Final Fantasy XIV: A Realm Reborn ist vielleicht das teuerste Projekt aller Zeiten. Grund dafür sind zwei separate Entwicklungszyklen. Es gibt die Originalversion des Onlinerollenspiels, die auf jede nur mögliche Art und Weise scheiterte. Und nun die neue Version, im Grunde eine komplette Neukonstruktion des Titels. Schnell wird klar, dass in dieses Projekt eine Menge Ressourcen geflossen sind. Allein die Grafik setzt Standards, die wir in diesem Genre nicht gewohnt sind. Ebenso beeindruckend ist, wie gut Square Enix mit der ehrwürdigen Tradition der Serie umgegangen ist.
Anstatt alles neu zu erfinden, haben sie den Staub vom Questsystem eines Final Fantasy V geklopft und Städte kreiert, die gut und gerne direkt aus Final Fantasy VIII, IX und XII stammen könnten. Aufgefüllt wurde der Rest mit all jenen Elementen, die wir als Fans in einem Final Fantasy-Titel erwarten. Dazu gehören natürlich auch große, goldene Vögel.
Chocobos sind ein früher Luxus im Spiel, denn wir können die Vögel mieten, um durch die Welt zu reisen. Im selben Zug vermeiden wir, Schaden zu nehmen, während wir uns zur klassischen und qualitativ hochwertigen Chocobo-Musik zurücklehnen. Es macht einfach Spaß, die Sehenswürdigkeiten zu entdecken und dabei dem Soundtrack zu lauschen. Leider sind die Quests alles andere als aufregend, etwas, das anfangs wohl auf die meisten MMORPG zutrifft. Jeder NPC, den wir treffen, überträgt uns einen Botenauftrag, eine bestimmte Menge an Gegnern muss eliminiert werden oder wir untersuchen seltsame Vorkommnisse, die in einem kleinen Bosskampf enden.
Glücklicherweise ist Eorzea ein toller Ort, um seine Zeit zu vertun, selbst wenn die Quests einem allzu bekannten Design folgen. Wir haben viele Stunden in den offenen Weiten des Eröffnungsgebiets von Gridania vor uns. Dort erkunden wir jeden Winkel, töten finstere Eichhörnchen und suchen nach einer Unruhe stiftenden Bande von Pilzen, während uns ein anderer Hilfesuchender mit der Jagd auf ein paar tödliche Marienkäfer beauftragt.
In der Ferne sehen ich schon eine Gruppe stärkerer Spieler, die sich einen Treant Sapling vornehmen - einen riesigen, laufenden Baum, der meine Energieleiste auf Null setzt, nur indem er in meine Richtung guckt. Das mag alles etwas putzig klingen, aber das Spiel verkauft sich durch seine Präsentation und einem Design, das tief in den Final Fantasy-Mythos getaucht wurde. Gerade deshalb schlucken wir gern die Gleichheiten im Genre, genießen dann aber schlicht das Abenteuer und die Erkundungen.
Die übergreifende Geschichte ist zum Glück interessant und erzählt in typischer Final Fantasy-Manier von überlebenswichtigen Kristallen und einer nahenden Katastrophe, die eine Welt bedroht, die sich kaum vom letzten Schicksalsschlag erholt hat. Sich mit Freunden zusammenzuschließen und gemeinsam auf die Reise zu gehen, das ist hier und heute der großartigste Teil des Spiels. Square Enix haben sich offensichtlich einiges von westlichen Konkurrenten abgeschaut für den Neustart. Es ist die glückliche Verbindung beider Welten mit süchtig machenden, japanischen Elementen wie dem Jagdbuch. Die Kämpfe bringen umso mehr Spaß, wenn wir spezielle Kreaturen jagen - ähnlich wie bei Pokémon.
So richtig Fahrt nimmt das Spiel vor allem auf, wenn wir uns gemeinsam mit Freunden schwierigeren Gegnern stellen. Mit Beschwörungen, die uns aus der Serie bekannt vorkommen, werden die Kämpfe zu einem vorgezogenen Weihnachtsfest für echte Fans. Gleiches gilt für Gefechte mit Gegnern wie Cactuars und Malboros, die eine ganz neue Bedeutung erfahren. Das Final Fantasy-Universum fühlt sich mit einem Mal bereichert an, als unsere Begleiter nicht mehr länger nur die Marionetten unserer Kontrolle sind, sondern tatsächliche Menschen, die sich gegenseitig mit weißer Magie, schweren Angriffen oder Vorräten wie Phoenixfedern unterstützen.
Der Fortschritt des Charakters hängt nicht allein mit dem Aufleveln zusammen. Es gibt Storybedingte Vorfälle, für die wir uns erst qualifizieren müssen. Viele Features werden durch diese Ereignisse freigeschaltet und Fans fühlen sich sofort zuhause. Es erinnert an das Spielen früherer Teile und ist ein netter Tempowechsel im Vergleich zum Rest.
Es sind einzig die technischen Unzulänglichkeiten - die sicher über die Zeit gepatcht werden - die eine höhere Wertung jenseits der wirklich guten 8/10 verhindern. Ihr ambitioniertes Ziel aber, Fans der Reihe und von Onlinerollenspielen zu begeistern, wurde in jedem Fall erreicht. Man ist einfach gerne in dieser Welt.