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Everspace 2

Everspace 2 - Early-Access-Vorschau

Rockfishs neuestes Weltraumspiel hat eine umfangreiche Entwicklung durchlaufen, doch es ist noch viel zu tun.

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Everspace hat eine ähnliche Transformation durchlebt, wie Dawn of War von Relic Entertainment. Das erste Spiel war ein Roguelites mit Fokus auf Wiederspielwert, doch Everspace 2 ist plötzlich Weltraum-Action mit Rollenspielelementen in einer offenen Welt. Das Spiel ist weniger linear als sein Vorgänger und es konzentriert sich stärker auf seine Story, außerdem wird der Titel dank seiner soliden Game-Engine deutlich schicker präsentiert.

Im Nachfolger übernehmen wir erneut die Rolle von Adam Roslin, einem Klon, der in diesem Spiel nicht mehr in einem neuen Körper wiedergeboren werden kann. Wenn wir sterben, heißt es „Game Over" und wir laden den letzten Speicherstand. Wer besonders den Wiederspielwert des Vorgängers mochte, könnte vom neuen Fokus also enttäuscht sein.

Meine Erfahrung mit der Early-Access-Version des Spiels hinterlässt den Eindruck, dass den Entwicklern damals einfach die Ressourcen gefehlt haben, um das Spiel zu erschaffen, das sie wirklich machen wollten. Es ist nämlich wirklich beeindruckend, was dieses Team aus knapp 20 Entwicklern auf die Beine gestellt hat. Visuell ist das Spiel jedenfalls umwerfend und dabei war schon der Vorgänger sehr schön. Die Asteroidengürtel, die Planeten und die Raumstationen sind alle extrem detailliert und werden fantastisch ausgeleuchtet.

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Im Early Access stehen uns bereits fünf Raumschiffklassen zur Verfügung: Sentinel, Scout, Striker, Interceptor und Gunship. Jedes dieser Raumschiffe hat seine Stärken und Schwächen und jede Klasse besitzt eine bestimmte Anzahl an Waffenslots, eine ultimative Fähigkeit, Dinge die wir im Kampf einsetzen und Fähigkeiten, die wir kaufen oder finden können. Unser Charakter hat ebenfalls seine eigenen Perks, die wir ausprägen und verbessern, wann immer wir im Level aufsteigen.

Wir beginnen das Spiel in einem Sentinel, einem klassischen Allrounder. Dessen Ultimate umgibt das Schiff mit blauen Blitzen, die wir zur Verteidigung oder zum Angriff einsetzen können. Die fragilen Scouts sind wendig und schnell, deshalb habe ich sie eher im Fernkampf eingesetzt. Der Scout verursacht großen Schaden aus der Distanz und er verfügt über einen Stealth-Modus, der dem nächsten Schuss noch mehr Schaden verleiht.

Die Interceptor-Klasse ist eher auf mittlere Distanzen spezialisiert und kann mit ihrem Ultimate kurzzeitig den verursachten Waffenschaden erhöhen. Der Striker ist mit seiner Schrotflinte der Nahkämpfer. Er kann mit seinem Ultimate feindliche Schiffe infizieren, die dann alle den Schaden nehmen, den wir dem Hauptziel verpassen.

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Das Gunship besitzt die höchste Widerstandskraft, verfügt aber nur über schwache Schilde. Das Schiff ist eine fliegende Festung und es ist sehr stark bewaffnet. Wir können mit dieser Klasse zwischen vier Waffen wählen, wohingegen dem Sentinel nur zwei zur Verfügung stehen. Den meisten Spaß hatte ich mit dem Interceptor und dem Scout, denn ich liebe hohe Geschwindigkeiten und muss nicht immer im direkten Schussfeld meiner Gegner stehen. Natürlich unterscheiden sich die Klassen auch optisch voneinander.

Ihr seht schon: Jede Klasse erinnert an typische Rollenspiele. Das Game ist sehr flexibel und ihr werdet euch während des Spielens immer wieder mit neuen Fähigkeiten und neuer Ausrüstung beschäftigen. Der Titel befindet sich zwar noch in der Early-Access-Phase, doch für mich ist Everspace 2 schon jetzt eines der besten Actionspiele mit Raumschiffen, die es zurzeit gibt. Mir sind jedoch ein paar visuelle Fehler aufgefallen und es gab ein paar Missionen, in denen mein Copilot steckengeblieben ist.

Everspace 2 ist auch deutlich arcadiger, als ich es erwartet habe und wer feindliche Raumschiffe, wie in Star Wars: Squadrons oder Elite: Dangerous verfolgen will, könnte somit enttäuscht werden. Mich erinnert das Game an die alten Freelancer-Spiele oder Titel wie Rogue Galaxy. In Everspace 2 geht es nämlich nicht nur um Dogfights, sondern auch um das große Abenteuer, das zwischen diesen Schlachten vermittelt wird.

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Es gibt Raumstationen, Landezonen auf Planeten, die Möglichkeit Mineralien abzubauen und viele Geheimnisse. Unsere Jobs können wir in Raumstationen annehmen, aber auch unterwegs im All. Die Missionen laufen genauso ab, wie man sich das vorstellt: In den Raumstationen erhalten wir generische Jobs, handeln und passen unser Raumschiff an.

Wir können in Planetensystemen einzelne Zonen ansteuern und laden anschließend ins Level. Während des Flugs zwischen den Zonen wird nicht geschossen, aber wir können neue Gebiete entdecken und es gibt Signale, an denen uns unbekannte Situationen erwarten. Ich vermute, dass diese Bereiche automatisch generiert werden, um für zusätzliche Inhalte zu sorgen. Zurzeit sind diese zufälligen Ereignisse aber zu uninteressant und zu abwechslungsarm, um zu unterhalten.

Die große Neuerung im Vergleich zum Vorgänger ist die Möglichkeit Planeten zu besuchen, was immer wunderschön ist. Ein wenig erinnert Everspace 2 an Descent von 1995, denn wir fliegen auch häufig durch enge, labyrinthartige Räume. Auf den Planeten geht es zum Beispiel durch Minenschächte oder Wracks von gigantischen, abgestürzten Raumschiffen. Hier kommen tatsächlich auch „Rätsel" zum Einsatz, wenn wir auf Schwachstellen in Wänden schießen oder Batterien transportieren müssen. In der fertigen Version des Spiels wünsche ich mir aber mehr Abwechslung bei diesen Aufgaben.

Die Story von Everspace 2 ist in dieser Version auch noch nicht komplett. Wie erwähnt übernehmen wir die Rolle von Adam Roslin aus dem Vorgänger, der Minenarbeiter sicher zu Asteroiden eskortiert. Doch dann geht etwas schief und Adam und einer seiner Freunde geraten in Gefangenschaft. Dem Duo gelingt jedoch die Flucht und in einer verlassenen Raumstation errichten wir eine neue Basis, um ein klassisches Weltraumabenteuer zu starten.

Die Charaktere sind okay geschrieben und die Sprachausgabe stört mich auch nicht, aber es ist natürlich noch zu früh, um die Qualität der Story final beurteilen zu können. Die Entwickler haben uns Inhalte für 20-25 Stunden versprochen, doch mit den paar Missionen war ich nach vier Stunden fertig. Natürlich gibt es noch Nebenquests, diese zufällig generierten Missionen und viele Areale, die man erkunden soll. Da müsst ihr aber schauen, wie lange euch das beschäftigt.

Die großartige Grafik und die Kämpfe machen die Spielerfahrung zu einem Genuss. Everspace 2 ist dann am besten, wenn wir in den abwechslungsreichen und wunderschönen Umgebungen kämpfen dürfen. Es ist weniger gut, wenn wir nach Batterien oder Upgrades für unser Schiff suchen sollen. Und es nervt, ständig daran erinnert zu werden, dass unser Schiff noch nicht die nötige Ausrüstung besitzt, um irgendetwas zu machen. Das passt natürlich alles zum Arcade-Stil des Spiels, was letztlich aber einer der Gründe sein wird, warum den meisten Spielern schnell langweilig werden dürfte, sobald sie nichts mehr zu tun haben.

Was für eine gewisse Balance sorgt, ist die Tatsache, dass alle Waffen einzigartig und interessant sind; egal ob ihr ein Maschinengewehr, Minen, einen Laser oder ein Waffensystem ausgerüstet habt, das mehrere Feinde gleichzeitig treffen kann und somit wie eine alte Flugabwehr funktioniert. Wenn euch die Rollenspielelemente nicht interessieren, dann könnt ihr das alles auf den leichteren Schwierigkeitsstufen auch ignorieren. Mir fehlt bei dem System ganz einfach das strategische Gewicht, deshalb habe ich schnell das Interesse daran verloren.

Wie gesagt, ich bin ziemlich zufrieden mit der Grafik, dem Sound und den wenigen knackigen Mechaniken. Everspace 2 hat absolut Potential zu einem der besten Spiele des Genres, leider fehlt ihm bislang noch der Simulationsaspekt, was nicht nur bei Fliegen deutlich wird, sondern auch beim Handel. Das ganze Spiel dreht sich um Weltraumgefechte in unterschiedlichsten Umgebungen, aber es gibt leider keine wirklich großen Schlachten. Ich werde die weitere Entwicklung des Spiels verfolgen und sicher zurückkehren, wenn es fertiggestellt ist. Everspace 2 ist gut - nicht mehr und nicht weniger.

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