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Call of Duty: Modern Warfare 3

Call of Duty: Modern Warfare 3

Der Dritte Weltkrieg ist da, inszeniert von Activision. Und mit ihm auch wieder die harten Männer mit Bart und dicken Knarren.

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Infinity Ward hat das Action-Genre mit Call of Duty 4: Modern Warfare verändert. Das Spiel setzte neue Maßstäbe, wie ein Shooter auszusehen hat und schuf eine der wertvollsten Marken in der Gamesbranche. Das allerdings ist nun vier Jahre her - und seitdem ist wenig passiert. Viele Entwickler haben versucht, Call of Duty nachzueifern. Aber die Basis, mit der Infinity Ward ihr so unglaublich gutes Produkt abgeliefert haben, die fehlt ihnen.

Publisher Activision, dem die Serie gehört, hat keinerlei Anzeichen von Interesse daran gezeigt, etwas am Erfolgsmodell zu ändern, dem inzwischen alle heutigen Action-Spiele folgen. Wie sich die Serie bei so einer Grundlage entwickelt - oder eben nicht entwickelt - wird vollständig deutlich, wenn wir uns den diesjährigen Titel der Serie anschauen. Call of Duty: Modern Warfare 3 ist genau genommen der fünfte Titel in fünf Jahren, der dieselbe Grafikengine nutzt und auf dieselben Spielmechaniken setzt.

Call of Duty: Modern Warfare 3
Die Handlung setzt da an, wo sie im Vorgänger endete und liefert ein wirklich befriedigendes Ende der Trilogie.

Die Welt steht mal wieder vor einem neuen Weltkrieg, ein russischer Bösewicht ist dafür verantwortlich und nur wir sind es, die es wieder gerade biegen können. Die Handlung setzt da an, wo sie im Vorgänger endete und liefert ein wirklich befriedigendes Ende der Trilogie. Das wird vor allem jenen gefallen, die die Charakteristiken der Serie zu schätzen wissen. Wie in früheren Spielen der Call of Duty-Serie gibt es zahlreiche exotische und abwechslungsreiche Schauplätze. Der häufige Wechsel der Locations auf der Erdkugeln sorgt dafür, dass der globale Konflikt aus so vielen Perspektiven wie noch nie gezeigt wird. Dadurch schaffen die Entwickler eine abwechslungsreiche Spielerfahrung, von der andere nur träumen können.

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Die Serie mag vielleicht durch eine starke Handlung glänzen, aber wenn es etwas gibt, worin sie richtig gut ist, dann ist es die fantastische Inszenierung in Stil eines Michael Bay. Hier zeigt Call of Duty: Modern Warfare 3 wahrlich, was es kann. Jedes Kapitel ist eine Achterbahnfahrt der unterschiedlichsten Momente, die wirklich alle atemberaubend sind. Gleichzeitig jedoch ist es völlig überzeichnet und vorhersehbar. Die beiden Vorgänger waren bereits voll mit dieser Szenerie, aber diesmal fühlt es sich so an, als wäre ihnen auch einfach nichts anderes mehr eingefallen. Gegen Ende hin ist es ziemlich ermüdend und das, obwohl die Kampagne bereits nach fünf Stunden durchgespielt ist.

Wenn wir Call of Duty: Modern Warfare 3 spielen, können wir uns kaum vorstellen, das vor eineinhalb Jahren das halbe Entwicklerteam das Studio verlassen hat. Infinity Ward wurde Slegdehammer Games zur Seite gestellt, damit die Trilogie vervollständigt wird. Und dafür, dass es sich hierbei um eine Zusammenarbeit von zwei völlig verschiedenen Entwicklern handelt, fühlt sich das Spiel am Ende erstaunlich konsistent an.

Call of Duty: Modern Warfare 3
Für eine Zusammenarbeit von zwei verschiedenen Entwicklern fühlt sich das Spiel erstaunlich konsistent an.

Zudem haben sie aus der mittlerweile eher alten Grafikengine alles herausgeholt. Call of Duty: Modern Warfare 3 bietet den optisch eindrucksvollsten Anblick der Serie und wie üblich fließt alles in flotten 60 Bildern pro Sekunde dahin. An der Audio-Front runden ein brauchbarer Soundtrack, fette Explosionen und starke Stimmen die Action ziemlich gut ab. Trotzdem hilft es nichts, denn wenn man genau hinschaut, fällt auf, wie sehr die Technik im Vergleich zum letzten Jahr gealtert ist. Wir werden darüber kaum in der Hitze eines Gefechts nachdenken, aber nach Crysis 2 und Battlefield 3 drängt es sich förmlich auf. Das Licht in Außenarealen ist eher peinlich im Vergleich und einige schwache Texturen zerstören das Gesamtkunstwerk. Schlussendlich aber überzeugt Call of Duty: Modern Warfare 3 mit einer makelos sauberen Grafik, einem hübschen Design und seiner fantastischen Atmosphäre.

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Doch die Optik ist nicht das einzige, dass einem vielleicht bekannt vorkommt, dazu gehören auch die Spielmechaniken. Das meiste in Modern Warfare 3 fühlt sich vertraut an. Die Perks funktionieren etwa wie immer. Und die Balance zwischen den Waffen ist ebenfalls gleich und fühlt sich noch immer so intensiv und süchtig machend an wie vor vier Jahren. Wenn man ein wenig sarkastisch ist, würde man das Spiel einfach als bessere Erweiterung von Call of Duty: Modern Warfare 2 bezeichnen.

Es gibt kleine Anpassungen wie die Möglichkeit, Waffen zu verbessern, um sie stärker zu machen, als sie für gewöhnlich sind. Gerade dem Multiplayer liefert das weitere Tiefe, denn wer die Stärken und Schwächen der Waffen kennt, wird einen erheblich Vorteil haben. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, zwischen drei Kill Streak-Varianten zu wählen. Das fühlt sich frisch an, aber umgekehrt fehlen auch ein paar der netten Sachen aus Call of Duty: Black Ops aus dem letzten Jahr. Und so bleibt es unterm Strich bei kleinen Änderungen, die ein bisschen an die Sportspiele von Electronic Arts erinnern. Die brauchen für ihre jährlichen Fortsetzungen auch keine revolutionären Änderungen.

Call of Duty: Modern Warfare 3
Schlussendlich aber überzeug das Spiel mit makelos sauberer Grafik, hübschen Design und fantastischer Atmosphäre.

Doch auch wenn wir alle schon bald nur noch im Multiplayer festsitzen werden, sollte der Spec-Ops-Modus nicht vergessen werden, der in Call of Duty: Modern Warfare 2 eingeführt wurde. Der kooperative Spielmodus für zwei Spieler ist wieder da und er entfaltet sein volles Potential, weil er clever weiterentwickelt wurde und es nun Bestenlisten gibt. Die 20 Missionen basieren auf den Schauplätzen der Einzelspieler-Kampagne und bieten mit die besten Momente des gesamten Spiels, auch wenn sie nicht so überraschend sind wie beim ersten Mal.

Sie sind so gut, dass ich am liebsten die ganze Kampagne mit einem Freund durchspielen wollte. Doch man kann nicht alles haben und so bleibt als Trost nur der Survival-Modus für zwei Spieler. Dabei handelt es sich, kurz gesagt, um den Zombie-Modus der Call of Duty-Serie von Treyarch, nur eben ohne Zombies. Wir nehmen es mit einer gewissen Zahl von Gegner-Wellen auf und nutzen das verdiente Geld dafür, um die Waffen zu verbessern, Predator-Raketen zu rufen und Perks zu aktivieren. Es ist eine gelungene Variante. Ja, Spec Ops macht nun wirklich ein Drittel vom Gesamtpaket aus - sogar das bessere Drittel.

Ein Ass hat Modern Warfare 3 aber noch im Ärmel und das heißt Elite - der Onlinedienst, der dem Multiplayer eine soziale Komponente verpasst. Es gibt eine perfekte Einbindung für Clans, diverse Gruppen, Wettbewerbe und mehr Statistiken, als wir eigentlich gebrauchen können. Und können einen Rivalen einfach beobachten, um selbst besser im Spiel zu werden. Elite macht es so einfach und unterhaltsam, sich in eine Online-Karriere einzuklinken, wie noch nie zuvor im Genre.

Call of Duty: Modern Warfare 3
Für alle, die bereits gelangweilt sind, bietet das Spiel nichts, was die alte Flamme wieder neu entfacht.

Die Community hat ein enormes Potenzial, auch wenn nichts davon direkten Einfluss auf das Spiel hat. Aber um das Game auf ein neues Level zu hieven, ist es ein mächtiges Werkzeug. Elite zusammen mit der Möglichkeit, seine Spielarten bis auf ein sehr ambitioniertes Niveau anzupassen, sichert uns, dass wir mit Call of Duty: Modern Warfare 3 noch mehr Zeit verbringen können als mit den Vorgängern.

Call of Duty: Modern Warfare 3 liefert, was wir von der Serie erwarten und macht daraus das Beste. Infinity Ward hat die Spielmechanik nicht verändert, nein, sie haben es nicht einmal versucht. Dass es heute noch genauso viel Spaß macht wie vor vier Jahren, sollte aber für sich sprechen. Es ist so fantastisch, dass es sich gar nicht weiterzuentwickeln braucht, um interessant zu bleiben. Es ist so unterhaltsam, dass manche von uns nie genug davon bekommen können. Für alle, die bereits gelangweilt sind, bietet das Spiel aber nichts, was die alte Flamme wieder neu entfacht.

Ich sage übrigens nicht, dass Call of Duty diesen Weg weiter gehen sollte. Aber obwohl die Serie auf der Stelle tritt, hat zumindest mich das nicht davon abgehalten, viel Spaß mit Modern Warfare 3 zu haben. Wie immer auch man dazu steht, aber die Call of Duty-Serie bietet uns genau mehr von dem, was wir bereits kennen und erwarten. Das kann gut, aber eben auch schlecht sein.

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08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
großartiger Multiplayer, intensive Action-Erfahrung, befriedigendes Ende, Call of Duty: Elite, fantastischer Koop
-
kaum neue Features, kurze Kampagne, meist vorhersebar, veraltete Optik
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

Leserkritiken

  • JZzockerAK
    Grafik : Oberhammer Mega Krass mit Unreal Engine 3 gemacht !!! RESPEKT !!! Gameplay : Sehr gutes Handling eig. ziemlich einfache Steuerung Story :... 10/10

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