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Metro Exodus

Metro Exodus: PC Enhanced Edition

Um dieses Upgrade spielen zu können, müsst ihr die Mindesterwartungen erfüllen und euch wahrscheinlich einen neuen PC kaufen. Lohnt es sich denn wenigstens?

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Als 4A Games im Februar 2019 Metro Exodus veröffentlichte, war ich äußerst aufgeregt. Ich liebe postapokalyptische Ego-Shooter wie Fallout 4, das ich mehr als 1300 Stunden lang gespielt habe. Ich war deshalb sehr verärgert, dass der Titel auf meinem PC so viele Probleme hervorrief. Zufällige Abstürze und eine miserable Performance schürten Frustration und dabei verwende ich bereits eine Grafikkarte für 3000 Euro.

Als diese neue Enhanced-Edition angekündigt wurde, habe ich mich natürlich gefragt, wie die Steigerung der visuellen Erfahrung die Leistung des Spiels beeinflussen würde. Bevor wir jedoch dazu kommen, solltet ihr euch darüber im Klaren sein, dass diese Version von Metro Exodus auf Steam eigenständig behandelt wird (Speicherstände vom Hauptspiel werden deshalb nicht übernommen). Livestreaming-Dienste unterstützt die Fassung ebenfalls nicht, ihr könnt das Game also nicht auf eurem Handy streamen. Am wichtigsten ist jedoch, dass die Enhanced-Edition von Metro Exodus gar nicht erst läuft, wenn eure GPU nicht für Raytracing zugelassen ist. Ein Konsolen-Update davon wird am 18. Juni mit fast den gleichen Änderungen verfügbar sein, doch auf dem PC müsst ihr ggf. tief in die Tasche greifen.

Schauen wir uns jetzt doch erst einmal an, was denn überhaupt verändert wurde. Grundsätzlich finde ich es vernünftig, dass 4A Games diese Version als separates Spiel behandelt, denn die visuellen Upgrades sind signifikant. Laut den Entwicklern trage jeder einzelne Pixel zur globalen Beleuchtung bei, die von Raytracing zum Strahlen gebracht wird (das ist meinem Wissen nach bislang einmalig). Es gibt Optionen für AMD-GPUs, doch die Enhanced-Erfahrung strahlt im Grunde erst dann richtig, wenn ihr DLSS 2.0 nutzen könnt (wofür eine RTX-Karte erforderlich ist). Diese Edition bietet zudem Optionen für Schattierungen, die auch mit GTX-16-Karten funktionieren.

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Wollt ihr die Auflösung im Spiel ändern, solltet ihr euch auf Neustarts einstellen, denn das mag Metro Exodus nämlich gar nicht.

Die Qualität der Schatten ist wirklich bemerkbar, denn Bereiche, die zuvor nur dunkel waren, werden jetzt von indirekten Lichtquellen erhellt. Wie dunkel oder hell ein unbeleuchtetes Gebiet ist, hängt nun von der Intensität der umliegenden Lichtquellen ab. Die Oberflächen profitieren davon sehr stark, denn Raytracing fällt aufgrund von Oberflächenreflexionen besonders stark auf. Das ist bereits in der ersten Minute des Abenteuers zu spüren, wenn man feststellt, dass selbst geringfügige Reflexionen im Metall eurer Waffe sehr unterschiedlich aussehen können oder dass sogar virtuelles Eis Licht reflektiert. Ich kann außerdem bestätigen, dass es nicht mehr so häufig zum Auftreten merkwürdiger Grafikfehler kommt.

Die meisten Texturen scheinen ebenfalls leicht überarbeitet worden zu sein, was am deutlichsten beim Spielen in 4K auffällt. Der Unterschied zum ursprünglichen Metro Exodus ist bei diesen Einstellungen beeindruckend, insbesondere bei Gesichtern und der Kleidung. Die Leute im Ödland weisen viele kleine Elemente auf, die ebenfalls Licht aufnehmen und reflektieren. Dadurch wirkt die Atmosphäre in dieser unwirklichen Welt schon fast unangenehm realistisch. Wenn der Winkel stimmt, sehen einige Gesichter für einen Moment beinahe fotorealistisch aus.

Die Qualität der Schatten ist atemberaubend und beeindruckt wirklich sehr, doch obwohl unser Review-PC die auf der Webseite von 4A Games angegebenen Spezifikationen erfüllt, kam es wiederholt zu Problemen. Wir verwendeten eine Ryzen-9-5900X-CPU, ein X570-Motherboard, 32 GB DDR4-3600-RAM, eine NVMe-4.0-Festplatte und Gigabyte war freundlich genug, uns zu Testzwecken sowohl eine AMD RX6900XT als auch eine RTX3090 aus ihrer Gaming-OC-Grafikkartenserie zu leihen. Diese kosten im Laden ca. 2500-3000 Euro, die 3090 sogar knapp 4000 Euro - sofern ihr ein Geschäft findet, das eine auf Lager hat. Mit dieser Hardware sollte man laut 4A Games durchaus dazu in der Lage sein, Metro Exodus mit maximalen Grafikeinstellungen in 4K/30 fps ausführen zu können. Das ursprüngliche Spiel soll ihnen zufolge mit einem solchen Setup bei 4K-Auflösung und 60 fps laufen. Das stimmt auch, fehlerfrei war meine Spielerfahrung jedoch nicht.

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Nur ein verschwindend geringer Anteil der Spieler hat überhaupt Zugriff auf eine RTX3090.

Die Ursprungsversion hat nach wie vor mit merkwürdigen Grafikfehlern und zufälligen Abstürzen zu kämpfen. In 1440p-Qualität bei Ultra-Einstellungen schafft die RTX3090 120 bis 130 fps (obwohl der Durchschnitt eher bei 100 liegt und ab und zu in die 70er Bereiche abstürzt). Diese Grenze wird selbst mit Verwendung von DLSS-Technologien nicht überschritten. Auf den Grafikeinstellungen „Extreme" mit 4K-Auflösung habe ich 68-85 fps erreicht - das ist für Konsolenspieler okay, aber mit dieser High-End-Hardware solltet ihr vor allem bei aktiviertem DLSS mehr als durchschnittlich 70 Bilder pro Sekunde in 1440p-Qualität erhalten können.

Die Enhanced Edition nutzt die Power eures PCs meistens besser als es das Original kann. Die RX6900XT - die Karte übertrifft Nvidias Flaggschiff in einigen Spielen - ist in 1440p leider bereits an der 60-fps-Hürde gescheitert (ich habe Einstellung allerdings auch auf "Extreme" und nicht auf "Ultra" gestellt). Wer mehr als 55 Bilder pro Sekunde haben möchte, wird also quasi dazu gezwungen, Nvidia Geld in den Rachen zu stecken. Die RTX3090 zeigte bei extremen Grafikeinstellungen in 1440p eine hervorragende Leistung mit 147 fps ohne DLSS / 195 Bilder pro Sekunde mit DLSS. An einigen Stellen habe ich sogar 235 fps erreicht, manchmal bin ich jedoch auf 100 fps gerutscht. Laut 4A Games soll diese Karte auf Extreme 4K-Grafik in 60 fps ohne DLSS liefern, aber das stimmt nicht. Stattdessen solltet ihr euch bei dieser Auflösung auf eine Performance zwischen 40 und 50 Bildern einstellen. Aktiviert ihr DLSS, wird die Bildrate hingegen verdreifacht.

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Diese hübsche Demonstration ist leider etwas, das nur wenigen Spielern vorbehalten bleibt.

Dass 4A Games und Nvidia unter einer Decke stecken, sollte allen klar sein. Wenn sie in ihren offiziellen Spezifikationen jedoch behaupten, dass eine RX6800XT auf Ultra 1440p-Auflösung mit über 60 fps packt, dann erwarte ich auch, dass eine 6900XT auf Extreme ähnliche Ergebnisse liefert. Wie anspruchsvoll das Spiel auf Extreme ist, zeigen die Vergleichsdaten mit der RTX3090: In 1440p ohne DLSS sind es 81-91 fps, bei DLSS 100-120 fps. Fairerweise muss man natürlich einberechnen, dass die meisten Leute noch nicht auf eine Auflösung von 1440p+ migriert sind, das trifft derzeit nur auf etwa 15 Prozent der Spieler zu.

Insgesamt ist es ein großartiges Update, das eine klare, visuelle Verbesserung der Spielerfahrung darstellt. Metro Exodus kann nun insgesamt besser von vorhandener Hardware Gebrauch machen, doch dass Raytracing den Einsatz von DLSS schon beinahe erzwingt, ist ein ernstzunehmendes Problem. Ihr solltet nicht dazu genötigt werden, eine bestimmte Grafikkartenmarke zu verwenden, um ein Spiel spielen zu können, das 2019 erschien. Ich finde außerdem problematisch, dass der Titel nicht die vom Entwickler bereitgestellten Spezifikationen erfüllt. Wer eine 3500-Euro-teure Grafikkarte verwendet, sollte kein Problem damit haben, die schönsten Spiele auf dem Markt in bester Qualität zu erleben. Somit bleibt diese fantastische Demonstration dessen, was 4A Games mithilfe ärgerlicher Marketing-Deals bewerkstelligen kann, leider nur etwas, das bei weit weniger als einem Prozent der Spieler überhaupt Anklang findet.

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07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
klares visuelles Upgrade, Raytracing erhöht Erscheinungsbild immens. Was das Spiel aus alter Hardware rausholt, wurde ebenfalls gesteigert.
-
es entspricht nicht den von den Entwicklern angegebenen Spezifikationen, erzwingt grundsätzlich die Verwendung von Nvidia-Grafikkarten, Performance-Probleme und Abstürze.
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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