von Sherlocks Geschichte ist. Das ungeschriebene Kapitel, das erzählt, wie Sherlock seinen Weg begann und zum weltberühmte Detektiv wird, den wir alle kennen", so Sergei Chervonnyi.

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Wenige Minuten nach unserer Ankunft erhält der junge Sherlock bereits eine Chance, sich zu beweisen. Eine spirituelle Seance ist fürchterlich schief gelaufen und sowohl der Betrüger hinter dem Spektakel als auch der Ehemann des Opfers stehen unter Mordverdacht. Um den Täter zu überführen, müssen wir in Sherlocks "Gedankenpalast" Hinweise untersuchen, Zeugen befragen und Schlussfolgerungen ziehen. Natürlich stehen uns auch handfeste Werkzeuge zur Verfügung, um den Tatort zu untersuchen. Wenn wir uns konzentrieren, können wir die Umgebung und Personen nach kleinsten Details abscannen, die nur einem Meisterdetektiv auffallen würden. Es gibt zudem die Möglichkeit, alle wichtigen Interaktionsobjekte hervorzuheben oder immer eine Benachrichtigung zu erhalten, wenn wir einen Hinweis verpassen. Das ist allerdings rein optional und kann deaktiviert werden, wenn ihr ein authentischeres Erlebnis bevorzugt.

Sherlock Holmes: Crime and Punishment führte eine Mechanik ein, die uns falsche Schlussfolgerungen ziehen ließ, was letztendlich dazu führte, dass unschuldige Personen verurteilt werden konnten. Der erste Fall in der Vorschau war fachmännisch ausgearbeitet und es war eine große Erleichterung, als der Verdächtige, den ich anklagen wollte, endlich seine Taten einräumte. Doch nach dem Geständnis konnte ich eine Wahl treffen und entscheiden, ob der Verbrecher vor Gericht gestellt werden oder doch ungeschoren davonkommen sollte. "Das Gesetz von Cordona ist nicht schwarz-weiß, genau wie im wirklichen Leben. Manchmal tun die Leute aus den richtigen Gründen etwas 'Falsches'. Diese Entscheidungen haben auch einige Auswirkungen auf andere Charaktere und darauf, wie sie euch sehen", erklärt der Creative Director.

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Nachdem ich den ersten Fall löste, durfte ich die Insel frei erkunden. Da es sich hierbei um einen unfertigen Entwickler-Build handelte, gab es noch so einige Pannen und wackelige NPCs, aber insgesamt sah die Insel bereits wunderschön aus. Staubige, sonnenverbrannte Straßen, detaillierte Häuserwände und einige schöne Lichteffekte tragen dazu bei, eine großartige Atmosphäre zu schaffen. Und obwohl das Setting neu ist, verspricht der Creative Director, dass wir auf dem Weg auch einige bekannte Gesichter treffen werden.

Mit The Sinking City hat Frogwares bewiesen, dass sie in der Lage sind, interessante, lebendige Welten mit einem Budget zu schaffen, das bei weitem nicht an das ihrer Open-World-Rivalen heranreicht. Diesmal fühlt sich die Abstimmung noch besser an, da Cordona ein erstaunlicher Schmelztiegel wunderschöner Ausblicke und farbenfroher Charaktere aus der ganzen Welt zu sein scheint. Bei meinem kurzen Besuch traf ich uniformierte, britische Kolonialarbeiter, Kurden und Ägypter in einheimischen Gewändern, sowie französische Aristokraten, die sich nicht einmal die Mühe machten, mich anzusehen.

Sherlock hat mir verraten, woher all diese Leute kommen. Er besitzt eine brandneue Fähigkeit, die es ihm ermöglicht, Menschen schnell zu scannen. Das funktioniert ein bisschen wie in Watch Dogs, aber der große Detektiv muss sich natürlich nicht in die Datenbank der Leute hacken, um jedes ihrer Geheimnisse aufzudecken. Stattdessen untersucht er nur Gesicht, Kleidung und physische Aufmerksamkeiten, wie Prellungen und Ähnliches. Dadurch erfährt er sofort persönliche Details, wie z. B. ob eine Person an Schlaflosigkeit leidet oder ein Alkoholproblem hat. Sherlocks Fähigkeit, ein Buch nicht nur nach seinem Cover zu beurteilen, sondern es sozusagen auch zu lesen, ist eine der ikonischsten Fähigkeiten des Detektivs und es ist großartig zu sehen, wie dieses Talent auf so elegante Weise umgesetzt wird.

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Sherlock Holmes war nie ein Charakter mit viel psychologischer Tiefe, aber dieses Spiel soll das ändern, veranschaulicht Sergei Chervonnyi: "Es ist am Ende nicht nur eine vage, zusammenhängende Geschichte, die [euch erklärt, warum] Sherlock gerne Verbrechen löst.", so der Game Director. "Mit Chapter One gehen wir auf sehr spezifische Dinge ein, die ihn ausmachen - wie seine Faszination für die Geige, seinen charakteristischen Kleidungsstil oder sogar seine Drogensucht."

Wie bereits erwähnt, möchte Sherlock in diesem Abenteuer mit seiner Vergangenheit abschließen und dabei wird er von seinem besten Freund Jon begleitet. Es handelt sich dabei nicht um seinen normalen Partner John Watson, sondern um einen brandneuen Charakter, der von Frogwares entworfen wurde. Man merkt schnell, dass Sherlocks Beziehung zu diesem Charakter mehr als kompliziert ist - während meiner zwei Stunden mit dem Spiel konnte ich mich nicht wirklich entscheiden, ob ich Jon als überzeugenden Charakter oder als großes Ärgernis empfand. Genau wie in einem der frühen Spiele von Frogwares taucht Jon immer in unserer Nähe auf und ist bereit, einen Rat (oder einen bissigen Kommentar) zu geben. Jon wird sowohl beim Gameplay als auch in der Story eine herausragende Rolle einnehmen und deshalb sollten wir mit ihm warm werden.

Die Vorschau endet mit einem großen Cliffhanger und ich kann es kaum erwarten, nach der Veröffentlichung die Vollversion weiter zu erkunden. Es gibt immer noch vieles, was ich nicht gesehen habe, wie zum Beispiel das Kampfsystem (das diesmal ein wichtiger Schwerpunkt zu sein scheint). Die Auseinandersetzungen und die technischen Mängel waren die eklatantesten Probleme von The Sinking City, deshalb muss Frogwares entsprechende Stellen diesmal mit größerer Aufmerksamkeit beachten. Das neblige London für eine Weile hinter sich zu lassen und stattdessen eine faszinierende Insel voller versteckter Wunder und politischer Spannungen zu erkunden, könnte aber genau das sein, was die Serie braucht.

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