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Oxenfree II: Lost Signals

Oxenfree II: Lost Signals - Entwicklerpräsentation

Nach 30 Minuten mit dem kommenden Mystery-Abenteuer von Night School Studios fragen wir uns, ob wir auf der gleichen Wellenlänge sind.

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Genau wie sein Vorgänger ist Oxenfree II: Lost Signals ein Grafik-Adventure, das von seinen Gesprächen, dem gezielten Einsatz der Musik und von Entscheidungen lebt. Night School Studios reichert eine komplexe und übernatürliche Erzählung mit seichten Puzzle-Elementen an, um eine Bühne zu schaffen, die Platz für Exposition und Charakterentwicklung bietet. Meistens laufen wir von einem Punkt zum anderen, während wir nach bestimmten Dingen suchen und uns unterhalten. Spielerisch sind die Spiele des Studios kein besonders aufregender Zeitvertreib, doch die Fans schätzen die narrative Kompetenz des Indie-Teams, das in der Vergangenheit einige der glaubwürdigsten Gespräche zwischen Videospielcharakteren hervorgebracht hat.

Nach einem Ausflug in die von Spirituosen beherrschte Hölle von Afterparty, das die Spieler nicht auf die gleiche Weise packen konnte, wie es das originale Oxenfree vermochte, kehrt Night School Studios mit Oxenfree II: Lost Signals nun wieder in die unheimlichen Mystery-Gefilde zurück. Das Spiel setzt fünf Jahre nach dem ersten großen Hit der Kalifornier an und es führt uns nach Camena, das sich unweit von Edwards Island befindet (dem Schauplatz des ersten Spiels). Diesmal kontrollieren wir die Naturforscherin Riley Poverly, die sich an diesen Ort begeben hat, um auffällige Radiofrequenzen zu untersuchen.

Camena wird seit einer Weile von unerklärlichen, elektrischen Störungen heimgesucht, hinter denen natürlich mehr steckt, als man zunächst annimmt. Wie sich herausstellt, operiert ein übler Kult namens „Parentage" in der Kleinstadt und die Anhänger dieser Vereinigung führen Übles im Schilde. Sie wollen das, was die jugendliche Alex zusammen mit ihren Freunden im ersten Oxenfree entfesselt hat, ausnutzen, um eine ungewisse Veränderung herbeizuführen. Die Entwickler haben nach der Präsentation klargestellt, dass Spieler das erste Oxenfree nicht gespielt haben müssen, um Lost Signals zu verstehen. Vermutlich wird es Referenzen und Anspielungen geben, doch erforderlich sei das Wissen aus dem Vorgänger nicht, hieß es. Es würde aber auch nicht schaden, kommentiert Studiochef und Mitbegründer Sean Krankerl.

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Im Gegensatz zu den früheren Werken von Night School Studios beschäftigt sich Oxenfree II: Lost Signals diesmal mit etwas älteren Spielfiguren. Riley ist eine Frau in ihren Dreißigern, die sich Gedanken über ihre Zukunft macht. Auch sie sucht nach Antworten auf ihre Fragen, so wie es die meisten von uns tun. Als sie erfährt, was hinter den aktuellen Erscheinungen steckt und dass sich die Situation verschlimmern könnte, entscheidet sie sich jedoch dazu, zu handeln. Ungewissheit kann auf jemanden, der einiges zu verlieren hat, eine beängstigende Macht ausüben, doch auch die Angst, Kontrolle abgeben zu müssen und die eigene Selbstständigkeit zu verlieren, kann eine gute Motivation abgeben.

In einer Gameplay-Präsentation wollte uns Night School Studios demonstrieren, wie sich Oxenfree II: Lost Signals spielt. Riley war in diesem Speicherstand bereits seit einiger Zeit auf Camena unterwegs und konnte die Situation einschätzen, in der sie sich befindet. Zusammen mit einem Kollegen namens Jacob macht sich die junge Frau auf den Weg in eine Höhle. Mit professioneller Kletterausrüstung ausgestattet, die zuvor gefunden wurde, nimmt das Duo den schwierigen Abstieg auf sich und klettert schließlich in einen alten Minenschacht. Die beiden erreichen nach kurzer Zeit einen Abgrund, den sie nicht überbrücken können, doch statt den Rückweg anzutreten, entscheiden sie sich dazu, noch tiefer in die Höhle hinabzusteigen.

Unten angekommen finden wir einen Riss in der Zeit, den wir durch eine bestimmte Radiofrequenz zum Schwingen bringen können. Die Resonanz weitet sich aus und gibt ein Portal frei, das uns in das Jahr 1899 verfrachtet. In dieser Zeit befindet sich die alte Erzmine noch in Betrieb, was die Beiden nicht zuletzt an einem funktionierenden Fahrstuhl bemerken. Mit der Konstruktion können wir Jacob zum Ausgang befördern, doch als sich der Fahrstuhl in Bewegung setzt, wird die Mine von einer Erschütterung getroffen und es kommt zum Steinschlag. Riley muss nun ein seichtes Plattforming-Rätsel lösen, um zu Jacob aufzuschließen, bevor die Höhle einstürzt.

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Was diese Szene so besonders macht, geht allein auf den sorgfältigen Einsatz der Musik zurück. Den Fahrstuhl auf die richtige Höhe einstellen, damit ihn Riley als temporäre Plattform missbrauchen kann, ist etwas, das wir in solchen Spielen schon hunderte Male gesehen haben. Doch dadurch, dass sich die sanfte Synth-Soundkulisse so grundlegend verändert und plötzlich in den Vordergrund tritt, gewinnt die Szene enorm an Kraft. Eine wiederkehrende Reihenfolge von Noten, die mit Einsetzen der Erschütterungen beginnt und mit jedem von Rileys Schritten um zusätzliche Elemente erweitert wird, verleiht diesem leichten Rätsel eine beeindruckende, treibende Intensität, die nachhallt.

Auf dem Weg in die dunkle Höhle wurde Riley von einem mysteriösen Unbekannten angefunkt, der uns um einen Gefallen bat. Auch hier standen verschiedene Optionen zur Auswahl, wie wir die Situation hätten handhaben können und all diese kleinen Mikroentscheidungen sollen laut High School Studios einen Einfluss auf das Spiel nehmen. Wir beeinflussen dadurch zwischenmenschliche Beziehungen, erfahren beispielsweise etwas über die Hintergrundgeschichten der verschiedenen Akteure und wenn wir eine falsche Antwort wählen, dann verbauen wir uns möglicherweise Optionen, die dann nicht länger zur Verfügung stehen. Im Falle des unbekannten Anrufers mussten wir einen kleinen Abstecher auf uns nehmen, um uns das Vertrauen des ortskundigen Fischers zu sichern, der uns später womöglich ein paar interessante Informationen zukommen lässt, wenn wir mal nicht weiterwissen.

High School Studios zufolge wird vor allem die Route, die Riley und Jacob wählen, um zu ihrem nächsten Ziel zu gelangen, einen Einfluss auf das Spiel haben. Nehmen wir einen Umweg in Kauf, treffen wir (entweder in Persona oder über den Radiofunk) möglicherweise nicht oder nur deshalb auf eine Figur, die wir ansonsten verpasst hätten. Ich konnte leider nicht in Erfahrung bringen, inwiefern das Vergehen von Zeit in diesem Spiel eine Rolle spielen wird, doch die Entwickler lieferten ein weiteres Beispiel, das die Bedeutung der gewählten Bewegungsoption verdeutlicht: An einer Stelle kann Riley einen waghalsigen Sprung über einen Abgrund wagen, um Jacob einen beschwerlichen Umweg zu ersparen. Unser Verhalten im Gespräch kann dafür sorgen, dass sich Jacob möglicherweise über uns lustig macht oder dass er sich um unser Wohlergeben sorgt.

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Von Camena haben wir noch nicht viel gesehen, doch es scheint sich dabei um einen großen Ort mit einigen komplexen Umgebungen zu handeln. In der dunklen Höhle sind die Entwickler zielstrebig in die Dunkelheit des Abgrunds hinabgestiegen, den ich im matten Pixelmatsch auf meinem Bildschirm kaum ausmachen konnte. Vermutlich lassen sich die erschwerenden Sichtverhältnisse auf meine Internetverbindung zurückführen, denn die Gameplay-Präsentation fand in einem Livestream-Rahmen statt. Visuell wirkt Oxenfree II: Lost Signals reduziert und weniger aufdringlich, als es beim grellen Afterparty der Fall war. Das Spiel ist anfangs sehr bodenständig und es scheint seinem Radiothema treu zu bleiben. Während der Zeitreisesequenz hat sich zum Beispiel ein rein visueller Störeffekt über das Bild gelegt, wie es damals beim Röhrenfernseher auftreten konnte.

In einer Szene unterbrach eine Vision ein nebensächliches Gespräch zwischen Riley und Jacob, um die Spieler mit einer dramatischen Aussicht zu konfrontieren. In einer anderen Situation wird man von jemandem angerufen, der von sich behauptete, Riley genau zu kennen, obwohl Riley diese Stimme scheinbar zum ersten Mal hört. Diese Szenen sollen uns durcheinanderbringen und verunsichern, allerdings scheint sich Riley davon kaum beeindrucken zu lassen. Ihre Sprecherin reagiert auf solche verwirrenden Mitteilungen ziemlich gelassen, was manchmal nicht ganz zur Situation passen will. Ich bin gespannt, wie sich das im restlichen Spiel verhält, denn ansonsten scheinen die Synchronsprecher eine zufriedenstellende Performance abzuliefern.

Oxenfree II: Lost Signals ähnelt seinem Vorgänger sehr, da Night School Studios die ursprünglichen Stärken aufgreift, um sie weiter auszubauen. Jacob und Riley kommunizieren glaubhaft und die Gespräche passen sich den jeweiligen Situationen an, in denen sie sich jeweils befanden. Die mysteriösen Anrufer und diese seltsame Vision waren für meinen Geschmack aber etwas zu gezwungen. Ich bin optimistisch, dass auch solche Szenen helfen können, das Geheimnis von Camena noch stärker aufzubauschen, falls das Studio mit diesen Elementen sorgfältig umgeht. Das erfordert ein besonderes, redaktionelles Geschick, das High School Studios in der Vergangenheit schon einige Male demonstrieren konnte. Ich wünsche dem Team viel Glück dabei, dieses Kunststück noch einmal zu wiederholen.

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