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Ride 4

Ride 4

Wir fahren Milestones Motorrad-Rennspiel aus.

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Wenn ich im Oktober mein Motorrad aus der Garage schiebe, dann ist das meist ein einzigartiges Gefühl für mich. Wenn Milestone im Herbst mal wieder einen Ride-Ableger veröffentlicht, dann kribbelt es mir häufig ebenfalls in den Fingern. Mein Gesamteindruck des Spiels ist wohl am ehesten mit diesem typisch-schwedischen Wetter vergleichbar: Es ist ein sonniger Tag, an dem ich stundenlang auf meinem Bike sitze, nur um dann plötzlich in ein heftiges Unwetter zu geraten.

Seit dem letzten Teil der Serie sind nun zwei Jahre vergangen und in meiner Erinnerung war Ride 3 zwar gut, aber nicht großartig. Milestone hat der bewährten Formel seitdem ein paar Neuerungen spendiert, war aber leider nicht wirklich erfolgreich. Ein Fokus ihrer Bemühungen galt dem Wetter, zumindest war die Rede von „unerwarteten Gewittern" und „abwechslungsreichen Wetterbedingungen und Lichtstimmungen". Das Problem dabei ist leider, dass das Ergebnis weder besonders beeindruckend, noch sonderlich schön geworden ist. Und das gilt eigentlich auch für das gesamte Spiel, was wirklich schade ist, denn Milestone sollte mittlerweile eigentlich wissen, wie man ein gutes Motorrad-Rennspiel produziert.

Ride 4 empfand ich aber nicht nur als technisch mau, sondern vor allem als extrem frustrierend, was größtenteils an der KI liegt. Der Computer ist wie ein halbstarker Teenager unterwegs, der zwar einigen Spaß daran hat, seine Runden zu drehen, der aber ebenso gerne anderen auffährt. Die CPU-Fahrer werden euch immer wieder wie absolute Vollidioten von hinten rammen, wenn ihr nicht auf der Ideallinie unterwegs seid.

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Wenn ihr sie für ein Zeitfahren auf der Rennstrecke ausfahrt, fühlen sich diese Zweiräder wahrlich fantastisch an.

Ironischerweise fahren die sich auch gegenseitig auf, weshalb sich Rennen häufig so anfühlen, als ob jeder mit Scheuklappen unterwegs ist und nicht einen Zentimeter von seiner eigenen Bahn abweichen kann. Wenn ihr vor einem anderen Fahrer bremsen müsst, können die anderen Fahrer das nicht antizipieren, und sollte es euch in der Kurve zu weit nach außen tragen, werdet ihr einfach umgenietet. Das macht das Spiel streckenweise unspielbar, jedenfalls musste ich einige Rennen aufgeben, weil ich es einfach nicht durch die erste Kurve geschafft habe, ohne unfreiwillig von meinem Motorrad abzusteigen.

Der nächste große Frustfaktor besteht in den Tests. Im Karrieremodus müssen wir zuerst eine regionale Lizenz erwerben, bevor wir in den Rennen antreten dürfen. Dafür müssen wir eine bestimmte Rundenzeit erreichen und die erfordert beinahe absolute Perfektion. Wenn ihr nur einen Millimeter von der Strecke abkommt, schlägt der Test fehl und manche Rennen dauern zwei Minuten lang - wenn ihr in der letzten Kurve einen Fehler macht, dürft ihr folglich wieder von vorne anfangen. Ihr müsst in allen sechs Tests mindestens Bronze erreichen und das hat mich wirklich viele Stunden gekostet. Teilweise musste ich jede Strecke bis aufs kleinste Detail erlernen, um auch nur die geringste Chance zu haben.

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Nachdem ihr einen Test bestanden habt, erwartet euch die regionale Liga, die dann weitere Events freischaltet. Irgendwann landet ihr eventuell in der World League und bei den finalen Meisterschaften. Sonderlich viel Abwechslung gibt es hier nicht, weshalb sich die Karriere insgesamt etwas dünn und vor allem frustrierend anfühlt. Wenn ihr eh nur ein Rennen nach dem anderen fahren wollt, dann seid ihr da aber gut aufgehoben, erwartet nur nicht, dass ihr etwas freischalten könnt. Da Ride 4 nicht durch etwaige Lizenzen eingeschränkt wird, wie etwa MotoGP oder Monster Energy Supercross, hätte Milestone ehrlich gesagt gern etwas kreativer sein können.

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Die CPU-Fahrer werden euch immer wieder wie absolute Vollidioten von hinten rammen, wenn ihr nicht auf der Ideallinie unterwegs seid.

Wer sich für Motorrad-Sport interessiert, findet in Ride 4 eine Menge Bikes und etliche Strecken vor - sieben Stück in Nord- und Südamerika, 16 in Europa und sieben weitere in Asien. Viele der Kurse haben zudem unterschiedliche Varianten, was rein rechnerisch insgesamt 60 Strecken ergibt, auf denen ihr euch austoben dürft. Die Motorräder reichen von Husqvarna über Yamaha bis hin zu Harley Davidson, und sie sind sicher das Highlight des Spiels. Wenn ihr sie für ein Zeitfahren auf der Rennstrecke ausfahrt, fühlen sich diese Zweiräder nämlich wahrlich fantastisch an.

Neu ist ansonsten noch der Ausdauer-Modus. Hier müssen wir nicht nur schnell unterwegs sein, sondern brauchen auch eine gute Strategie für den Spritverbrauch und die Reifenwechsel. Die Rennen können über 20 Minuten oder auch 24 Stunden gehen und ihr dürft einen rollenden Start auswählen, (den ihr aber leider nicht selbst fahren dürft). Ansonsten sorgen die verfügbaren Spielmodi nicht für Überraschungen, da wir nur zwischen Zeitfahren und regulären Rennen wählen können - das gilt auch für die Online-Rennen.

Ride 4 hinterlässt bei mir deshalb gemischte Gefühle. Dank der idiotischen KI und den bescheuerten Tests ist es eines der nervigsten Spiele, an die ich mich in langer Zeit erinnern kann. Gleichzeitig bietet es viele Inhalte und das Fahrgefühl auf den Bikes ist wirklich großartig. Dass gerade diese beiden gegenteiligen Elemente in einem solchen Titel zusammenkommen, ist einfach blöd.

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06 Gamereactor Deutschland
6 / 10
+
gutes Fahrgefühl, anständige Motorradphysik, jede Menge Inhalte.
-
grafische Präsentation unaufgeregt, frustrierende KI-Computergegner.
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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