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Mortal Kombat X

Mortal Kombat X

Mortal Kombat ist der ironisch-blutige Gral der Prügelspiele, dessen Wurzeln tief in den 1990er Jahren hängen. Netherrealm bringt nun das erste MK für PS4 und Xbox One. Das sollte man sich nicht nur als Fan dringend anschauen.

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Als Prügelspielfan in den 1990er Jahren gehörte man immer zu einem der beiden Lager. Street Fighter II war die Nummer eins, unangefochten. Doch Mortal Kombat, der US-Emporkömmling, wurde schnell der neue Herausforderer. Während Capcoms Franchise sich auf neue Versionen und Super Moves konzentrierte, bot Mortal Kombat die knackigere Kampfmechanik und erweiterte mit jeder Fortsetzung das Angebot an brauchbaren Kämpfern.

Aber nach einer Weile und mit jeder Fortsetzung verloren immer mehr Spieler das Interesse. An diesem Punkt übernahm die Elite die Kontrolle, der Pro Circuit. Wer ohne viel Praxis spielen wollte, wurde schnell übel verprügelt. Und ständig zu verlieren in der Spielhalle oder an der Konsole, es war kein Vergnügen. Zumindest nicht für die beiden Autoren dieses Textes. Also wendeten sich beide anderen Genres zu, kehrten nur hin und wieder in die Arenen zurück.

In den letzten paar Jahren aber hat sich das Kampfspiel-Genre wieder ein bisschen dem Mainstream geöffnet. Wieder war Street Fighter der Vorreiter. Netherrealm hat derweil aus dem 2011er-Franchise-Reboot gelernt und auch wichtige Erkenntnisse aus dem erfolgreichen DC-Prügler Injustice: Götter unter uns mit auf die Rechnung gesetzt. Mortal Kombat X ist also auch ein Neustart nach dem Neustart. Sagt Producer Ed Boon. Und eine ebenso blutige wie spannende Nummer. Sagen wir.

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Jeder Kämpfer hat ein Trio unterschiedlicher Kampfstile, wählbar vor Beginn eines Matches.

Die bis dato angekündigte Riege an Kämpfern ist eine Mischung aus Klassikern (Scorpion, Raiden), der nächsten Generation (Johnny Cages und Sonya Blades Frucht der Liebe) und völlig neuen Gesichtern. Jeder Kämpfer hat ein Trio unterschiedlicher Kampfstile, wählbar vor Beginn eines Matches. Nehmen wir Kano als Beispiel. Wir könnten entscheiden, ihn als greifenden, schlagenden Kämpfer im Nahbereich zu spielen, lieber auf Waffen für einen Mid-Range-Stil zu setzen oder seine Kybernetik für Laser-Angriffe mit größerer Reichweite zu verwenden. So wächst die Zahl der möglichen Match-Ups exponentiell an. Und da man nicht zwischen einzelnen Runden den Stil wechseln kann, sind die Matches nicht mehr automatisch so eindeutig von einem Spieler dominiert, wie sie es einmal waren.

Jeder Kämpfer ist zudem in der Lage, die Spielwelt zu seinem Vorteil zu nutzen. Dazu muss man nur einen Button im richtigen Moment an der richtigen Stelle drücken, um die Spezialattacke zu starten. Wir beobachten, wie Sub-Zero und Scorpion bei ihrem Kampf abwechselnd Äste aus den Bäumen im Hintergrund reißen, um sich damit zu bewerfen oder sich am Astwerk festhalten und über den Gegner wegschwingen. Das schafft schnell Abstand und fügt eine andere, durchaus dynamische Strategiekomponente hinzu. Auch Unbreakables, nicht blockbare Attacken, sind weiter Teil der Veranstaltung.

Ebenso wie die stets unangenehm knirschenden Röntgenattacken. Das sind Zeitlupenangriffe, die nach dem Aufladen einer Spezialleiste ausgelöst werden können. Sie zeigen zerberstende Knochen am ganzen Körper und lassen einen immer wieder mit Gänsehaut zurück. Und natürlich sind da die Fatalities am Ende des Kampfes. Sie sind der Grund, warum Mortal Kombat in Deutschland verboten wurde. Wir vermuten mal, dass von hinten weggeschossene Gesichter und der danach fröhlich durch das Loch grinsende Gegner die USK nicht begeistern werden. Auch mit sauber abgetrennter Fratze kann man nicht die fehlenden Augen davor verschließen, wie brutal das hier alles ist.

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Der Prügler ist wieder sehr brutal und wird daher wahrscheinlich nicht in Deutschland erscheinen.

Aber es gehört zum Konzept und ist so dermaßen außerhalb des guten Geschmacks, dass es deutlich als pubertäre Entgleisung sichtbar ist. Das mag man nun gut finden oder nicht, aber gerade das Überzeichnete und Übertriebene macht die Sache am Ende harmlos, trotz der expliziten Darstellung von Gore und Kunstblut und Tötungen. Ed Boon versichert uns, dass es immer schwarzer Humor sei und dass es ein instinktives Gefühl im Studio gebe, eine unsichtbare Trennungslinie zwischen brutaler Heiterkeit und widerlichem Gore. Dennoch ist der ganze Gewaltkram auch ein bisschen überflüssig, sollte doch das gute und spannende Kampfsystem der Spielgrund sein. Aber ganz ehrlich: Ein Blick nach links und rechts bei der Anspielsession zeigte, dass es genug Interesse daran gibt, sich die absurde Tastenkombination zu merken, um dem besiegten Gegner zur endgültigen Demütigung einen Eiszapfen durchs Auge zu rammen.

Mortal Kombat X fühlte sich dank der wirklich überzeugenden Optik fast mehr wie ein interaktiver Martial-Arts-Film an. Während man in Street Fighter jede Aktion perfekt mit der möglichen Folgeaktionen kombinieren muss, geht es bei Mortal Kombat eher um perfekt getimte Kombos. Wir suchen die Lücke in der Verteidigung des Gegners, um ihn mit einer schnelle Abfolge von Angriffen zu schädigen - seien es nun drei, fünf oder sieben Attacken in Folge. Geht nur, wenn man Tastenkombinationen auswendig lernt und ihre Ausführung lange übt. Die alten Strategien funktionieren hier noch, was Fans der Serie natürlich freut.

Am Ende bleibt es, wie es war: Ebenso wie in den 1990er Jahren ergibt es heute wenig Sinn, ein Mortal Kombat X und ein Street Fighter V zu vergleichen. Sie teilen das gleiche Genre, aber bieten zwei ganz unterschiedlichen Disziplinen. Mortal Kombat ist eine starke Marke, die auch in Deutschland viele Fans hat, gerade wegen des Verbotes in den 1990ern. Der Neustart auf Xbox und PS4 hat so viel Potenzial wie lange nicht mehr. Und er ist brutal wie noch nie. Sieht also so aus, als ob man sich das Game aus den Nachbarländern wird importieren müssen.

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KRITIK. Von Martin Eiser

Wer vermutet, dass Mortal Kombat vor allem auf Brutalität setzt, um zu überzeugen, der sollte sich wie ich eines besseren belehren lassen.



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