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Mass Effect Legendary Edition

Mass Effect Legendary Edition - Ersteindruck

Mit den neuen Versionen von Mass Effect wollten wir zu den Sternen reisen, doch die erste Projektvorstellung ließ uns auf dem kalten Boden der Tatsachen zurück.

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Hätten wir zurzeit keine Pandemie, dann wären die Straßen in ein paar Wochen wahrscheinlich trotzdem wie leergefegt, weil die eingefleischten Mass-Effect-Fans einen dringenden Termin mit ihren Videospielsystemen haben. Die zeitlose Weltraum-Trilogie von Bioware hat mindestens zwei Generationen von Spielern geprägt und bald bekommt die Vorlage die Gelegenheit, diesen Erfolg noch einmal unter Beweis zu stellen - Dank der bevorstehenden Veröffentlichung von Mass Effect Legendary Edition.

Die Gerüchte zum zu erwartenden Umfang des Upgrades gehen Monate zurück, da seit der Ankündigung keine konkreten Details preisgegeben wurden. Die Zeit der Spekulationen ist fast vorüber, denn ich war letzte Woche zu einer Pressevorführung eingeladen und durfte dort die Legendary Edition von Mass Effect in ihrer vollen Pracht begutachten. Allerdings hat mich das, was ich dort gesehen habe, nicht sonderlich überzeugt.

Nach der einstündigen Präsentation wurde ich den Eindruck nicht los, dass Bioware von den ständigen Nachfragen der Fans ermüdet ist. Die Entwickler haben mir zwar versichert, dem Original treu zu bleiben und nur wenig verändern zu wollen, doch es ist auch klar, dass die Zeit nicht spurlos am Spiel vorbeigezogen ist. Mittlerweile gibt es am großen Sci-Fi-Epos so einige Baustellen und daran scheint im Grunde nicht gearbeitet worden zu sein.

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Was erwarten wir denn eigentlich von einer Mass Effect Legendary Edition? Wenn ihr ein vollumfängliches Remaster oder gar ein Remake wollt, dann müsst ihr leider weiter träumen. Diese Version bessert Texturen aus, hebt die Auflösung an und fügt der optischen Präsentation bestimmte Zusatzeffekten hinzu - mehr nicht. Alles andere, wie die Bereiche Animation, Sound, einige der Spielenden, geschnittene Inhalte und vieles mehr, bleiben völlig unverändert. Auch der Mehrspielermodus wurde gestrichen.

Grafisch unterscheiden sich das überarbeitete Mass Effect 2 und Mass Effect 3 nur wenig von ihren jeweiligen Vorgängern, denn obwohl die Bildqualität nun für 4K-fähige Geräte optimiert wurde, muss man genau hinschauen, um Unterschiede zu entdecken. Beim ersten Teil ist der Aufwand natürlich etwas größer. Ich konnte mir die Kolonie Eden Prime genauer ansehen, deren Farbpalette und Umgebungen sich an der Version des Mass-Effect-3-DLCs „From Ashes" orientieren. Mako-Ausflüge oder andere nennenswerte Veränderungen habe ich nicht gesehen und laut den Entwicklern wurde das Level-Design auch gar nicht überarbeitet.

Das bedeutet, dass uns all diese langweiligen Nebenmissionen wieder zu den immer gleichen, generischen Stationen schicken werden. Bioware hat angekündigt, dass die Steuerung der Makos und die Schusswechsel an moderne Standards angepasst werden, aber bei der Präsentation konnte ich das nicht beurteilen. Generell sind mir ehrlich gesagt keine großen Unterschiede aufgefallen, obwohl die Entwickler schwören, dass die Veränderungen beim Spielen deutlich werden. Es ist außerdem unklar, ob und wie das unordentliche Interface vom Originalspiel überarbeitet wird.

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Die größte Änderung ist deshalb bislang am nun für alle drei Teile vereinheitlichten Charaktereditor gekoppelt. Die NPCs sollen von diesen Anpassungen (überarbeitete Frisuren, Augen- und Hautfarbentöne) profitieren, deshalb werden sich wiederkehrende Charaktere ähnlicher sehen, als es früher der Fall war. Das Modell der weiblichen Shepard-Variante aus Mass Effect 3 ist jetzt außerdem in allen Spielen verfügbar.

Die Charaktermodelle der Figuren, denen wir in der Story begegnen, sollen allesamt überarbeitet worden sein, was sicherlich einiges an Arbeit war - immerhin ist der Code schon über 14 Jahre alt. Es ist schade, dass die Animationen und der Sound nicht auch überarbeitet wurden, denn nach wie vor brechen die Dialoge ab und die Bewegungen der Figuren wirken steif. Laut den Entwicklern wären neue Animationen aber einfach zu viel Arbeit gewesen.

Und das war's dann schon. Mass Effect Legendary Edition bietet ein Komplettpaket der gesamten Weltraum-Oper mit allen DLCs an, darunter auch die Vorbestellerboni von früher. Obwohl man sicher argumentieren kann, dass die schickeren Texturen gleichzeitig dafür sorgen, dass es sich hierbei um die beste Version der Trilogie handelt, kann ich nicht anders, als die Legendary Edition eine Enttäuschung zu nennen. Weder die veraltete Optik, noch die sterilen Umgebungen oder gar die Spielinhalte wurden überarbeiten.

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Nach neun langen Jahren zurückzukehren, wäre die ideale Gelegenheit gewesen, um viele kleine, sowie einige legendäre Schwächen zu beheben: Talis Gesicht zum Beispiel, das nur ein schlecht bearbeitetes Stockfoto war. Oder entfernte Szenen, Dialoge und Beziehungen, wie das letzte Gespräch mit Anderson oder verschiedene Romanzen, die alle schon produziert waren, aber dann doch entfernt wurden. Oder die Skulpturen der Protheaner, die nicht mit ihrem finalen Design in M3 übereinstimmen. Viele Dinge, auf deren Überarbeitung sich die Fans gefreut haben, bleiben völlig unverändert. Warum macht ihr euch dann überhaupt die Mühe, EA?

Seit Bioware die Legendary Edition offiziell ankündigte, versuche ich Informationen zur Lokalisierung der DLCs zu bekommen. Lair of the Shadow Broker und Arrival wurden zum Beispiel in mehreren Ländern nicht mehr übersetzt, doch zu Sprachoptionen der Legendary Edition äußern sich die Entwickler nicht. Viele Spieler waren enttäuscht, dass sie das Spiel damals nicht in ihrer eigenen Sprache spielen konnten oder dass bei einigen DLCs dann plötzlich auf Englisch umgeschaltet wurde. Wir Deutsche hatten insgesamt Glück, doch viele andere können das nicht behaupten.

Mit Mass Effect Legendary Edition bekommen wir die komplette Edition einer der besten Sci-Fi-Trilogien aller Zeiten und sie wird schöner als je zuvor aussehen. Es gibt aber keinerlei neue Inhalte in Form von erweiterten oder ursprünglich gestrichenen Szenen. Die Legendary Edition war für Bioware die Gelegenheit alte Fehler auszubügeln, aber es wirkt nicht so, als hätte das Studio davon Gebrauch gemacht. Das war zumindest mein Eindruck nach der eher enttäuschenden ersten Präsentation. Ich hoffe trotzdem insgeheim darauf, dass mich die fertige Version dieser Edition mit Details begeistern kann, die aus irgendeinem Grund bisher noch nicht erwähnt wurden. Am 14. Mai werde ich die Wahrheit herausfinden.

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