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Pokémon Strahlender Diamant/Leuchtende Perle

Pokémon Strahlender Diamant/Leuchtende Perle

Das Remake der vierten Pokémon-Generation ist konservativ, doch seit der Erstveröffentlichung ist genügend Zeit vergangen, um das Erlebnis mit einigen neuen Funktionen aufzufrischen.

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Einige Fans wünschen sich seit langer Zeit, dass die vierte Pokémon-Generation ihr Comeback feiert. Pokémon Strahlender Diamant/Leuchtende Perle erscheinen in Kürze, um die letzte Etappe des Jahres mit der vertrauten Marke und einer großen Portion Nostalgie einzuleiten. Unter der allzu vertraut wirkenden Oberfläche verbergen sich allerdings mehrere Veränderungen, die man auf dem ersten Blick vielleicht übersieht.

Für diese beiden Neuauflagen ist erstmals nicht das Pokémon-Studio Game Freak verantwortlich, sondern das Entwicklerteam ILCA. Game Freak hat diese Arbeiten an das Studio delegiert, das sich zuletzt um Projekte wie Dragon Quest XI S für die Nintendo Switch gekümmert hat und sie standen vor einer kniffligen Aufgabe. Zwar handelt es sich hierbei nur um ein Remake, das die beiden ursprünglichen Abenteuer vom Nintendo DS aus dem Jahr 2006 auf die Nintendo Switch holt, doch die Fans lieben diese Titel und haben entsprechend hohe Anforderungen. Das Ergebnis hat ein paar gute Seiten, es ist aber nicht herausragend. Strahlender Diamant/Leuchtende Perle erinnern mich daran, warum die vierte Pokémon-Generation nach wie vor eine der beliebtesten ist. Am Zahn der Zeit sind aber auch diese Spiele nicht ungeschunden vorbeigekommen - obwohl unsere Nostalgie das vielleicht anders sieht.

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Pokémon Strahlender Diamant/Leuchtende PerlePokémon Strahlender Diamant/Leuchtende PerlePokémon Strahlender Diamant/Leuchtende Perle
Der Schwierigkeitsgrad der Haupthandlung glänzt vor allem mit Abwesenheit, zumindest konnte mir keiner der Arenaleiter das Leben schwer machen.
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Ich werde in dieser Rezension nicht auf die Feinheiten der Pokémon-Spiele eingehen, denn ihr kennt diese Abenteuer doch alle. Der spielerische Kern sind die Kämpfe und das Sammeln von Kreaturen und diese Dinge haben sich in den Remakes nicht geändert. Die Mitglieder vom Team Galactic sind nach wie vor die Bösen und die gegnerischen Trainer haben seit 15 Jahren kein neues Ass im Ärmel. In all dieser Zeit hat sich außerdem nichts an der allgemeinen Pokémon-Population getan, denn in der Sinnoh-Region werdet ihr nach wie vor auf die bekannten, wilden Pokémon treffen, die euch schon damals verfolgt haben.

Ich konnte mich zum Beispiel gar nicht mehr daran erinnern, wie hoch die Rate war, mit der euch wilde Pokémon im hohen Gras attackieren. Ich habe Angst davor, eines Tages schweißgebadet aufzuwachen und neben mir im Bett ein munteres Bidifas zu finden oder von der Combo Zirpurze/Zirpeise in meinen Albträumen verfolgt zu werden. Und ich schwöre, dass ich keine Verantwortung für meine Taten übernehmen werde, wenn ich jemals wieder einem Bidiza begegne.

Aus diesem Grund werdet ihr die neuen Features, wie die Pokémon-Verstecke im unterirdischen Tunnelnetz von Sinnoh umso mehr zu schätzen wissen. Tief unter der Erde könnt ihr Pokémon aus anderen Generationen treffen, die sich dort unten frei bewegen. Wiesor, Magby, Camaub, Rihorn, Hundemon und andere, die in den beiden ursprünglichen Editionen nicht enthalten waren, streifen in den Remakes dort umher und geben euch die Chance, euren Pokédex zu vervollständigen. Um daran anzuknüpfen, hat Pokémon Strahlender Diamant/Leuchtende Perle übrigens auch das System der geheimen Basen etwas angepasst. Wenn wir in unserem Unterschlupf Pokémon-Statuen aufstellen, können wir die nämlich die Kreaturentypen beeinflussen, auf die wir in den weiten Höhlen treffen.

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Die größten Änderungen an diesen Neuveröffentlichungen erwarten uns unter der Oberfläche.

Diese Areale sind eine notdürftige Lösung für die geringe Anzahl an Routen im Hauptspiel, doch es bringt ein weiteres Problem mit sich: Diese Pokémon, die ihr dort unten findet, haben ein hohes Level und sie bringen eurem Team so viel Erfahrung, dass man an der Oberfläche schon bald keine echten Gegner mehr findet. Der Schwierigkeitsgrad der Haupthandlung glänzt ohnehin vor allem mit Abwesenheit, denn keiner der Arenaleiter konnte mir das Leben schwer machen. Aber zum Glück konnte ich mich nicht mehr an alles erinnern, was mir vor 15 Jahren in meinem ersten Spielverlauf widerfahren ist. Ich hatte zum Beispiel nicht mehr im Kopf, wie lang der Weg zur Poké-Liga ist und dass man auch danach noch einiges zu tun hat...

Die Remakes führen auch ein paar Verbesserungen an der Lebensqualität ein, die Pokémon-Fans als unverzichtbar ansehen. Pokémon-Boxen lassen sich jetzt zum Beispiel immer und überall verwalten und wir haben, genau wie in der Gelben Edition, einen Pokémon-Begleiter bei uns, der unserer Spielfigur auf Schritt und Tritt folgt. Dank der praktischen Poketch-Software könnt ihr nun zum Beispiel erneut gegen andere Trainer antreten, eure Schritte zählen lassen und es fungiert sogar als Taschenrechner, falls ihr mal keinen zur Hand habt.

Es gibt noch einige weitere Änderungen, die aber eher Geschmacksache sein dürften: Beispielsweise erhält das gesamte Team bei jedem Kampf einen Teil der Erfahrungspunkte gutgeschrieben, sodass selbst die weniger genutzten Kreaturen automatisch im Level steigen. Das mag die Spiele zugänglicher machen, aber es reduziert den Anspruch auch noch weiter. Es wäre sicher nicht verkehrt gewesen, wenn man diese Option hätte deaktivieren können, denn diese Mechanik war in den Originalspielen auch nicht auf diese Weise vorhanden.

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Strahlender Diamant/Leuchtende Perle erinnern mich daran, warum die vierte Pokémon-Generation nach wie vor eine der beliebtesten ist.

Dass sich ILCA so eng an die Originalspiele gehalten hat, hat für mich während des Spielens stetig mehr Sinn ergeben. Sinnoh ist eine interessante Region, die deutlich mehr Überraschungen für uns bereithält, als es zuletzt in Galar (Pokémon Schild/Schwert) der Fall war. Dieser Schauplatz zwingt uns dazu, die eigenen Schritte zurückzuverfolgen, alternative Routen zu erkunden und das ist für neugierige Spieler überaus belohnend. Es gab Zeiten, in denen ich innehalten und mir die Hinweise im Menü ansehen musste, um herauszufinden, welchen Weg ich als Nächstes einschlagen sollte. Es handelt sich um ein traditionelles System, dem moderne Funktionen hinzugefügt wurden, und das ganze Ensemble funktioniert sehr gut, obwohl das Ausmaß der Herausforderung am Ende wie gesagt zu unausgewogen wird.

In den neuen Versionen wurde der Soundtrack überarbeitet und der gefällt mir sehr gut. Einige tolle Songs gehen mir bereits in Fleisch und Blut über, und das gleiche kann ich (und da bin ich selbst überrascht) sogar vom neuen Grafikstil behaupten. Während ich mich durch Wiesen, Höhlen, Meere und schneebedeckte Gipfel bewegt habe, habe ich mich irgendwie einfach daran gewöhnt. Es ist klar, dass diese Chibi-Optik auf das spielzeugähnliche Gefühl abzielt, das bereits bei Link's Awakening auf der Nintendo Switch so gut geklappt hat. Die Remakes nutzen auch einen Diorama-Effekt, um den Eindruck einer Welt voller 3D-Modelle zu erwecken. Das einzige was mich daran wirklich stört, sind die unnatürlichen Reflektionen.

Auf das Online-Spiel und End-Game-Inhalte kann ich leider nicht eingehen, doch die Welt Sinnoh wurde in den Remakes von Pokémon Diamant Edition/Perl Edition anständig und absolut originalgetreu nachgebaut. Dass die Umsetzungen der Vorlage so genau folgen, ergibt viel Sinn, doch es ist letztlich der Grund dafür, dass diese beiden Spiele nicht aus dem langen Schatten hervortreten können, denen die Diamant- und Perl-Edition werfen. Diese Treue wird letztlich zu einer Last, die durch die neuen Features nur unbeholfen kaschiert werden kann. Die Pokémon-Formel liefert nach wie vor ein solides Rollenspielgerüst, das leicht zu verstehen ist, und an einem bestimmten Punkt ziemlich kompliziert und aufwändig wird. Fans werden damit eine gute Zeit haben.

08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
die Erfahrung wurde dank Verbesserungen an der Lebensqualität gestrafft, die unveränderte Kernformel funktioniert noch immer, Sinnoh ist abwechslungsreich, es gibt viel zu tun und zu entdecken, der aufgefrischte Soundtrack gefällt.
-
auf vielen Routen gibt es zu wenig Vielfalt bei den wilden Pokémon, NPCs bewegen sich sehr unbeholfen, Schwierigkeitsgrad eher niedrig.
overall score
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