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After The Fall

After The Fall

Virtuelle Realität auf Eis: In einer postapokalyptischen Schneewelt gehen wir in Vierergruppen auf Zombie-Jagd.

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Die Kernmechanik des geselligen Ballerns funktioniert ausgezeichnet und auch die audiovisuelle Präsentation kann sich absolut sehen und hören lassen.

Seit 2016 halten Virtual-Reality-Spiele langsam aber sicher Einzug in unsere Gamer-Haushalte und Arizona Sunshine ist einer der Titel, die quasi von Anfang an dabei waren. Der unter der brennend heißen, amerikanischen Wüstensonne spielende Zombie-Shooter bot einen spaßigen Koop-Modus für zwei Spieler und er wurde für alle gängigen VR-Systeme umgesetzt. Mit After The Fall geht das Studio Vertigo Games nun einen Schritt weiter, denn sie lassen Vierergruppen gemeinsam an den Start gehen, um diesmal in äußerst kalten Umgebungen die Bleispritzen sprechen zu lassen. In einer nur rudimentär erklärten Parallelwelt, die ein wenig von den Achtzigerjahren inspiriert ist, und deren Technologie offenbar zum Teil auf alten Arcade-Maschinen basiert, gab es eine Katastrophe, die die Menschheit unter die Erde getrieben hat.

Schon die Hub-Welt, in der wir auf andere Online-Spieler treffen, sieht aus wie eine alte Spielhalle. Das Gameplay ist ebenfalls eher simpel gehalten und auf schnelle Action getrimmt. Wir haben es mit einem Shooter zu tun, der sich Anleihen an Valves Zombie-Klassiker Left 4 Dead herausnimmt. Kaum ist die dicke Panzertür geöffnet, die uns hinaus in überfrorene, eisige Umgebungen führt, geht das Ballern auch schon los. Die verfallen, urbanen Gebiete sind glaubwürdig gestaltet, und obwohl wir überwiegend an lineare Laufwege gebunden sind, wirkt das Level-Design natürlich und stimmig. Die postapokalyptische Atmosphäre kömmt wirklich gut rüber und bringt gekonnt einen eigenständigen Stil rüber. Auf dem Weg durch diese Level, die immer wieder von sogenannten „Safe Houses" unterbrochen werden, sammeln wir Punkte, mit denen wir langfristig unsere Waffen modifizieren und auch optisch verschönern könne. Vom Spielprinzip her erinnert das also an „Games as a Service"-Titel wie Destiny oder The Division. Da wir nur zwei Waffen an unseren Gürtel heften können, macht es Sinn, sich mit den Party-Mitgliedern abzusprechen und verschiedene Schwerpunkte zu setzen.

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Dank Crossplay ist es übrigens möglich, Spielende auf allen aktuellen VR-Systemen (Oculus, Playstation VR und PC-VR) zusammen in eine Vierergruppe zu holen und entsprechend systemübergreifende Freundeslisten zu erstellen. Etwas schade ist, dass man per Zufall eine der vier im Spiel existierenden Figurenmodelle zugewiesen bekommt und noch keine Wahl oder gar Anpassungsmöglichkeit für das eigene Aussehen hat. Auch Charakterklassen gibt es keine, aber man kann sich durch die Bewaffnung und die Mitnahme von zwei Hilfsgegenständen - aktuell sind das Gesundheitsspritzen oder Granaten - ein wenig spezialisieren.

Die Action in den Levels geht schnell vonstatten: Ein Durchgang dauert zwanzig bis dreißig Minuten, und das kompakte, wirklich hervorragend umgesetzte Handling befördert diese Spielweise. Statt kompliziertem Ballast können wir uns auf das Wesentliche konzentrieren und die wilden Massenkämpfe genießen. Beeindruckend sind dabei vor allem die Momente, in denen ganze Horden der sogenannten „Snowbreed" auf uns zugestürmt kommen. Das coole (ha!) an diesen Schnee-Zombies ist, dass sie teilweise eingefroren sind, was bestimmte Körperteile bei einem Treffer spektakulär zersplittern lässt. Andererseits können sich diese Monster auch richtig dicke Eispanzer angefroren haben, die sie vor unseren Kugeln schützen. Das erzeugt einige Varianz und genreüblich gibt es natürlich auch die explodierenden Dickmopse, Tanks mit Stahlhelmen und riesige Bosse mit orange-leuchtenden Schwachstellen. Zudem besitzen auch die Standardgegner die Fähigkeit, an Decken entlang zu krabbeln, was herrlich gruselig ist.

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Das Gameplay ist, genau wie die Story, eher simpel gehalten und auf schnelle Action getrimmt.
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Haben wir einen Endboss besiegt, der momentan leider in allen Levels identisch ist, kommt es zur Abrechnung. Es gibt Boni in diversen Bereichen zu verdienen, wie die für das Durchspielen benötigte Zeit oder die Herausforderung, ohne Wiederbelebungen per Spritze auszukommen. Einen besonders dicken Bonus von 50% bekommen wir, wenn wir mit „realistischem Nachladen" spielen - ein Paradebeispiel für die typische VR-Mechanik, in der wir unsere Waffen recht realitätsnah bedienen müssen, um ein Magazin auszuwerfen, ein neues einzulegen und die Waffe anschließend zu spannen. Das führt oft und gerne zu schweißtreibenden Situationen, die wir mit dem „einfachen Nachladen" umgehen können, bei dem wir eine leere Waffe lediglich an unsere Munitionstaschen heranführen müssen.

Neue Munition erhalten wir aus Waffenkisten, die wir per Faustschlag öffnen, oder aus Schubladen, die sich hier und da öffnen lassen. In einigen Levels lassen sich ansonsten noch ein paar kleine Sonderaufgaben lösen. Dann sollen wir zum Beispiel einen Motor per Kurbelbetrieb starten oder irgendwo eine frische Batterie einlegen. Auch Disketten lassen sich unterwegs finden, die neue Baupläne für Waffenerweiterungen enthalten. Und als Gag können wir Klospülungen und einige andere Apparaturen bedienen, sodass auch der altehrwürdige Duke Nukem seine Freude an dem Spiel hätte.

Momentan kommt After The Fall mit lediglich fünf Maps daher, was nur etwa zwei bis drei Stunden Spielspaß bedeutet, bis man alles einmal gesehen hat. Aber natürlich geht es hier um das Grinden und darum, das eigene Equipment durch das Wiederholen der bekannten Level zu verbessern. Nach der ersten Eingewöhnung werdet ihr zu den fordernderen Schwierigkeitsgraden wechseln und neue Strategien finden. Im Kaufpreis ist zudem die sogenannte „Frontrunner Season" enthalten, also das Versprechen von Vertigo Games, uns mit neuen Levels, Modi und Equipment auszustatten.

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Das ist auch bitter nötig, denn momentan ist der Spielinhalt wirklich ein wenig dünn und darüber hinaus trüben Glitches und Fehler den Spielspaß. Das greift nicht zuletzt auch das Matchmaking an. Patches sollen sich bereits in Arbeit befinden, also wollen wir davon ausgehen, dass sich in den kommenden Wochen noch einiges an After The Fall tun wird. Darüber hinaus wird es dann vermutlich irgendwann auch hier die allgegenwärtigen Season-Pässe geben, mit denen wir das Spiel gegen Geld noch mehr erweitern können.

Doch auch jetzt schon gibt After The Fall ein sehr kompetentes Bild als Koop-Loot-Shooter ab. Natürlich muss man dieses Spielprinzip mögen, denn großartig viel Story bietet das Spiel nicht und auch komplexe Strategien scheinen noch nicht wirklich implementiert zu sein. Dafür funktioniert die Kernmechanik des geselligen Ballerns aber ausgezeichnet und die audiovisuelle Präsentation kann sich - vor allem im Vergleich zum in die Jahre gekommenen Arizona Sunshine - absolut sehen und hören lassen. Auf dem PC ist vor allem der sehr realistische Schattenwurf durch die an die Waffen montierten Taschenlampen ein echter Hingucker.

Wer sich also mit Gleichgesinnten zum Feierabend ein wenig an untoten Horden abreagieren will, und das auch noch saisonal passend im Winter-Setting, ist hier absolut an der richtigen Adresse. Gewiefte Profis spielen dann direkt bei offenem Fenster, um der Immersion das zähneklappernde i-Tüpfelchen aufzusetzen.

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After The Fall gibt dem PC einen sehr kompetenten Koop-Loot-Shooter ab.
08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
unkomplizierte Koop-Action, beeindruckende Gegnerhorden, viele Aufrüstmöglichkeiten.
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momentan etwas zu wenig Spielinhalt, einige Glitches, fehlende Personalisierung der Spielfiguren.
overall score
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