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Mafia: Definitive Edition

Mafia: Definitive Edition angespielt

Hangar 13 hat unermüdlich daran gearbeitet, das legendäre erste Kapitel der Mafia-Reihe zu aktualisieren. Hat sich ihre harte Arbeit gelohnt?

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Man kann wohl sagen, dass die Mafia-Reihe nach dem tollen Debüt von Illusion Softworks im Jahr 2012 so ihre Probleme hatte. Der Nachfolger hatte zwar einige Fans, aber das Vorhaben war deutlich unambitionierter und blieb kaum in Erinnerung. Als dann Mafia III von den neuen Entwicklern Hangar 13 erschien, ging es eigentlich nur noch bergab. In diesem Jahr hat sich dieser Trend leider fortgesetzt, denn wir bekamen ein uninspiriertes Remaster von Mafia II und einen überraschend unbefriedigenden Re-Release des dritten Teils (der unter anderem alte Probleme wieder zum Vorschein brachte). Für die meisten Mafia-Fans dürften das nur störende Hintergrundgeräusche gewesen sein, denn der echte Star war immer die überarbeitete Version des Originals. Kann Hangar 13 die Stimmung und die Magie des Originals einfangen? Wir haben uns ein paar Stunden mit Mafia: Definitive Edition beschäftigt und wollen unsere Eindrücke mit euch teilen.

Wenn wir über Mafia: Definitive Edition sprechen, dürfen wir nicht vergessen, welchen wichtigen popkulturellen Einfluss dieses Produkt hatte. Für mich ist es ein Paradebeispiel dafür, wie ein Spiel eine ernste, bombastische und wirklich passende Geschichte in eine offene Spielwelt verlagert. Begleitet von Jazz-Klassikern erzählt uns dieses Game die Geschichte von Tommy Angelo, der als Taxifahrer beginnt und sich zur rechten Hand vom Mafiaboss Don Salieri hocharbeitet. Die Glaubwürdigkeit von Mafia wurde durch die Schwere der Fahrzeuge noch verstärkt - das waren richtige Stahlmonster und keine Arcade-Flitzer. Das gilt übrigens auch für die Cops, die euch bei jeder überfahrenen roten Ampel stoppen. Unnötig? Vielleicht. Aber auch sehr packend - besonders damals. Mafia fordert uns mit kleinen Details heraus und deshalb blieb einem der Titel hängen.

Mafia: Definitive Edition
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Sorgt die Mafia: Definitive Edition für eine ähnliche Spielerfahrung? Meine Antwort nach einigen Stunden mit dem Spiel: Jain. Hangar 13 hat einige Dinge so drastisch verändert, dass es schwer zu beurteilen ist, ob der Wandel nun erfolgreich war oder komplett gescheitert ist. Die Fans des Originals werden bemerken, dass die Zwischensequenzen teilweise radikal überarbeitet worden sind. So sehr, dass zentrale Figuren kaum noch wiederzuerkennen sind. Unser Partner Pauli - eine der erinnerungswürdigen Figuren aus dem Original - ist eine völlig andere Person geworden. Für mich ist die viel zu übertriebene, neue Sprachausgabe eine herbe Enttäuschung, denn das Original war subtiler und glaubwürdiger. Jetzt klingt Pauli wie eine Comicfigur und nervt nur noch. Selbst Tommy ist zum generischen, italienischen Mobster geworden, obwohl er im Original doch ein Außenseiter war. Zusammen mit den überarbeiteten Gesichtern und Animationen sind einige der Schlüsselfiguren dadurch kaum noch wiederzuerkennen.

Auf der anderen Seite ist es Hangar 13 großartig gelungen, den Look und das Gefühl der Stadt einzufangen. Visuell ist es ein beeindruckender Ort und es lohnt sich, alle Straßen zu erkunden. Die einzelnen Bezirke unterscheiden sich sehr und besonders bei Nacht zeigen die Neonreklamen den Stil der Dreißigerjahre. Zu Fuß oder mit dem Wagen - es ist eine Freude sich durch diese Kulisse zu bewegen. Das Vergnügen wird durch die Tatsache noch verstärkt, dass es Hangar 13 gelungen ist, dass Fahrgefühl des Originals einzufangen. Das hier ist kein GTA, die Fahrzeuge steuern sich behäbig und das sorgt für eine ganz eigene Herausforderung. Mich erinnert das an einen ganz besonders schönen Moment aus dem Original, als ich in raketenförmigen Rennwagen über eine unsichere Rennstrecke brettern musste - da wurden meine Fahrfähigkeiten echt auf die Probe gestellt. Das Rennen kann euch brechen, besonders auf den höheren Schwierigkeitsgraden, aber diese stählernen Biester zu kontrollieren, das ist ein toller Test der eigenen Fähigkeiten.

Seid ihr zu Fuß unterwegs, ist das natürlich etwas anderes. Tommy zu steuern fühlt sich ein wenig steif an und wie schon in den anderen beiden Teilen der Reihe sind die Bewegungen, das Ballern und die Deckungsmechanik bestenfalls akzeptabel geraten. Die Schießereien und Schleichpassagen wirken ein wenig billig, aber nicht so sehr, dass man freiwillig den Controller aus der Hand legen würde. Es ist funktional, aber eben nicht mehr als das und erst gar nicht beeindruckend. Sehr schade, denn Hangar 13 hat alles in ihrer neuen Game-Engine nachgebaut - da steckt viel Arbeit drin. Natürlich habe ich noch nicht alles gesehen und deshalb hoffe ich auf ein wenig mehr Innovationsmut im fertigen Spiel.

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Grafisch ist Mafia definitiv schick. Es ist die meiste Zeit wunderschön anzusehen, aber es gibt ab und zu ein paar Probleme in Form von Texturen mit schlechter Auflösung (das kann natürlich auch an einem veralteten Preview-Build liegen). Die Gesichtsanimationen sehen großartig aus, aber das gilt nur für die Zwischensequenzen, denn die anderen Bewohner von Lost Heaven grinsen alle stets leicht debil. Das ist schade, denn die Details der Umgebungen, in denen wir auf sie treffen, sind fantastisch geraten. Ich bin außerdem auf pixelige Flammen gestoßen und einige Innenräume waren weniger beeindruckend. Insgesamt sind die grafischen Details aber toll.

Was schlechter zu erklären und womöglich sogar unverzeihlich ist, ist der allgemeine technische Zustand des Spiels. Klar, vielleicht ist die uns zur Verfügung gestellte Vorschauversion schon etliche Monate alt, aber das Spiel erscheint in einem Monat. Ich habe gehofft, dass meine Spielerfahrung ohne größere Probleme ablaufen könnte, aber es kam zu deutlichen Einbrüchen in der Bildrate und anderen technischen Aussetzern. In einer der letzten Missionen dieser Fassung hat sich Tommy plötzlich nicht mehr bewegt und ich musste ganz von vorne anfangen. Dann wollte das Spiel gar nicht mehr starten und ich habe schlicht aufgegeben.

Vielleicht hätte Hangar 13 ein bisschen mehr auf das Feedback der Fans zu den letzten Projekten hören und sich eventuell ein paar Monate mehr Zeit lassen sollen. Mafia hat mehr verdient, als ein enttäuschendes Remake seines tollen ersten Teils. Hoffen wir mal, dass die Probleme bis zur Veröffentlichung Ende September behoben werden können.

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