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Klaus

Klaus

Stellt euch mal vor, ihr wacht in einem düsteren Keller auf und ihr könnt euch an nichts erinnern. Es gibt nur eine einzige Spur. Auf eurem Arm ist das Wort "Klaus" tätowiert.

Der Puzzle-Plattformer Klaus von La Cosa Entertainment aus Kalifornien macht neugierig mit seinem verrückten Namen, der mysteriösen Grundidee und der ansprechenden Präsentation. Natürlich wollen wir wissen, warum jemand ausgerechnet "Klaus" auf seinen Unterarm tätowiert hat. In Deutschland werden dem Namen schließlich auch diverse weniger charmante Eigenschaften zugeschrieben. Die Vermutung liegt also zunächst nahe, dass hier jemand eine Wette verloren hat.

Tatsächlich versucht sich Klaus aber deutlich philosophischer. Der sympathisch wirkende Kerl erinnert sich nach und nach wieder an die Teile aus seinem Leben - an die schönen, aber vor allem auch an die weniger schönen Momente. Es geht um die frustrierende Erfahrung, dass man nichts besonderes mehr ist, sondern nur einer von vielen. Es geht um den Wert von Arbeit, um Freiheit und um das tragische Ende einer großen Liebe. Ich könnte allerdings nicht sagen, dass wirklich ein roter Faden erkennbar war. Dafür werden zu viele verschiedene Themen bearbeitet.

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Über das Touchpad können wir eine Plattform markieren und diese dann entweder drehen oder bewegen.

Gleiches gilt übrigens auch für die Spielmechaniken. Ein einziges Element wird von Anfang bis Ende konsequent benutzt. Über das Touchpad können wir eine Plattform markieren und diese dann entweder drehen oder bewegen. Manchmal führt das zu komplizierter Fingerakrobatik, wenn wir Klaus und eben jene Plattform gleichzeitig bewegen müssen. Manche Passagen sind so nur ziemlich knapp zu schaffen, aber nie ist es unmöglich. Außerdem gibt es faire Rücksetzpunkte und dadurch überwiegt meist die Freude, etwas geschafft zu haben, gegenüber dem Ärger.

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Bei den restlichen Mechaniken wirkt Klaus allerdings wie eine bunte Mischung aus bekannten Indie-Hits der vergangenen Jahre. Mit dabei sind beispielsweise Ideen aus Super Meat Boy, Mega Man und VVVVVV. Es sind wunderbar, wenn die Schwerkraft außer Kraft gesetzt wird oder wir tollkühne Wandsprünge vollführen, aber das war alles schon einmal da. Und es ist wirklich schade, dass keine der Ideen wirklich weiter entwickelt wird. Die meisten Mechaniken sind nur bestimmten Abschnitten vorbehalten und verschwinden kann. Dadurch bleibt die Erfahrung zwar abwechslungsreich, aber es fehlen echte und einzigartige Höhepunkte.

Das gilt auch für den Kompagnon K1, den wir im zweiten Level bekommen. Klaus kommt selbst durch kleine Öffnungen und beherrscht einen Doppelsprung. Im Gegenzug dazu kann der kräftige K1 mit seinem Hemd durch die Luft gleiten und besitzt zwei mächtige Fäuste, mit denen Gegner sowie manche Barrieren aus dem Weg geräumt werden können. Das ungleiche Duo kann sich so an vielen Stellen gegenseitig helfen und das sorgt für viel Abwechslung, aber hätte auch konsequenter eingesetzt werden können.

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Gelungen ist dem kleinen Team allerdings eine ganz eigene Ästhetik
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Gelungen ist dem kleinen Team allerdings eine ganz eigene Ästhetik. Jede Welt besitzt eine sparsamen und trotzdem klar definierten Stil, mit eigenen Farben und Aufgaben. Und dazu gibt es einen interessanten Elektro-Soundtrack von Pixkong, der eigenständig funktioniert, aber auch die Stimmung im Spiel herrlich untermalt. Inspiriert wurde er übrigens ursprünglich von Kraftwerk. Wer sich aber mal die Stücke von Electr-it!! anhört, dem Erstling von La Cosa Entertainment, der wird feststellen, dass es auch hier Recycling gab. Weil aber alles so hübsch arrangiert ist, stellt es eigentlich kein großes Problem dar.

Versteckt sind in den Welten außerdem geheime Level, die ebenfalls oft einer abgefahrenen Logik folgen. Sie gehören zu den besten Momenten von Klaus. Ein Level ist beispielsweise pechschwarz, aber es gibt bewegliche Lichter, die Teile beleuchten und damit sichtbar machen. In einem anderem Level steuern wir gleich drei Versionen von Klaus oder aber die Welt steht Kopf. Als Belohnung winken begehbaren Erinnerungsstücke aus verschwinden Lebensabschnitten von Klaus, die helfen, dass Gesamtwerk zu verstehen.

Wirklich nervig an Klaus ist allerdings die Steuerung. Bei einem 2D-Jump'n'Run ist es oft angenehmer mit dem Digitalkreuz zu lenken, statt mit dem Analogstick. Trotzdem zwingt uns das Spiel dazu, eben diesen zu benutzen. Mit dem Steuerkreuz können wir lediglich die Kamera bewegen. In den Optionen ist ein Ändern dieser Einstellung ebenfalls nicht möglich. Und es ist mir tatsächlich an mehreren Stellen passiert, dass ich einen Sprung nicht erfolgreich gemeistert habe, weil die Steuerung ein wenig zu unpräzise ist.

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Leider müssen wir das 2D-Jump'n'Run mit dem Analogstick lenken und können nicht das Steuerkreuz nutzen.

Interessanterweise stammen die Entwickler ursprünglich aus Venezuela. Dort haben sie mit einem Prototypen für Klaus einen Entwickler-Wettbewerb von Square Enix gewonnen. Doch schon allein die Entstehung dieser Version war eine kleine Odyssee. Die Bedingungen in dem südamerikanischen Land sind ziemlich hart. Es ist schwer an Dollar zu kommen, um etwa Entwickler-Kits zu kaufen. Und noch dazu herrscht eine hohe Kriminalität. Zwei Mitgliedern des Teams wurden die Laptops mit allen Daten aktuellen gestohlen. Und trotzdem haben sie es irgendwie geschafft - auch dank Square Enix.

Was mit Klaus am Ende abgeliefert wurde, muss sich keinesfalls verstecken. Dieser Puzzle-Plattformer mag in den sechs bis acht Stunden Spielzeit vielleicht nicht durch besonders viele eigene Ideen glänzen, aber er besitzt eine hübsche Präsentation und eine nette, kleine existenziell angehauchte Geschichte. Außerdem macht es trotzdem Spaß, die vielen verschiedene Mechaniken in einem Spiel zu sehen. Bezüglich der Steuerung bleibt zu hoffen, dass ein Patch nachgeliefert wird, damit Klaus mit dem Steuerkreuz gelenkt werden darf. Und wer das Ende der Geschichte erreicht hat und noch eine Herausforderung sucht, kann versuchen im Arcade-Modus, die Level auf Zeit durchzuspielen.

07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
hübsche Präsentation, interessanter elektronischer Soundtrack, abwechslungsreiche Aufgaben, angenehmer Schwierigkeitsgrad
-
ein Sammelsurium von Ideen aus anderen Spielen, Steuerung etwas ungenau,
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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