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Final Fantasy Crystal Chronicles Remastered Edition

Brauchen wir ein Remaster von Final Fantasy: Crystal Chronicles?

Nächsten Monat erhält ein seltsamer Gamecube-Titel eine weitere Chance und während wir darauf warten, dass das Spin-Off erneut in die Regale kommt, fragt sich Tommy, ob wir dieses Game wirklich benötigen.

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Final Fantasy Crystal Chronicles Remastered EditionFinal Fantasy Crystal Chronicles Remastered Edition

In diesen Tagen erleben wir, wie alte Klassiker mit mal mehr, mal weniger Aufmerksamkeit restauriert werden. Weil dieser Trend offensichtlich genügend Leute anzieht, wird alles, was Rang und Namen hat, in einem neu-polierten, modernen Anzug wiederveröffentlicht. Ich gehöre eigentlich zu denjenigen, die sich lieber auf neue Spiele konzentrieren, doch selbst ich kaufe mir ab und zu ein Remaster. Jetzt dauert es nicht mehr lange, bis Final Fantasy: Crystal Chronicles in einer solchen Version erscheint. Die Teppichböden und Blumentapeten werden durch Klickparkett und vorgestrichene Wandpaneele ersetzt und ich frage mich, ob es allen Ernstes notwendig ist, alte Wunden wieder aufzureißen?

2003 erschien das Original in Japan (in Europa mussten wir bis 2004 warten) exklusiv für die Nintendo Gamecube. Wenn ihr mit mehreren Leuten offline zusammenspielen wolltet, dann musste jeder Spieler seinen eigenen Gameboy Advance und das dazugehörige Gamecube-Verbindungskabel mitbringen, um den Handheld als Controller an die Konsole anzuschließen. Es war viel Mühe, mit anderen zu spielen und deshalb hat es sich wahrscheinlich so sehr eingebrannt. Wenn man ein Spiel entwickelt, das auf Kooperation und Teamplay ausgelegt ist, dann ist es natürlich eher hinderlich, das Zusammenspielen so schwierig zu gestalten. Es war zwar in Ordnung alleine zu spielen, aber das ist einfach nicht die gleiche Erfahrung gewesen. Und nein, die Gamecube war keine Konsole, mit der man einfach über das Internet zusammenspielen konnte.

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Crystal Chronicles entfernte sich vom traditionellen, rundenbasierten Kampfsystem der Serie und wechselte zu einer Art Action-RPG-Format in Kombination mit einem Dungeon-Crawler-Ansatz. Zusammen mit bis zu drei anderen Reisenden musste man Höhlen durchlaufen, die voll mit Monstern und kleinen Rätsel gepflastert waren. Man hat einen Kristall dabei, der die Truppe vor dem giftigen Nebel schützt, der dieses Land umgibt. Jemand aus der Gruppe muss diesen Kelch den gesamten Weg bis zum Boss tragen und natürlich sollte man sich dabei abwechseln. Das Teamspiel ist also stark und ich hatte das Vergnügen eifrige Mitspieler zu haben, weshalb Final Fantasy: Crystal Chronicles für mich einer der besten Titel dieser Generation war. Wirklich eintöniges Gameplay hat es irgendwie geschafft, mich derart zu packen und über unzählige Stunden mit einer imaginären Sehnsucht zu füllen, dass ich glaubte, mein Charakter müsse noch stärker werden.

Das Spiel wurde hauptsächlich für seine sehr repetitive Natur kritisiert, da man die ganze Zeit über die gleichen Höhlen durchspielen musste, um durch das Spiel zu kommen. Square Enix hat anscheinend versucht, das durch Hinzufügen weiterer Herausforderungen (die gleichen Level sind nach Abschluss des Spiels mit mehr starken Feinden gefüllt) zu erhöhen, was sicher positiv ist. Für mich gibt es jedoch einige andere Details, die dieses Spiel stark nach unten ziehen könnten.

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Durch das Besiegen von Monstern, das Öffnen von Truhen und als Belohnung nach Abschluss eines Levels kann man verschiedene Rezepte zum Aufrüsten der Ausrüstung erhalten. Damit muss man die richtige Person aufsuchen (jemand der die Skizzen nicht nur lesen, sondern auch herstellen kann) und gleichzeitig braucht man die richtigen Materialien zur Herstellung. Natürlich hat man nie alles Wichtige dabei und daher müssen wir erneut in die Welt hinausziehen, um Monster zu schlagen und das zu finden, was der Schmied oder Ausrüster braucht. Leider gibt es kein einfaches Menü, das uns sagt, wo wir wem welche Dinge bringen sollen, deshalb müssen zwischen allen Städten hin- und herreisen, um den richtigen Ansprechpartner zu finden und unser Gedächtnis aufzufrischen.

Als ich das Original das letzte Mal durchgespielt habe, half mir ein Lösungsheft mit vielen eigenen Notizen aus meiner Kindheit dabei, nicht wieder in eine der vielen Straßensperren zu rennen. Und als ob das nicht genug wäre, gibt es noch die Inventargrenze, die bestimmt, wie viel Müll wir in unseren Taschen tragen können. Gegen Ende des Spiels wird es jedes Mal zu einem Dilemma, wenn wir etwas Seltenes finden. Gibt es etwas, das wir opfern können? Ist es wahrscheinlich, dass wir genau diese Zutat schnell wiederfinden? Es macht das Spiel unnötig anstrengend und ich hoffe wirklich, dass Square Enix beim Remake etwas dagegen tut.

Einige Informationen deuten auf diese und weitere Änderungen hin, doch in den bisherigen Trailern konzentrierte sich der Entwickler primär auf die äußere Verpackung. Es macht mir Sorgen, dass der Publisher mit neu aufgenommenen Intro-Songs, einer Sprachausgabe und mehr Optionen zum Anpassen der Charaktere wirbt, denn obwohl das alles sicherlich gute Möglichkeiten sind, um Fans in die moderne Spielwelt einzuführen, sagt nichts von all dem etwas über das aktualisierte Gameplay aus. Ich befürchte, dass es Square Enix noch immer nicht geschafft hat, eine der größten, fundamentalen Schwächen des Originalwerks zu beheben. Man muss nämlich bedenken, dass kein Teil der Crystal-Chronicles-Unterreihe sonderlich gut war, deshalb könnte Square Enix absolut alles verlieren, wenn sie auch das Erbe dieses Titels in Stücke reißen. Zumindest haben sie es offenbar geschafft sicherzustellen, dass wir online spielen können. Aber was man zuletzt über die Online-Erfahrung lesen konnte, sah nicht gerade optimistisch aus. Immerhin gibt es Crossplay und eine kostenlose Lösung, da wir Freunde einladen können, die das Game nicht selbst kaufen müssen.

Um meine eigene Frage zu beantworten: Ja, Final Fantasy: Crystal Chronicles verdient eine Politur und eine zweite Chance. Ich hoffe nur, dass es Square Enix nicht vermasselt. Wir müssen hoffen, dass die Japaner verstehen, dass die Sprachausgabe oder neue Skins nicht viel helfen werden, wenn die kleinen Details dieses Spiel der Erfahrung immer noch so sehr im Wege stehen. Ich sehe das Remaster nicht als Möglichkeit an, einem neuen Publikum ein etwas seltsames Spiel vorzustellen, sondern als Gelegenheit, eben das zu korrigieren, was mit dem Original nicht stimmte. So kann Crystal Chronicles endlich zu dem Spiel werden, das es damals werden sollte. Ich hoffe wirklich, dass diese Gelegenheit dafür genutzt wird.

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