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LESERKRITIK

Project Gotham Racing 4

Viele Kritikpunkte gab es in den vergangenen Tests zu PGR4 nicht, trotzdem bekam das Spiel nie so viel Aufmerksamkeit wie sein Vorgänger. Dabei macht PGR4 zwar vieles besser als sein Vorgänger, biete aber bis auf Motorräder nicht viel neues und wäre daher nur Fans der PGR-Serie zu empfehlen. Wer den Vorgänger gespielt hat, braucht den Nachfolger nicht, so heißt es. Tatsächlich ist es im Internet ziemlich schnell still um den vierten Teil des beliebten Microsoft Zugpferds geworden.

Wenn man PGR4 zum ersten mal in sein Laufwerk einlegt und das Spiel startet, muss man sich seinen Fahrer zusammenstellen. Neben allgemeinen Informationen wie Nationalität oder Spielername darf man auch zwischen Motorrad-Helmen und Fahrerkluften wählen. Eine nette Spielerei die eigentlichen Spiel aber keine weitere Auswirkung auf das Geschehen hat, einzig als Motorrad-Fahrer kann man sich seinen Charakter noch einmal genauer anschauen.

Kaum ist das Profil erstellt geht es ins Spielmenü. Das wurde mit viel Liebe zum Detail gefertigt und erinnert an die animierten Menüs aus Dirt. Der Hintergrund ist eine jubelnde, schlicht in zwei Farben gehaltene Menschenmenge. Es scheint als würden Regentropfen vom innen des Monitors abperlen, damit wollte man vermutlich auf die neuen Wettereffekte im Spiel hindeuten. Eine Neuerung von PGR4 sind die Wettereffekte, zur Auswahl stehen Regen, Schnell, Nebel und der klassische Sonnenschein. Je nach Ausgangslage kann sich das Wetter während eines Rennens ändern. Liegt beispielsweise schon ein bisschen Schnee auf der Strecke, kann es plötzlich anfangen zu regnen. Besonders ärgerlich kann es werden wenn man 3 von 4 Runden unter klaren Himmel gefahren ist und in der letzten Runde ein Regenschauer einbricht, denn bei nasser Fahrbahn ändert sich das Bremsverhalten beträchtlich. Glücklicherweise muss man keinen Platzregen bzw. plötzlichen Wetterumschwung befürchten, vor dem Rennen wird man im Ladebildschirm mit den nötigen Wetterinformationen versorgt.

Im Gegensatz zu anderen Rennspielen kauft man sich seine Fahrzeuge nicht mehr einzeln sondern in Pakten. So gibt es beispielsweise ein Honda-Packet mit Motorrädern und Autos des Herstellers. Teilweise werden die Pakete aber auch durch die Fahrleistung der virtuellen Gefährten zusammengestellt. Eigens für diese Pakete eingerichtet wurde ein PGR-Shop in dem sich auch Rennstrecken, ein Spielerbild, Helme und diverse andere Dinge einkaufen lassen. Der mit Abstand teuerste Gegenstand im Spiel ist ein Spielerbild welches nach dem Kauf auch gleich einen Erfolg freischaltet, einen Nutzen für dieses Bild gibt es im Spiel aber nicht.

Die Währung in PGR4 sind Kudos welche man für gewonnene Rennen und besonders waghalsige Fahrmanöver erhält. Setz man beispielsweise einen Drift in der Kurve ein, wird über die Zeit des Drifts eine Zahl in Kudos hochgezählt. Sollte man danach noch ein Burnout machen oder fährt über eine nahe gelegene Rampe, bekommt man leicht das Doppelte an Kudos zusammen. Somit lassen sich so mehrere Tricks aneinander reihen und den Kudos-Wert in schwindelerregende Höhen treiben.

Wie schon im Vorgänger gibt es auch in PGR4 einen Arcade-Modus in dem man verschiedene Aufgaben lösen muss und, je nach Schwierigkeitsgrad, mit Silber, Gold oder Platin belohnt wird. Außerdem gibt es im Singleplayer einen Karriere-Modus der praktisch kein Ende ist. Im Karriere-Modus tourt man durch Europa, Asien und den USA - auf einem Kalender werden die Renntermine präsentiert. In jeder Saison gilt es eine bestimme Anzahl von Rennen zu meistern, der Schwierigkeitsgrad lässt sich zwischen den einzelnen Events dabei an das eigene Können anpassen - von Anfänger bis Profi in drei Stufen. Ab und zu trifft man zudem auf ein Einladungsturnier über das sich Spezialwagen wie ein Elektroauto gewinnen lassen. Für jedes gewonnene Rennen im Karriere-Modus gibt es Punkte, die gesammelte Anzahl dieser wird in einer Rangliste aller CPU gesteuerten Fahrzeuge verglichen.

Die Steuerung in PGR4 ist gewohnt eine Mischung aus Arcade und Simulation. Die Bremse ist nicht zwingend in jeder Kurve erforderlich, sofern man nicht zu schnell fährt und das Driften beherrscht. Dieser will gelernt sein, kommt man von der Strecke ab und berührt eine Straßenbande sind die verdienten Kudos für diesen Drift weg, außerdem verliert man beträchtlich an Geschwindigkeit. Die Fahrzeuge im Spiel steuern sich unterschiedlich und fühlen sich realistisch an. Nasse oder verschneite Straßen machen die Rennen im Spiel anspruchsvoller, einen großen Unterschied zwischen Wasser oder Schnee auf der Rennstrecke merkt man aber nicht.

Dafür unterscheiden sich Motorräder und Autos in ihrem Handling beträchtlich, ist man mit zwei Rädern auf gerader Strecke in der Regel schneller, so hat man spätestens in den Kurven das Nachsehen. Reduziert man nicht im richtigen Moment drastisch die Geschwindigkeit, fliegt man unweigerlich von dem Motorrad. Nach wenigen Sekunden wird man glücklicherweise zurück auf die Strecke teleportiert und kann am Renngeschehen ungehindert weiter machen.

Die Fahrzeuge sind alle liebevoll und bis ins Detail gestaltet, sogar der Innenraum lässt sich erkunden. Wenn es regnet oder bei nasser Fahrbahn spiegelt sich der Straßenbelag. Sogar die Scheibenwischer kommen bei schlechtem Wetter zum Einsatz. Optisch gibt es aber nicht mehr zu bieten als schon im Vorgänger, mein Höhepunkt war die komplett verschneite Nordschleife. Auf der echten Nordschleife würde man bei diesem Wetter vermutlich nicht einmal ein Fahrrad auf die Strecke lassen, ich durfte bei diesen Verhältnissen mit einem hochgezüchteten Motorrad gegen 4 bis 6 Autos eine Runde drehen.

In PGR4 wurde sogar an ein Schadensmodell gedacht, Schäden am Auto haben aber z.B. im Gegensatz zu Forza2 oder Grid keine Auswirkungen auf das Fahrverhalten. Leider wurden auch nicht alle Fahrzeuge mit Schadensmodell versehen, bei Autos wie dem Enzo Ferrari scheint es fast, als seien sie ausgenommen von den Rückspiegeln unzerstörbar. Rast man mit voller Geschwindigkeit gegen eine Wand, hat im Enzo noch nicht einmal mit einem Kratzer zu rechnen.

Zu Anfang hat mich PGR4 als Besitzer des Vorgängers und begeisterter Rennsportfan positiv überrascht. Die neuen Wettereffekte, die Motorräder, der erweiterte Karriere-Modus und ein Schadensmodell hören sich auf dem Papier gut an, leider hapert es im Spiel an der Umsetzung. Desto länger ich mich mit PGR4 beschäftigte, umso geringer war meine Motivation. Den Tiefpunkt erreichte ich während einer Stadtfahrt in Fernost bei der ich gegen Mitte des Rennens eingeschlafen bin. Das Schadensmodell im Spiel ist nicht der Rede wert, ebenso wenig haben mich die Motorräder beeindruckt die sich allesamt gleich fuhren. Im Karriere-Modus hat man spätestens nach der siebten oder neunten Weltumrundung alles gesehen, ein Endlosspiel bei dem sich alle Strecken nach einer Zeit gleichen.

Die Wettereffekte sind dagegen noch die schönste Neuerung, eine Rennstrecke die man auswendig glaubte bietet im Nebel nochmal ein komplett neues Fahrerlebnis. Ansonsten bietet PGR4 die gleichen Eigenschaften seines Vorgängers und ist damit nur ein solider Nachfolger. Fans der Serie werden sowieso zugreifen, alle anderen sollten sich den Kauf gut überlegen, Besitzer des Vorgängers können auf Teil 4 gut verzichten.

Durchschnittswertung: 7/10
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