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Elden Ring

Elden Ring - Zehn Stunden in West Limgrave

Vor dem geplanten Closed Beta Test hat uns FromSoftware frühen Zugang zu ihrem nächsten Spiel gewährt. Wir wollen euch von diesem Abenteuer erzählen.

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Dark Souls III hat 2016 erstmals größere Gebiete eingeführt, die Spieler durchqueren mussten, um zum nächsten Bosskampf zu gelangen. Elden Ring führt das Konzept weiter aus, indem es interessante Aktivitäten und Herausforderungen in einer weitläufigen Welt platziert, durch die wir uns frei bewegen. Wie die neue Formel funktioniert und was sich ansonsten getan hat, das konnte ich mir vergangenes Wochenende in einem ersten Closed Beta Test erstmals selbst anschauen.

Alles beim Alten: Seichte Erweiterungen am Kern der Erfahrung

Am zentralen Kampfsystem der Reihe hat sich oberflächlich nur wenig getan. Der derbe und etwas behäbige Schlagabtausch ist auch in Elden Ring der spielerische Kern, um den sich alles andere dreht. Starke Attacken werden früh angekündigt, sodass der Gegenüber darauf reagieren kann. Fehler geschehen trotzdem immer wieder und sie werden nach wie vor hart abgestraft. Spezialfähigkeiten sind nicht länger an bestimmte Waffen gebunden, sondern lassen sich am Lagerfeuer, die nun „Site of Grace" heißen, untereinander austauschen.

In dieser Demo standen fünf vorgefertigte Charakterklassen zur Verfügung, die einen vordergründigen Spielstil verkörpern. Ihr könnt euch im Spielverlauf wie gehabt in alle Richtungen weiterentwickeln und die Items beliebig anpassen, da sie lediglich als Richtlinie dienen. Wichtig ist das vor allem, wenn ihr von Anfang an Zauber oder Magie wirken wollt, da ihr dafür, abgesehen von den Statistiken, die entsprechenden Talente und Gegenstände benötigt.

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Neben den Waffenfähigkeiten, die sich nun freier individualisieren lassen, fällt auf, dass FromSoftware den Bereich Zauber und Magie erweitert hat. Ihr könnt solche Fertigkeiten in der Regel wie schwere Angriffe aufladen oder mehrmals in Folge aktivieren, um stärkere Effekte zu erzielen. Magie wirkt immer noch sehr mächtig, da man die KI in gewisser Weise austricksen kann. Am großen Boss der Demo gab es für mich als Nahkämpfer kein Vorbei und deshalb habe ich beim ersten Mal auf Beschwörungen zurückgegriffen, die mir dabei halfen, das Ungetüm zu überwinden. Als Magier war das Duell unendlich viel simpler und ehrlich gesagt auch sehr unbefriedigend, weil die KI gefühlt versagt hat. Das wird sich bis zum Start hoffentlich noch ändern, aber dass diese Form des Fernkampfs sehr mächtig ist, ist in der Community allgemein bekannt.

Den Online-Bereich möchte FromSoftware in Elden Ring etwas massentauglicher gestalten und das beginnt bei der Erläuterung der entsprechenden Mechaniken in einem dedizierten Untermenü. Ihr müsst entsprechende Gegenstände nach wie vor erst in der Spielwelt aufsammeln, um in den Online-Bereich vorzudringen. Die Anweisungen auf den Items sind jedoch klar formuliert und sie erklären den Spielern nun auch die genaue Funktionsweise. Im Koop-Spiel müsst ihr dem verbündeten Spieler in klar abgegrenzten Arealen dabei helfen, den nächsten Bossgegner zu besiegen. Wollt ihr PvP-Duelle bestreiten oder unschuldige Spieler töten, gibt es ebenfalls viele Einschränkungen, mit denen ihr zurechtkommen müsst. Wie gut oder schlecht das Thema in Bezug auf die offene Spielwelt funktioniert, dazu kann ich leider nichts sagen.

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Die Werkzeuge eines Ninjas: Herangehensweise am Open-World-Design

Eine offensichtliche Neuerung des Open-World-Ansatzes sind natürliche Ressourcen, die man in der Spielwelt „Zwischenland" einsammelt. Ihr pflückt auf offenem Feld Blumen, Früchte und Beeren, fangt Schmetterlinge ein und jagt Wildtieren für Federn und Knochen. Daraus lassen sich Verbrauchsgegenstände (Bomben, Pfeile, Stärkungstränke) herstellen, die ihr vielleicht nicht unbedingt beim nächsten Händler kaufen könnt. Es gibt am oberen Bildschirmrand einen Kompass, auf dem ihr zum Beispiel sehr deutlich die Position eurer Leiche erkennt. Ihr könnt auf einer Karte zu bereits gefundenen Sites of Grace schnellreisen und interessante Orte markieren, falls ihr den Bereich später noch einmal untersuchen wollt. Ich habe sogar ein Teleskop entdeckt, mit dem sich die Umgebung aus der Vogelperspektive genauer untersuchen lässt. Das hilft beim Auszukundschaften interessanter Bereiche.

Da man feindliche Lager oder Konfrontationen nun auf unterschiedliche Art und Weise erleben kann, stellt Elden Ring nach Sekiro: Shadows Die Twice ebenfalls auf ein Stealth-System um und lässt uns via Druck auf den linken Stick in die Hocke gehen. Das hohe Gras bietet Sichtschutz und mit den erweiterten Werkzeugen, die ihr vielleicht in den bisherigen Spielszenen gesehen habt, lassen sich Situationen lösen, ohne dass ihr jedes Mal Alarm schlagt und die gesamte Mannschaft gegen euch aufhetzt, sobald ihr ein Camp betretet. Die Schleichmechanik ist weit entfernt von einem Assassin's Creed, aber es bringt die bereits bestehenden Spielsysteme in Einklang mit dem Wunsch der Entwickler, den Spielern ihre verfügbaren Optionen aufzuzeigen. Die spielerischen Möglichkeiten waren zu großen Teilen bereits vorher gegeben, aber Elden Ring bügelt das alles ein bisschen glatt.

Neu ist ansonsten noch, dass es mittlerweile klassische Checkpoints gibt, sogenannte „Stakes of Marika", die in der Welt verteilt sind. Weil man die kleinen Statuen mit Leichtigkeit übersehen kann, wusste ich häufig gar nicht so richtig, wo mich das Spiel konkret wiederbeleben möchte, aber sie liegen in der Regel in der Nähe eurer letzten Position. An diesen Orten könnt ihr nicht rasten, um euer Leben aufzufrischen, aber dafür gibt es inzwischen andere Spielmechaniken. Gehen euch während der Erkundung die verfügbaren Heilungs-Flakons aus, müsst ihr einfach eine Gruppe von Gegnern besiegen.

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Fürchte das alte Blut: Die Verliese Yharnams

Bei der Erkundung der Karte stößt man regelmäßig auf betitelte Orte, die Höhlen und Verliese oder andere optionale Bereiche bereithalten. Diese Herausforderungen erinnern in ihrer Struktur an die generischen Chalice Dungeons aus Bloodborne und auch in Elden Ring sind diese Nebenbeschäftigungen eher überschaubar: Das Level folgt einem bestimmten Thema (es könnte vielleicht eine Mine sein oder eine Krypta), am Ende wartet ein kleiner Bosskampf mitsamt Belohnung auf uns und nach einer Viertelstunde ist man wieder an der frischen Luft. In einem dieser Gebiete habe ich einen hilfreichen Trank gefunden, den ich mir selbst aus unterschiedlichen Zutaten zusammenstellen kann, um gezielte Zusatzeffekte zu erhalten. In einem anderen lag eine Asche des Krieges, die einen Waffentyp mit einer praktischen Spezialfähigkeit ausstattet.

Wer sich vielleicht noch nicht bereit fühlt, das nächste Story-Gebiet in Angriff zu nehmen, der kann durch das Absuchen dieser Kerker hilfreiche Gegenstände oder die zum Level-Aufstieg erforderliche Anzahl an Runen (das ist der neue Begriff für „Seelen", die Spielwährung) sammeln. Ich muss sagen, dass mich diese kleinen Mini-Dungeons zumindest im Closed Beta Test noch nicht umgehauen haben, denn ich sehe ein bisschen die Gefahr, dass sich diese Inhalte wie Füllmaterial anfühlen könnten. Ob sich diese Zweifel letztlich auch bewahrheiten müssen, das können wir aber natürlich erst im finalen Spiel überprüfen.

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Jakkul, euer treuester Begleiter

Die Tatsache, dass man weite Entfernungen mit einem Pferd überwinden kann, ist an sich natürlich keine Revolution, doch es verändert im Souls-Kontext eine Menge. Unser spektrales Ross Torrent ist deutlich agiler als unser Protagonist, obwohl der diesmal übrigens ebenfalls mit einer dedizierten Sprungtaste vom Boden abheben darf. Auf dem Rücken eines Pferdes könnt ihr Höhenunterschiede und Abgründe überwinden, an denen es normalerweise kein vorbei gäbe. Ihr müsst mit Torrent also nicht unbedingt die offensichtlichen Wege nehmen, denn eurer Reittier bahnt sich mit Doppelsprüngen elegant und agil einen Weg durch das Zwischenland.

Die Implementation des Pferds ist viel besser als erwartet, denn es lässt sich bequem mit einem Item rufen und auch fortschicken. Ihr müsst auch zum Beispiel nicht absteigen, um einen Gegenstand vom Boden aufzunehmen. Während des Reitens könnt ihr kämpfen und die vier Schultertasten auf dem Controller bestimmen die Richtung, in die ihr einen leichten oder einen schweren Angriff ausführt. Haltet ihr die Taste zum aufgeladenen Angriff gedrückt, könnt ihr Gegner im Vorbeireiten an eurer gezückten Waffen aufschlitzen/aufspießen. Auch Zauber lassen sich vom Rücken eines Pferdes aus wirken und Gegenstände könnt ihr wie gewohnt verwenden. Torrent verfügt über eine eigene Lebensleiste und wenn es stirbt könnt ihr es wiederbeleben (dabei verbraucht ihr allerdings einen Flakon). Wenn ihr Feinden zu nahe kommt, kann es jedoch vorkommen, dass euch euer Reittier abwirft und sich aus dem Stab macht.

Bevor ihr das Pferd (und die Möglichkeit, erhaltene Runen in Level-Ups zu investieren) freizuschaltet, müsst ihr zu Fuß zu einem bestimmten Checkpunkt gelangen. Bis ich den bei meinem ersten Durchgang gefunden habe, war ich schon über drei Stunden lang in West Limgrave (dem Gebiet der Demo) unterwegs und habe mich ein bisschen umgeschaut. Damit ihr euch in der weiten Spielwelt nicht verlauft, müsst ihr im Grunde nur an einem der vielen Sites of Grace rasten und einer Spur aus goldenen Leuchtpartikeln folgen. Dieser goldene Schimmer scheint in irgendeiner Weise mit unserer Rasse der Befleckten (Tarnished) zusammenzuhängen, denn man sagt, dass er uns zu unserem Ziel führt. Was die anderen Charaktere in dieser Welt konkret mit ihren vielsagenden Andeutungen meinen, kann ich zu diesem Punkt noch nicht absehen.

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Strahlen von Brillanz

Obwohl diese Testversion einen insgesamt sehr anständigen Eindruck erweckt, vor allem da sie mit jeder Menge Inhalten auffährt, möchte ich zumindest kurz auf die technische Seite zu sprechen kommen. Elden Ring sollte eigentlich im Januar erscheinen, wird nach aktuellem Plan aber erst Ende Februar ausgeliefert. Ich habe ungefähr zehn Stunden lang auf der Playstation 5 gespielt und während dieser Zeit immer wieder technische Probleme festgestellt. Der Bildschirm friert in der freien Erkundung und, was super ärgerlich (da tödlich) ist, auch gerne im Kampf für ein paar Frames kurz ein. Welche Erfahrung ihr auf den Konsolen erwarten könnt, das lest ihr am besten in dieser Nachricht nach, doch momentan ist das wie gesagt alles noch in der Entwicklung. Wir dürfen hierbei natürlich nicht vergessen, dass wir von einem Spiel sprechen, das erst in knapp vier Monaten erscheint. In dieser Zeitspanne ist es durchaus realistisch, dass die Entwickler verschiedene Optimierungen bereitstellen können.

Nach dem Cosed Beta Test stehe ich Elden Ring sehr viel weniger skeptisch gegenüber. Das Feature der offenen Welt scheint eine natürliche Evolution der Reihe zu sein, da sie von FromSoftware um die bestehenden Stärken herum aufgebaut wurde. In diesem weitläufigen Reich warten jede Menge Herausforderungen und interessante Überraschungen auf uns und überall wird das grundlegende Kampfsystem auf die Probe gestellt. Die Hintergrundgeschichte aus der Feder von George R.R. Martin wurde von den Entwicklern gewohnt kryptisch codiert und die Brotkrumen überall in der Welt verstreut. Man wird während des Spielens vieles davon verpassen, aber das war in den früheren Games ja auch schon so.

Ich führte zum Beispiel erst beim dritten Durchgang der Demo ein Gespräch mit der Maiden Melina, in dem sie mir mehr über sich und ihre Aufgabe in diesem großen Abenteuer erzählte. Die Frau sprach von ihrer „Mutter", die am Fuße des Erdtrees auf sie wartet, und von etwas, das sie vor langer Zeit verloren habe - etwas, das ihr unendliche Schmerzen bereitet. Für den eigentlichen Spielfortschritt sind diese vagen Hinweise vielleicht nicht weiter relevant, doch während ich durch die Weiten des Zwischenlands galoppierte und nach etwas Neuem suchte, das meine Aufmerksamkeit auf sich zieht, hallen mir manche dieser Gesprächsfetzen noch eine Weile lang durch den Kopf.

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