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Blacksad: Under the Skin

Blacksad: Under the Skin

Mit diesem Spiel haderte unser Redakteur Jonathan, denn obwohl einige Aspekte herausstechen, wurden die technischen Probleme beinahe zu viel.

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Blacksad: Under the SkinBlacksad: Under the SkinBlacksad: Under the Skin
Die Geschichte ist spannend geschrieben worden und trifft den richtigen Ton, ohne zu klischeehaft zu werden.

Mit Blacksad: Under the Skin hatten wir offengestanden Schwierigkeiten, denn obwohl wir es gewohnt sind, unfertige Spiele zu spielen, ist dieses Spiel wirklich noch in einer sehr rohen Version. Nachdem der Bildschirm mehrmals schwarz wurde, das Spiel einfror oder Dialoge unterbrochen wurden, waren wir kurz davor aufzugeben - das Spiel war schlicht unspielbar. Wie viele Fans waren auch wir zuerst guter Dinge, da die Comic-Reihe toll ist, doch diese technische Seite enttäuschte uns herb. Im Nachhinein sind wir glücklich darüber, nicht aufgegeben zu haben, denn unter seiner Haut ist Blacksad: Under the Skin ein solides Abenteuer mit einer toller Story.

Blacksad erzählt eine hartgekochte Krimiserie mit der kleinen Eigenheit, dass alle Charaktere vermenschlichte Tiere sind. Unser Protagonist - John Blacksad - ist eine schwarze Katze mit weißer Nase und er ist der typische Noir-Detektiv: Von der Vergangenheit gequält verbringt er seine Zeit mit Kippen und Whiskey. Disney hat Tiere mit menschlichen Eigenschaften populär gemacht, doch Blacksad geht einen Schritt weiter und wirft diese Charaktere in einer Welt voller harter Verbrechen.

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Blacksad: Under the Skin basiert aber nicht auf einem der Comics, sondern erzählt seine eigene Geschichte. Eines Morgens wird der Betreiber eines Boxclubs tot aufgefunden. Alles wirkt als habe er sich erhängt, doch seine Tochter heuert uns an, um den Fall zu untersuchen. Schnell stellt sich heraus, dass bei diesem Selbstmord einiges nicht zu stimmen scheint und das führt John wiederum in die Unterwelt der organisierten Kriminalität, die in diesem Spiel selbst die mächtigsten Kreise von New York durchdringt.

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Das Spiel ist technisch gesehen einfach noch nicht ausgereift und das geht gar nicht.

Die Geschichte ist gut geschrieben und bietet all die Elemente, die man sich von einer düsteren Noir-Story wünscht. All die vielen Wendungen und Intrigen sind dabei, deshalb kann Under the Skin unserer Meinung nach sogar mit der Comicvorlage mithalten. Es gibt viele Grauzonen, in denen uns nicht klar wird, wer hier auf welcher Seite der Gerechtigkeit steht. Darüber hinaus bekommen wir ständig das Gefühl vermittelt, dass unsere Entscheidungen nachhaltige Konsequenzen haben.

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Schon in der ersten Szene können wir beispielsweise entscheiden, ob wir einer wütenden Ehefrau Fotos ihres fremdgehenden Ehemanns zeigen wollen. Viel, viel später hat diese Entscheidung erst Konsequenzen und das zeigt gut, was die Entwickler mit Blacksad: Under the Skin erreichen wollten. Das Gameplay rund um Entscheidungen und Konsequenzen funktioniert insgesamt gut, auch wenn am Ende viele Fragen offenbleiben. Es ist das typische Ende eines Noir-Krimis, aber wenn wir als Spieler Entscheidungen treffen können, dann erwarten wir auch Antworten oder zumindest eine Auflösung. Wenn wir das nicht bekommen, fühlt es sich an, als würden unsere Aktionen gar nichts bedeuten. Trotzdem: Die Story konnte uns von sich überzeugen.

Die Charaktere unterstützen die Geschichte gut, doch optisch kann das Spiel leider nicht mit der Vorlage mithalten und beeindruckt deshalb nicht wirklich. Blacksad selbst ist gut gestaltet worden, sein Gesicht ist ausdrucksstark und der englische Sprecher überzeugend. Die Entwickler haben eindeutig viel Liebe und Arbeit in den Protagonisten gesteckt, aber das kann man vom Rest der Besetzung nicht behaupten, denn nahezu jeder anderen Figur fehlt es an Ausdrucksstärke.

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Wir untersuchen die zurückgelassenen Spuren an den Tatorten, was unsere verfügbaren Optionen in den Dialogen beeinflusst.

Dass alle Charaktere Tiere sind wird manch einem mehr gefallen, als anderen. Uns fiel es schwer, uns in die Figuren hinein zu fühlen, auch weil im Spiel immer noch von Spezies gesprochen wird. Das Rassenthema spielt in diesem Universum eine große Rolle, ist aber ein wenig verwirrend erklärt. Manche Tiere werden als "schwarz" bezeichnet, während andere offenbar "weiß" sind - nur woran macht man diese Unterschiede aus? Dieser Versuch von Sozialkritik gelingt die nötige Gratwanderung nicht.

Blacksad ist wie eine Art Telltale-Spiel gemischt mit L.A. Noire oder Sherlock Holmes: Crime & Punishments. Wir untersuchen die zurückgelassenen Spuren an den Tatorten, was unsere verfügbaren Optionen in den Dialogen beeinflusst, die im Grunde im Mittelpunkt des Adventures stehen. Davon ausgehend entwickelt sich der Plot und wir treffen wichtige Entscheidungen.

Unsere Zeit zum Entscheidungen-Treffen ist häufig begrenzt und was wir wählen, kann wie gesagt große Konsequenzen haben. Trotzdem folgt das Spiel einem vorgegebenen Dialogbogen, auch wenn es uns manchmal vorzugaukeln versucht, dass unsere Wahl eine Rolle spielt (in Wahrheit ist das aber gar nicht immer der Fall). Doch wenn dieses Versprechen hingegen eingehalten wird und es zu echten Konsequenzen kommt, ist Blacksad: Under the Skin sehr befriedigend - nur kommt es häufig eben nicht zu einer entsprechenden Auflösung.

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Die Charaktere unterstützen die Geschichte gut, leider kann das Spiel optisch nicht mit der Vorlage mithalten.

Aber das ist alles nichts gegen die Frustration, die durch die technischen Probleme ausgelöst wird. Normalerweise verzeihen wir so einiges, solange die Story gut ist oder das Spiel ansonsten funktioniert, aber Blacksad hat einfach zu viele Schwierigkeiten. Die Dialogszenen frieren ständig ein, Texturen laden nicht und dann stürzt das Spiel auch noch komplett ab (was dazu führt, dass manchmal größere Abschnitte erneut gespielt werden müssen). Wir haben nur auf der normalen PS4 gespielt, es mag also sein, dass das Spiel auf der PS4 Pro, Xbox One X oder einem gut ausgestatteten PC besser läuft; es ist trotzdem eindeutig unfertig ausgeliefert worden und das geht gar nicht. Das ist besonders tragisch, weil das Skript wirklich überraschend gut ist.

Wir hatten mit Blacksad: Under the Skin trotz der Fehler viel Spaß. Die Geschichte ist spannend geschrieben worden und trifft den richtigen Ton, ohne zu klischeehaft zu werden. Blacksad ist ein Privatdetektiv, der sich an seiner eigenen Moral abarbeitet. Er mag ein Herz aus Gold haben, aber was hat das schon für einen Wert in einer Welt, in der jeder Geheimnisse hat? Ist es überhaupt in Ordnung überall herumzuschnüffeln?

Wir mögen das Universum und wie bedeutungsvoll die meisten unserer Entscheidungen sind. Das Gameplay selbst reißt uns zwar nicht vom Hocker, aber das muss es auch nicht. Trotzdem können und wollen wir das Spiel in diesem Zustand einfach nicht empfehlen. Wir hoffen, dass die Entwickler die Fehler noch beheben, wie sie es versprochen haben, denn in dieser Verfassung ist das Spiel schlicht peinlich. Als Blacksad-Fan könnt ihr die Mängel vielleicht verzeihen, aber alle anderen sollten warten, bis die Fehler behoben wurden.

06 Gamereactor Deutschland
6 / 10
+
tolle Geschichte, hübsches Design, Entscheidungen fühlen sich bedeutend an...
-
... so sie denn wahrgenommen werden, viele technische Fehler.
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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