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Call of Duty: Mobile

Call of Duty: Mobile

Der Ego-Shooter-Platzhirsch schafft seinen Weg auf die mobilen Geräte und trotz Einschränkungen ist es eine authentische Adaption, die wir willkommen heißen.

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Auf meinem iPhone XS Max habe ich jede Menge Fortnite, Modern Combat, Guns of Boom und PUBG Mobile gezockt. Obwohl viele dieser Spiele qualitativ hochwertige Action bieten, bin ich auf keinem von ihnen wirklich klebengeblieben. Jedenfalls nicht so, wie als ich mit Rolando oder Clash of Clans angefangen habe. Das war lange Zeit so, bis ich vor kurzem Call of Duty: Mobile installiert habe. Ich hatte erwartet, dass Activision mithilfe ihrer chinesischen Freunde von Tencent schnelles Geld machen wollen und lag mit dieser Einschätzung völlig daneben.

Der chinesische Gaming-Riese Tencent Games (League of Legends, Clash of Clans, PUBG Mobile) hat das erste Call of Duty für iOS und Android entwickelt. Die beiden Publisher haben versucht, die Spielerfahrung nicht zu weit herunterzuschrauben und es ist ihnen gelungen eine Touch-Mechanik zu entwickeln, bei der man nicht das Gefühl hat, herumzueiern und häufig eher zufällig einen Gegner zu treffen. Es ist ein System, das Präzision, Timing und Training erfordert und jene Spieler belohnt, die sich wirklich die Zeit nehmen zu zielen und die richtige Waffe zur richtigen Zeit einsetzen. Das hier ist Call of Duty, fast ohne Kompromisse.

In der Theorie ist die Steuerung unglaublich einfach: Der linke Daumen kontrolliert die Beine, der rechte die Augen (also das Sichtfeld) - genau wie in jedem Shooter auf jeder anderen Plattform. Der Unterschied besteht darin, dass der Spieler seine Waffe nie selbst abfeuert, denn das geschieht automatisch, wenn wir das Fadenkreuz auf einem der Gegner platzieren. Das mag völlig bescheuert klingen, funktioniert aber ziemlich gut, weil wir uns trotzdem konzentrieren sollten, um genauer zu zielen. Kopfschüsse sind natürlich am effizientesten, aber so funktionieren ja alle Ego-Shooter der letzten 20 Jahre. Es gibt Killstreaks, die Möglichkeit, die Waffen gefallener Gegner aufzunehmen, Granaten, Luftschläge und explosive Drohnen. Alles ist dabei.

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Ihr könnt verschiedene Einstellungen für Schatten, Licht, Partikel, Rauch und die Framerate selbst bestimmen.

Wenn ihr Call of Duty: Mobile startet, wird zuerst nur ein Fünf-gegen-Fünf-Modus verfügbar sein und mit jedem Match leveln wir unseren Charakter einen Schritt weiter auf (oder zwei, wenn ihr MVP werdet und mehr als 20 Kills schafft). Mit Level 7 schaltet ihr den Battle-Royale-Modus frei, der wie viele andere Teile des Spiels direkt von Black Ops 4 ausgeliehen wurde. Die Karte ist eine etwas kleinere Version und das Layout nahezu identisch mit dem Spiel aus dem letzten Jahr. 100 Spieler springen dort ab und suchen nach Waffen. Und genau wie in Black Ops 4, Playerunknown's Battlegrounds oder Fortnite ist da dieser euphorische Stress, wenn wir in dem Wissen landen, dass jeder uns töten will und wie irre nach dem passenden Werkzeugen dafür sucht.

Ich dachte ich würde die meiste Zeit im Battle-Royale-Modus verbringen, aber nach drei spaßigen Stunden habe ich mich wieder dem traditionelleren Fünf-gegen-Fünf-Modus zugewandt, der eindeutig der beste Part dieses tollen, mobilen Action-Games ist. Er hat eine Intensivität, die nur schwer zu beschreiben ist und der man auch nur schwer wiederstehen kann. Die Karten sind geschrumpfte Versionen beliebter Call-of-Duty-Klassiker und jede von ihnen ist großartig. Die Karten sind toll für zehn Spieler optimiert worden und sorgen für ein großartiges Tempo.

Natürlich schwebt über all dem eine große Wolke des Bedenkens, schließlich finanziert sich das Game mit Mikrotransaktionen. Glücklicherweise sind die meisten von ihnen kosmetischer Natur, wie hellgrüne Waffen-Skins und blutrote Granaten, aber es gibt auch Laservisiere, größere Magazine und Schalldämpfer. Trotzdem fühlen sich diese Premium-Gegenstände nicht so schamlos und zwingend erforderlich an, wie etwa in Mario Kart Tour oder Real Racing 3. Es ist ein netter Bonus, den wir uns nicht zwingend kaufen müssen, um das Spiel wie vorgesehen zu spielen.

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Beim Thema Mikrotransaktionen könnte sich Nintendo und Co. gerne etwas von Call of Duty: Mobile abgucken (aber wirklich nur von diesem Spiel, bitte!).

Ich habe Call of Duty: Mobile etwas über eine Woche lang gespielt, ohne ein einzigen Cent auszugeben und genauso oft gewonnen, wie nachdem ich etwas investiert habe. Für 30 Dollar habe ich jetzt ein Laservisier und konnte schneller nachladen (und anderen Quatsch). Mikrotransaktionen und die Pay-to-Win-Philosophie sind Abscheulichkeiten, die langsam unsere geliebte Gaming-Welt verschlingen, aber wenn es sie schon geben muss, dann sollten es so gemacht werden, wie in diesem hochwertigen Free-to-Play-Titel. Sie können ja im Hintergrund existieren und zu 90 Prozent auf kosmetische Dinge ausfallen, dürfen aber niemals Erfahrung und Können ausgleichen.

Call of Duty: Mobile sieht großartig aus und ihr könnt die Grafik anpassen, wie bei kaum einem anderen iOS-Spiel. Es gibt verschiedene Einstellungen für Schatten, Licht, Partikel, Rauch und die Framerate, um das Spiel an euer Smartphone und eure Wünsche anzupassen. Die Karten, Charaktermodelle, Waffen und Effekte sehen großartig aus. Auf dem iPhone XS und dem iPhone 11 läuft Call of Duty: Mobile auch mit maximalen Einstellungen perfekt. Der Sound ist wirklich gut und eine angenehme Stimme verkündet, wie wir uns schlagen und welches Team führt.

Die Präsentation ist also richtig toll gelungen. Das Game wirkt anfangs ein wenig überladen, aber wenn man bedenkt, wie reichhaltig die Systeme sind (Skins, Perks, Abzeichen, Upgrades, Loadouts, Killstreaks), dann hat Tencent gute Arbeit geleistet, die Dinge möglichst wenig verwirrend zu gestalten. Ich habe noch keinen mobilen Titel getestet, der sich besser angefühlt hat und ich habe tatsächlich noch nie ein so gigantisches und durchdachtes Action-Game für mobile Plattformen gesehen, dass auch nur entfernt an Call of Duty: Mobile herankommt.

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Die Waffe feuert automatisch ab, wenn wir das Fadenkreuz auf einen Feind positionieren.
09 Gamereactor Deutschland
9 / 10
+
viele Inhalte, Call of Duty ohne Kompromisse, Soundtrack und Grafik sind toll, Gameplay und Steuerung funktionieren gut, läuft souverän, 100% kostenlos.
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Mikrotransaktionen sind immer noch am Start.
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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