Deutsch
Gamereactor
Kritiken
Code Name: S.T.E.A.M.

Code Name: S.T.E.A.M.

Advance Wars ist einer der ewigen Klassiker für Nintendo-Handhelds. Nun will dessen Entwickler das Konzept erneuern und verbessern. Das klappt nur bedingt.

HQ

Der 3DS ist nicht gerade bekannt dafür, wirklich die bevorzugte Plattform für erwachsene Games zu sein. Dennoch gibt es ein paar, und Code Name: S.T.E.A.M. will auch eines sein. Allein das Genre legt diese Vermutung nahe: rundenbasierte Strategie. Der Entwickler offensichtlich auch: Intelligent Systems, das Studio hinter Handheld-Klassikern wie Advance Wars oder Fire Emblem.

Gerade Advance Wars gehört nach wie vor zu meinen ewigen Favoriten für Nintendo-Handhelds. Bei dem Spiel stimmt fast alles - angefangen vom Pixel-Artstyle über das Leveldesign bis hin zum Umfang. Irgendwie arbeitet sich Code Name: S.T.E.A.M. genau an diesen Punkten auch ab, in weiten Teilen leider ohne dabei das Original zu erreichen. Es ist kein schlechtes Spiel, das muss man sich bei der weiteren Lektüre immer wieder laut aufsagen. Aber es stolpert über ein paar ätzende Designentscheidungen.

HQ
Code Name: S.T.E.A.M.Code Name: S.T.E.A.M.
Das Spielprinzip mischt Third-Person-Shooter mit rundenbasierter Strategie.
Werbung:

Die konventionelle Story ist um eine Alieninvasion gestrickt, die die Menschheit bedroht. Einige wackere Agenten der Spezialeinheit Code Name: S.T.E.A.M. (Strike Team Eliminating the Alien Menace) scharen sich um ihren Anführer US-Präsident Abraham Lincoln, weil irgendwer die Aliens zurückschlagen muss. Es geht im Dampfluftschiff Liberty vom Buckingham Palace über Boston ins Weiße Haus nach Washington D.C und weiter in die Wüste bis hinein in ein weltbekanntes Fantasiereich.

Das Spielprinzip mischt Third-Person-Shooter mit rundenbasierter Strategie. Wir schicken ein Team aus bis zu vier Helden, die man sich nach und nach erspielt, durch überschaubar große Level, die mit einem Kästchenraster überzogen sind. Jeder Figur hat zwei individuelle Waffen und einen Boiler auf dem Rücken, der die Versorgung mit Dampfkraft sicherstellt. Das Feuern einer Waffe verbraucht ebenso Dampf wie das Fortbewegen auf dem Raster. Natürlich warten zahlreiche Gegner, Fallen und Hindernisse auf dem zumeist recht linearen Weg zum Levelende. Zwischendurch dürfen wir auch mal kurz das Cockpit eines riesigen Steampunk-Roboters besteigen. Dieser Blech-Lincoln dient als Vehikel, um kurze Egoshooter-Elemente einzustreuen und große Boss-Aliens zu grillen.

Es geht aber im Kern stark um klassische Taktik und die korrekten Strategien. Man kann zum Beispiel je nach Waffetyp Fallen stellen, weil die Charaktere ihren Dampf auch für passive Angriffe nutzen können. Die werden automatisch ausgelöst, wenn ein Alien ins Fadenkreuz rennt. Gelegentlich darf man auch starke Geschütztürme bemannen oder Teile der Spielumgebung als Waffe nutzen. Dennoch ist die Variation begrenzt, trotz guter Waffenvielfalt. Denn die Kämpfe ähneln sich selbst nach 15 Stunden Spielzeit stark, auch bei den Alien-Gegnern gibt es nur wenig Variation. Nach und nach kommen immer wieder mal neue, am Ende werden sie unsichtbar. Aber es bleibt alles sehr erwartbar. Das Charakteredesign ist bei den S.T.E.A.M.-Agenten fantasievoll und sehr individuell, bei den Gegner eher nicht so.

HQ
Werbung:
Code Name: S.T.E.A.M.Code Name: S.T.E.A.M.
Am schlimmsten sind die teils extrem langen Wartezeiten nach jeder Spielrunde, weil die Künstliche Intelligenz für die Gegner deren Aktionen berechnet.

Und es gibt einige ausgesprochen nervige Elemente. Am schlimmsten sind die teils extrem langen Wartezeiten nach jeder Spielrunde, weil die Künstliche Intelligenz für die Gegner deren Aktionen berechnet. Der zugehörige "Aliens rücken vor"-Balken, der langsam die verbleibende Zeit runterzählt, wird zum erbittertsten aller Feinde im Spiel. Mir ist schon klar, dass die Gegner erst dann agieren können, wenn ich all meine Aktionen vollendet habe. Aber die Wartezeit ist so schlimm, dass man immer wieder ins Leere blickt und hofft, dass es endlich weitergehen möge. Selbst nach einer Optimierung via Update.

Ebenso ätzend ist, dass die Kamera während der Gegnerrunden nicht frei einstellbar bleibt, sondern im Sichtradius gesperrt ist. Dadurch verliert man große Teile der ohnehin schon beschränkten Übersicht. Erfreuen darf man sich an den netten Zwischensequenzen im Comic-Style, in denen die Story erzählt wird. Ein sehr netter Artstyle ist das, allerdings fehlt eine deutsche Sprachausgabe, es gibt nur lokalisierte Unterzeilen.

Vier Agenten hat man sich schnell freigespielt fürs Team. Wer die Amiibos aus der Fire Emblem-Reihe besitzt, darf diese direkt am Anfang schon zur Unterstützung ins Spiel holen. Allerdings sind deren Fähigkeiten im Vergleich zu allen regulären S.T.E.A.M.-Agenten eher schwach bis nutzlos. Die kurzen Spielrunden der Kampagne, die man meist in zehn bis zwanzig Minuten erledigt hat, bringen dennoch Laune - auch wegen ihrer Schlichtheit. Jede Spielfigur hat ihre individuelle Knarre, neue Optionen werden durch eingesammelte Münzen verfügbar und sind frei zuweisbar. Jeder Kämpfer kann einmal pro Runde eine mächtige Aktion auslösen, die im Idealfall zum Gamechanger wird. Wir können auch neue Boiler freispielen mit unterschiedlichen Fassungsvermögen und wechselnder Aufladerate.

HQ
Code Name: S.T.E.A.M.Code Name: S.T.E.A.M.
Das Wissen darum, dass ein realer Gegner hektisch seine Figuren auf dem virtuellen Spielbrett arrangiert, sorgt für echte Adrenalinschübe.

Es hat einen gewissen Wiederspielwert, die Level nochmals nach Zahnrädern abzusuchen, um alle Boiler freizuschalten oder den Score zu verbessern, um in der Streetpass-Rangliste nach oben zu steigen. Besser allerdings vergnügt sich im erstaunlich fein gemachten Multiplayer, der online wie lokal Duelle mit frei definierbaren Teams ermöglicht. Besonders toll: Hier fällt die Wartezeit zugunsten von festen Rundentimings weg. Und das Wissen darum, dass ein realer Gegner hektisch seine Figuren auf dem virtuellen Spielbrett arrangiert, sorgt für echte Adrenalinschübe. Eines der besseren Versus-Onlinegames für den 3DS jedenfalls. Die sind allerdings zumeist alle nicht so richtig bombig gut.

Code Name: S.T.E.A.M. ist ein nett gemachtes Strategiespiel mit rundenbasierten Kämpfen auf dem Gitternetz. Aber es fehlt der letzte Zündfünke, der den Dampf zum Explodieren bringt in mir. Man kriegt solide Unterhaltung, die streckenweise aber einfach etwas langatmig ist. Und leider bei weiten nicht so charmant wie die Pixelpanzer in Advance Wars. Die verschiebe ich dann doch weiterhin lieber, wenn ich Rundenstrategie will, statt jetzt die Dampfmaschine aus dem 3DS anzuwerfen.

06 Gamereactor Deutschland
6 / 10
+
netter Look, feiner Artstyle, klassisch-gute Rundenstrategie
-
lange Wartezeiten nach jeder Spielrunde trotz Optimierung, wenig Variation, Probleme mit der Kamera
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

Ähnliche Texte

0
Code Name: S.T.E.A.M.Score

Code Name: S.T.E.A.M.

KRITIK. Von Christian Gaca

Advance Wars ist einer der ewigen Klassiker für Nintendo-Handhelds. Nun will dessen Entwickler das Konzept erneuern und verbessern. Das klappt nur bedingt.

0
Code Name: S.T.E.A.M. kommt im Frühjahr

Code Name: S.T.E.A.M. kommt im Frühjahr

NEWS. Von Martin Eiser

Auf der E3 im Sommer hat Nintendo das Strategie-Rollenspiel Code Name: S.T.E.A.M. exklusiv für den Nintendo 3DS angekündigt. Es ist eine komplett neue Marke und wird von...

0
Erste Bilder von Code Name: S.T.E.A.M.

Erste Bilder von Code Name: S.T.E.A.M.

NEWS. Von Martin Eiser

Die Katze ist aus dem Sack, Nintendo hat heute Nacht eine neue Marke für den Nintendo 3DS angekündigt. Das Spiel Code Name: S.T.E.A.M. wird von Intelligent Systems...



Lädt nächsten Inhalt