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Shawn Layden: Wenn Videospiele ihren Kurs nicht ändern, wird die Branche zusammenbrechen

Der Zusammenschluss von Spieleentwicklern ist "der Feind der Vielfalt", sagt der ehemalige Sony-Boss.

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Shawn Layden war früher der Geschäftsführer von Sony Worldwide Studios, doch er hat das Unternehmen 2019 verlassen und arbeitet mittlerweile als Top-Manager bei der Streamline Media Group. Vor kurzem konnten unsere Kollegen von Gamesindustry.biz mit dem Mann sprechen und ein paar seiner spannenden Gedanken einfangen. Im Gespräch machte Layden unter anderem deutlich, dass er das aktuelle Finanzierungsmodell von Videospielen für nicht länger nachhaltig halte.

„Mit jeder Konsolengeneration verdoppeln sich die Kosten [der Videospielproduktion]. PS4-Spiele lagen beispielsweise bei zwischen 100 Millionen und 150 Millionen US-Dollar, sodass PS5-Spiele, sobald sie ihr wahres Potential entfalten, 200 Millionen US-Dollar überschreiten werden", betonte der Manager. Diese enormen Kosten werden es erschweren, neue Studios zu gründen, gewagte Ideen umzusetzen und innovative Möglichkeiten der Spieleentwicklung in Betracht zu ziehen.

Die steigenden Entwicklungskosten haben bereits jetzt zu einem Trend des Zusammenschließens bei großen Unternehmen geführt, die kleine Studios in zunehmendem Tempo absorbieren. Doch dadurch werde sich die Situation nicht verbessern können, prognostiziert Layden: „Konsolidierung ist in vielerlei Hinsicht der Feind der Vielfalt. Sie nimmt viele Teile vom Spielbrett, wenn [die einzelnen Bestandteile] zu diesen großen Konglomeraten heranwachsen. Und wieder haben wir am Ende dieses Vielfaltsproblem", befürchtet der Manager.

Shawn Layden: Wenn Videospiele ihren Kurs nicht ändern, wird die Branche zusammenbrechen

Dass es derzeit keinen Platz gebe, um mit Vorschlägen, wie Parappa the Rapper und Vib-Ribbon - die er als zwei seiner Favoriten aufzählt -, aufzufallen, ist für Layden "eine schlechte Sache für die Branche und für die Fans". Im Laufe der Zeit werde dieser Zusammenschluss von Entwicklern laut dem Manager dazu führen, dass sich die profitabelste Formeln durchsetzt, was die Experimente zunehmend erschwert: "Wenn wir im Laufe der Jahre immer wieder mit demselben Publikum sprechen und die gleichen Geschichten auf die gleiche Weise erzählen, führt das zum Zusammenbruch der Videospielindustrie."

Aus seiner Sicht besteht der Schlüssel zur Weiterentwicklung von Videospielen und der Erforschung von alternativen Konzepten darin, über das hinauszugehen, was die Unterhaltungsbranche derzeit im Kern anbietet. Entwickler sollen den Hintergrund des Videospiels nutzen, um unterschiedliche Arten von Erfahrungen anzubieten. Das können sowohl lehrreiche Formate, wie die Erkundungstouren der Assassin's-Creed-Spiele, als auch informative Ideen, wie der IKEA-Katalog im Stil von Animal Crossing, sein. Solche Dinge sind in den Augen des Managers ein entscheidender Schritt, um das Wachstum der Branche und die Vielfalt zu fördern.

Shawn Layden: Wenn Videospiele ihren Kurs nicht ändern, wird die Branche zusammenbrechen
The Game Awards 2019: Links seht ihr Shawn Layden, in der Mitte steht Phil Spencer und rechts ist Reggie Fils-Aimé abgebildet.


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