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Monster Hunter Tri

Monster Hunter Tri

Die Monster Hunter-Serie hat ein Problem in Europa. Sie wird nicht so richtig wahrgenommen. In Japan ist die Serie ein unglaublicher Hit. Sie verkaufte auf PC, PS2, PSP und zuletzt der Wii zusammen mehrere Millionen Exemplare.

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Allein die Wii-Version Monster Hunter Tri schaffte an zwei Verkaufstagen eine halbe Million Exemplare. Und für genau diese Version zahlen die Spieler sogar eine monatliche Gebühr, nur um online spielen zu können. Genau, sie bezahlen extra. Ehrlich. Das ist undenkbar in Deutschland, wo der Titel nun am 16. April 2010 mit einiger Verzögerung endlich auch in den Handel kommt. Ohne zusätzliche Gebühren fürs Onlinespiel, denn wie gesagt: In Deutschland hat die Monster Hunter-Serie ein Problem. Warum? Keine Ahnung, vielleicht liegt's an der Kombination aus asiatischem Game und kitschigem Namen. Eines ist jedenfalls klar: Das Problem hat Monster Hunter Tri völlig zu Unrecht.

Das glaubt auch Nintendo - und hat die Vermarktung des Capcom-Titels selbst übernommen. In Hamburg haben Produzent Ryozo Tsujimoto und Creative Director Kaname Fujioka nun ihr Baby vorgestellt. Sie kamen, um den Europäern den Mythos zu erklären. Und hatten eine Ansage im Reisegepäck: „It's a beautiful game on the Wii!". Ein wunderschönes Game sei Monster Hunter Tri, sagte Tsujimoto, grafisch das derzeit schönste überhaupt. An Selbstbewusstsein mangelt es den beiden Jungs jedenfalls nicht. Warum auch. In Japan sind sie Superstars. Hier allerdings kennt sie kaum jemand.

Monster Hunter Tri
Eine Party mit bis zu vier Spielern jagt online riesige Monster durch verschlungene Welten, um aus ihren Überresten seltene Waffen und Rüstungen zu bauen - so lautet das simple Erfolgsgeheimnis.

Monster Hunter Tri ist ein Spiel für Jäger und Sammler. Offline wie online. Bis zu vier Hunter streifen als Party durch schön gezeichnete und grafisch ansprechend umgesetzte Landschaften, Höhlensysteme, Vulkane, den Permafrost oder tauchen sogar in tiefe Seen hinab. Sie haben mächtige, überdimensional große Waffen dabei. Ihre Quests haben immer ein Ziel: ein seltenes, mächtiges Monster zu finden und zu erlegen. Als Belohnung winken Hörner, Pelze, Schuppenpanzer, Häute oder Knochen der Monster, eingeteilt in acht Seltenheitsstufen, die zufällig und abhängig von vielen Faktoren von dem erlegten Monster gedroppt werden. Hier fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Verdammt, das ist genau wie bei Phantasy Star Online (PSO). Die Items bekommen übrigens alle Mitglieder der Party, und jeder darf das erlegte Monster bis zu dreimal häuten. Dafür gibt es noch einmal Items, nun aber individuelle für jeden Spieler. Das ist besser als PSO.

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Auch die Monster in Monster Hunter Tri erinnern tatsächlich ein bisschen an PSO. Der Drache aus dem ersten Level des Dreamcast-Onlineklassikers hat erstaunliche Ähnlichkeit mit einem Flugmonster namens Ruffian. Inspiriert sind sie bei Monster Hunter Tri von echten Tieren, von fiktiven Monstern oder auch von profanen Alltagsgegenständen. „Zum Beispiel von einem Staubsauger", sagt Fujioka und freut sich. Eine genaue Zahl der im Spiel befindlichen Monster haben sie nicht genannt, aber bis zu 600 Stunden Spielzeit um wirklich alles zu sehen lässt so einiges erahnen.

Monster Hunter Tri
Die Auswahl an Waffen ist riesig - hier eine Lanze nebst zugehörigem Schild.

Die Auswahl an Waffen und Rüstungen ist riesig. Durch die Körperteile der Monster können Waffen, Rüstungen und Schilde mit Zusatzeffekten der Elementarkräfte wie Feuer, Eis und Strom ergänzt werden oder völlig neue Ausrüstungsgegenstände gebaut werden. Bei den Waffen gibt es sechs wesentliche Kategorien und eine siebte, die exklusiv in der europäischen Version kommt, nämlich die Switch-Axe. Diese Waffe kann vom Schwert zur Axt transformiert werden. Das Schwert besitzt eine mächtige, aufladbare Spezialattacke, die aber nur durch das richtige Timing ausgelöst wird. Die anderen sechs Waffentypen sind Fans altbekannt, aber nicht minder interessant.

Mit Schwert und Schild kämpfen wir schnell, richten aber wenig Schaden aus. An dem Schild lässt sich die Klinge des Schwertes nachschleifen, die nach einiger Zeit im Kampf abstumpft. Das Großschwert ist langsam, teilt aber mächtige Hiebe aus, die auch aufgeladen werden können. Zudem können mit dem Großschwert Attacken der Monster geblockt werden. Das Langschwert ist ähnlich mächtig und deutlich schneller, hat dafür aber keinerlei passive Schutzoptionen. Um es nachzuschärfen, muss der Wetzstein benutzt werden, den es als Item gibt. Hämmer sind klassische, aber plumpe Angriffswaffen, denen ebenso jegliche Verteidigungsfähigkeit fehlt. Lanzen sind mit mächtigen Schilden ergänzt und vor allem aus der Mitteldistanz tödlich. Als einzige Schusswaffe sind die Bowguns dabei. Sie sind auch die einzigen Fernkampfwaffen und können mit manuellem sowie automatischem Zielmodus betrieben werden.

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Monster Hunter Tri
Da funzelt es im Drachenhirn, als die die Switch-Axe mit Stromschlägen einschlägt.

Timing ist der wesentliche Erfolgsfaktor beim Monster bekämpfen. Alle Angriffe leben von ihrer Kombination. Nur so werden die mächtigen Aufladeattacken freigeschaltet. Obwohl hierzu maximal drei Knöpfe genutzt werden und das Gameplay auf den ersten Blick billig wirkt, gewinnt es mit zunehmender Spieldauer an Finesse. Je mehr wir über die Waffen und ihre speziellen Fähigkeiten lernen, umso besser stehen wir im Kampf gegen die Monster da. Bestimmte Tränke erhöhen die Angriffsfähigkeit der Hunter oder ihre Ausdauer, es gibt zusätzlich Bomben, Fallen, Blendgrananten und reichlich andere Items. Die beste Kombination ist Erfahrungssache und Resultat von Spielzeit. Anders gesagt: Wer Monster Hunter Tri ernsthaft spielen will, sollte sich Zeit einplanen. 100 Stunden Spielzeit bis zum Storyende des Einzel- und Mehrspielermodus sind nicht zu hoch gegriffen. Wer online das Ende des Hunterrankings bei 999 erleben will, hat sicher 600 Stunden vor sich. Das Hunterranking ersetzt das Levelsystem klassischer Rollenspiele und reguliert den Zugang zu den Quests.

Timing ist nicht nur beim Waffengebrauch, sondern auch bei den Monstern selbst wichtig. Denn jedes Monster lebt im Ökosystem von Monster Hunter Tri und hat besondere Fähigkeiten entwickelt, die den Huntern das Leben schwer machen. Ein Drachenvogel zum Beispiel kann die Notsignale anderer Monster nachahmen. Und nicht nur die von den kleinen. Wer es nicht schafft, dem Vogel rechtzeitig die Stimmbänder zu kürzen, der hat ganz fix mehrere Probleme vor der Klinge. Von entscheidender Bedeutung für den Erfolg im Kampf gegen große Monster, das unterstreicht Entwickler Fujioka sehr deutlich, ist vor allem, rechtzeitig deren Eigenheiten zu erkennen und gnadenlos auszunutzen.

Monster Hunter Tri
Die riesigen Monster sind abwechselungsreich und die Grafik gehört zum allerbesten und schönsten, was die Wii je gesehen hat.

Alle Monster haben nur begrenzt Ausdauer zur Verfügung, also ist es schlau, sie sich selbst auspowern zu lassen. Dann kann es passieren, dass der sonst mächtige Feuersturm aus dem Drachenrachen zur ausgehüstelten, harmlosen Qualmwolke wird. Der perfekte Moment für eine intensive Attacke. Zudem hat jedes Monster eine individuelle Angriffsstrategie. Und überhaupt muss man sie erst einmal ausfindig machen, in den Quest-Welten, die immer aus mehreren miteinander verbundenen Arealen bestehen. Hier nerven übrigens die Ladezeiten zwischen jedem einzelnen Areal, die zwar nicht allzu lang sind, aber bei den häufigen Wechsel der Areale schnell wieder anstehen. Profijäger markieren das Monster zuerst mit einem Paintball, so dass seine Position in der Welt für die nächsten zehn Minuten immer sichtbar bleibt.

Die Welt von Monster Hunter Tri gleicht den Entwickler zufolge einem diffizilen Ökosystem, das vom Dreigestirn aus Huntern, großen und kleinen Monster wechselseitig beeinflusst wird. Mal sind die Hunter das Zentrum, aber nicht immer. Es kommt vor, dass mitten in Kämpfen ein großes Monster flüchtet und zwei Schluchten weiter landet. Während wir hinterher jagen, versucht der angeschlagene Gegner, einen kleinen Monsterhappen zu ergattern, um die Ausdauer wieder zu boosten. Doch wenn die kleinen Monster Angst um ihre Brut haben, greifen sie im Rudel und blind vor Wut den vermeintlich übermächtigen Feind an. Der hat dann ordentlich zu tun - noch so ein perfekter Moment für einen Angriff. Gerade im späteren Verlauf ist das Wissen um solche Möglichkeiten überlebenswichtig, denn selbst hochgejazzte Kämpfer können von mächtigen Monstern mit einem Schlag getötet werden.

Erfahrungspunkte gibt es in Monster Hunter Tri wie bereits erwähnt keine. Der Hunter definiert sich über seine Ausrüstung, also die Rüstung, das Schild, die Waffe, über Hunderte verschiedener Items sowie sein online erspieltes Hunterranking. Der Onlinemodus ist sowieso der wesentliche Anreiz, auf Monsterjagd zu gehen. Bis zu vier Hunter können gemeinsam in einer Party loslegen. Vorher treffen sie sich in Loc Lac, der Lobby, um das Team zu bilden. Grandios: Die nervigen Freundescodes fallen weg, man darf einfach so zueinander finden und gemeinsam spielen. Freunde lassen sich aber über ein Rooster-System organisieren, zu dem jederzeit Spieler hinzugefügt werden können. In Europa ist Monster Hunter Tri zudem erstmals mit Wii Speak kompatibel, so dass die vier Hunter sich auch in Echtzeit unterhalten können.

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Shops! In der Kantine können sich Spieler mit Items versorgen und vor der Quest gemeinsam zechen.

Vor dem Kampf besuchen die Hunter Shops, um Waffen und Items zu kaufen bzw. zu verbessern. Lustig: In Loc Lac können sie sich in einer Kantine treffen und gemeinsam vor dem Kampf zechen. Das verbessert manchmal gewisse Angriffsfähigkeiten. Kostenlos ist der Spaß nicht, aber zahlen kann der reichste Spieler für alle (oder eben jeder für sich selbst). Alle Gegenstände sind in ein System einsortiert, dass ihre Seltenheit bestimmt, von Rare 1 bis Rare 8. Nur bis Rare 3 können überhaupt Items getauscht werden, darüber hinaus bleiben alle Items, Waffen und Rüstungen fest bei einem Hunter.

Der Einzelspielermodus hat mit eine vollständige, ebenso Quest-basierte Story, wird aber von den Entwicklern eher als Schule verstanden, um zu lernen, wie man Monster Hunter Tri spielt. Alle dort erspielten Gegenstände sind auch online nutzbar und umgekehrt. Wer offline spielt, hat stets einen Kollegen namens Cha-Cha zur Seite (noch so eine PSO-Analogie, da hießen die Begleiter Mags). Der kleine Kerl ist der digitale Detlev D. Soost und kann mit seinen Tänzen helfende Effekte gegen die Monster oder für den Hunter auslösen. Dazu muss er nur die Maske wechseln, dann verändern sich die Fähigkeiten des kleinen Voodoo-Priesters.

Monster Hunter Tri
Nicht nur die Unterwasserwelten sind wunderbar inszeniert...

Monster Hunter Tri ist für zwei Controllervarianten ausgelegt. Entweder spielen wir es mit Wiimote und Nunchuk, was etwas aktiver ist, aber alte Fans der Serie verstört. Die können auf die Steuerungsvariante für den Classic Controller Pro zurückgreifen. Zum Verkaufsstart wird es neben der Einzelversion zwei Bundles geben: eines mit Wii Speak-Mikro, eines mit einem Classic Controller Pro.

Monster Hunter Tri ist ein Spiel für Fans. Es hat das Potenzial, eine ganze Menge davon zu gewinnen. Denn Monster Hunter Tri vereint das schlichte, ewig gute Konzept der Sammelwut mit einem grafisch schönen Online-Actiongame für vier Monsterjäger. Es ist zudem einfach zu Erlernen und bietet nach hinten raus reichlich Spieltiefe. Nicht zuletzt erzeugt es immer wieder dieses grandiose Gefühl, dass da draußen noch ein unbekanntes Monster lebt, aus dessen Hautschuppen dieses eine ultimative Schwert erbaut werden kann.

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