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No Straight Roads

No Straight Roads

Wir haben uns nach Vinyl City begeben, um den Rock erneut aufleben zu lassen.

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Mit einer Spielzeit von ca. fünf bis sieben Stunden zählt das Spiel zu den kleineren Indie-Titeln.

Wer No Straight Roads zum ersten Mal sieht, der könnte glatt meinen, dass es sich hierbei um eine Videospielversion eines bereits existierenden Cartoons handelt. Knallige Farben, ausgefallene Charakter-Designs und ein einzigartiger Stil machen das Spiel von Anfang an zu einem Hingucker. In der bunten Welt von Vinyl City spielt sprichwörtlich die Musik, denn die versorgt die gesamte Stadt mit Energie. Verantwortlich für die Versorgung ist der Großkonzern NSR, der sich bei seinen Energiequellen ausschließlich auf elektronische Tanzmusik (EDM) beruft - das Zeitalter des Rocks ist vorbei.

Im Kampf gegen die Ungerechtigkeit und andauernde Stromausfälle treten zwei starrköpfige Rocker auf den Plan: die energiegeladene Gitarristin Mayday und der eher zurückhaltende Schlagzeuger Zuke. Als Band "Bunk Bed Junction" treten die beiden gemeinsam gegen die exzentrische EDM-Künstler an und bringen mit ihren Auftritten den Rock zurück in diese Stadt. No Straight Roads lässt sich alleine oder zu zweit im lokalen Koop spielen, aber nach eigenen Spielerfahrungen würde ich euch raten, das Ganze gemütlich zu zweit auf der Couch zu spielen. Wer alleine spielt, kann zwar frei zwischen den beiden Figuren hin- und herschalten, verpasst aber die Symbiose der beiden Charaktere. Während Mayday die aktive Rolle im Kampf übernimmt und mit Hilfe der freischaltbaren Fähigkeiten vor allem auf Schaden setzt, nimmt Zuke eher die unterstützende, taktische Rolle auf der Bühne ein.

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Neben freischaltbaren Fähigkeiten können wir unseren Spielstil zudem mit Hilfe von Modifikationen anpassen, die wir nach jedem Sieg gegen einen der Künstler erhalten. Wenn wir unsere Instrumente zusätzlich mit Stickern vollpflastern, die wir im Laufe des Spiels erhalten, erhalten wir Buffs auf Elemente, wie unsere Bewegungsgeschwindigkeit oder den ausgeteilten Schaden. Die Anpassungsmöglichkeiten in Sachen Gameplay sind vergleichsweise gering, reichen für diese Art Spiel jedoch vollkommen aus.

No Straight Roads
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Das Design unserer Kontrahenten ist fantastisch, ebenso wie die Musik, die uns im Laufe der Spielzeit begleitet.

Die insgesamt sechs verschiedenen EDM-Künstler, gegen die wir im Spielverlauf antreten, handeln im Auftrag der NSR. Jeder Sieg schaltet einen weiteren Bezirk von Vinyl City frei und das bringt uns ein kleines Stückchen näher an den großen NSR-Turm heran, der als Hauptstromversorger unser ultimatives Ziel darstellt. Die Boss-Designs und die Gestaltung ihrer Kämpfe stellen mein persönliches Highlight in No Straight Roads dar. Wir treten zum Beispiel der virtuellen Meerjungfrau Sayu gegenüber, ein Popsternchen inspiriert von Hatsune Miku, und treffen auf DJ Subatomic Supernova, einen schnöseligen intergalaktischen DJ, der sich selbst ein wenig zu ernst nimmt. Jeder Kampf wird durch individuelle EDM-Stile und einen eigenen Kampfablauf abwechslungsreich gestaltet und visuell stark in Szene gesetzt. Umso ärgerlicher ist es deshalb, dass der Kampf zu den schwächsten Elementen von No Straight Roads gehört.

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Der Grund dafür ist das dabei entstehende Spielgefühl, das sich wie nichts Halbes und nichts Ganzes anfühlt. Die Entwickler scheinen hin- und hergerissen zwischen Rhythmus- und Actionspiel gewesen zu sein. Bevor wir auf den nächsten Künstler treffen müssen wir zum Beispiel stets Plattformer-Sektionen bewältigen. Hierbei liegt der Fokus eindeutig auf der Action, zumindest gibt es neben den Angriffsmustern der Gegner genügend Dinge zu beachten, um sich nicht allein auf den Rhythmus des jeweiligen Songs verlassen zu können. Dazu kommt, dass die Steuerung an einigen Stellen hakelig wirkt und festgelegte Kameraperspektiven immer mal wieder die Sicht auf das Geschehen versperren. Das führte in den Bosskämpfen zu einigen frustrierenden Toden.

Kreative Aspekte, wie das ausgefallene Design der Künstler oder die rhythmusbasierten Gegner, gehen bei der weitaus generischeren Gestaltung der Actionsequenzen leider etwas unter. Ich hätte mir gewünscht, dass die Entwickler von Metronomik Games sich mehr den rhythmischen Aspekten des Spiels gewidmet und der bizarren Ader von No Straight Roads mehr Freiraum eingeräumt hätten. Stattdessen fühlt es sich oftmals eher so an, als würden die Action- und Rhythmusaspekte gegeneinander arbeiten.

No Straight Roads
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Jeder Kampf wird durch individuelle EDM-Stile und einen eigenen Kampfablauf abwechslungsreich gestaltet und visuell stark in Szene gesetzt.

Allgemein lässt sich sagen, dass No Straight Roads einen eher simplen Spielaufbau verfolgt und dabei auf heutzutage gängige Spielelemente, wie ein Crafting-System oder eine frei erkundbare Welt, verzichtet. Zusammen mit dem frechen Humor und dem überspitzten Design erinnerte mich das Ganze oft an ein Spiel aus der Playstation-2-Ära. Vergleiche zu Spielen wie Psychonauts, Parappa the Rapper und natürlich Guitar Hero lassen sich jedenfalls sehr einfach ziehen. Ich persönlich empfand den Verzicht auf viele heutzutage gängige RPG-Systeme, sowie eine Flucht aus den anderweitig oft tristen, düsteren Spielwelten jedenfalls als sehr erfrischend. Mit einer Spielzeit von ca. fünf bis sieben Stunden zählt das Spiel zu den kleineren Indie-Titeln.

No Straight Roads ist durchaus kein perfektes Spiel und doch fällt es mir schwer, mich dem Charme von Vinyl City mit all seinen extravaganten Einwohnern zu entziehen. Das Design unserer Gegner ist fantastisch, ebenso wie die Musik, die uns im Laufe der Spielzeit begleitet - egal ob in puncto EDM oder Rock. Mit mehr Vertrauen in das eigene Konzept und einem stärkeren Fokus auf den rhythmischen Gameplay-Aspekt hätte No Straight Roads sich als kleine Stilikone entfalten können. Da wir so viel Zeit innerhalb von Kämpfen verbringen, lässt sich die Auswirkung des eher schwachen Gameplays jedoch leider nicht verleugnen.

Nichtsdestotrotz gebührt No Straight Roads und dem Team des malaysischen Entwicklerstudios Metronomik Games Anerkennung für das atemberaubende Design, die tolle musikalische Untermalung und die farbenfrohe Welt, die sie erschaffen haben. Eine Demo im Epic Games Store bietet euch einen Einblick in einen der Bosskämpfe. Solltet ihr also unentschlossen sein, ladet euch die Testversion doch herunter und taucht selbst für kurze Zeit in die farbenfrohe Welt von Vinyl City ein. No Straight Roads ist erhältlich im Epic Game Store, auf Nintendo Switch, Playstation 4, sowie auf Xbox One.

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Ich hätte mir gewünscht, dass die Entwickler von Metronomik Games sich mehr den rhythmischen Aspekten des Spiels gewidmet und der bizarren Ader von No Straight Roads mehr Freiraum eingeräumt hätten.
07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
viel Charme dank knalliger Art Direction und sympathischer Spielcharaktere, Gestaltung der Bosskämpfe sowie der Gegner sind visuell sehr stark, tolle musikalische Untermalung mit fließendem Übergang von EDM zu Rock
-
Steuerung fühlt sich im Kampf teilweise unzuverlässig an, ab und zu treten irritierende Kameraperspektiven auf (die vor allem in den Kämpfen stören), Zwiespalt zwischen Action- und rhythmischen Elementen sorgt für unbalanciertes Design
overall score
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