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Chocobo GP

Chocobo GP

Dieser entzückende Kart-Racer versucht, zur Spitze der Fun-Racer aufzuschließen. Mario Kart 8 Deluxe wehrt diesen Angriff aber einfach ab.

Auf der Nintendo Switch ist Mario Kart 8 Deluxe eindeutig der Platzhirsch unter den Kart-Racern. Es ist das bestverkaufte Nintendo-Switch-Spiel aller Zeiten und dank der Booster-Pass-Erweiterung werden bis Ende 2023 regelmäßig neue Strecken in das Spiel gelangen. Neue Fun-Racer haben es auf der Hybridkonsole also wahrlich nicht leicht, denn sie müssen entweder unglaublich gut sein oder mit wirklich neuen Ideen glänzen, um sich neben Mario Kart behaupten zu können.

Square Enix hat die Herausforderung mit dem niedlichen Chocobo GP angenommen. Der Titel ist ein Kart-Racer mit vielen Charakteren und Orten aus der Final-Fantasy-Reihe. In diesem Fun-Racer dreht sich alles darum, die Gegner zu schlagen und Bestzeiten auf den kurzen Arcade-Rennstrecken zu erreichen. Wir geben Gas, bremsen, driften und sammeln Gegenstände für besondere Effekte oder Boni ein. Es ist also genauso wie bei jedem anderen Kart-Racer auf dem Markt, doch Chocobo GP hat noch ein paar Überraschungen im Gepäck.

Den großen Unterschied zur Konkurrenz stellt der Story-Modus dar, der sich mit einem magischen Rennturnier beschäftigt. Die Teilnehmer kämpfen um die Chance, ihre wildesten Träume wahr werden zu lassen. Leider ist die Geschichte wenig packend und sie wird ausschließlich durch langweilige Dialogszenen vorangetrieben. Zwischendurch wird immer wieder ein Rennen eingestreut, aber das wird euch vermutlich auch nicht vom Hocker reißen.

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Wir treten aufs Gaspedal, nutzen Bremse und Handbremse, um zu driften und langsamer zu werden, und sammeln nebenbei farbige Kisten mit Power-Ups ein, um den anderen Kart-FahrerInnen das Leben schwer zu machen.
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Es wirkt eher wie ein dreistündiges Tutorial, denn jedes Kapitel stellt eine neue Strecke und ein paar Charaktere vor. Garniert wird das Ganze mit neuen Fähigkeiten in den Rennen, auf die ihr anschließend einen kurzen Vorgeschmack erhaltet. Würde es sich um eine komplexe Rennsimulation handeln, könnte diese Art von Tutorial vielleicht sinnvoll sein und die Lernkurve abflachen, aber Chocobo GP braucht so etwas beim besten Willen nicht.

Mit einer ausgearbeiteten Story müssen Kart-Racer zugegeben auch nicht unbedingt glänzen, wenn das Gameplay stimmt. Leider zeigt Chocobo GP auch in diesem Bereich Schwächen, denn das Spiel steuert sich seltsam. Die Bremse funktioniert zum Beispiel nur in der Theorie: Wenn man richtig schnell unterwegs ist, bremst sie uns kaum ab, und deshalb müsst ihr das Layout der Strecken im Kopf haben. Wenn ihr zu schnell unterwegs seid, lauft ihr Gefahr, gegen eine Wand zu rasen oder von der Strecke zu fallen. Die Rennphysik gibt uns nicht wirklich die Kontrolle über unser Auto, die die Strecken und das Gameplay praktisch einfordern.

Den Strecken fehlt es leider auch an Abwechslung, denn es gibt nur sehr wenig Auswahl. Die meiste Zeit fahren wir auf den gleichen neun Rundkursen, die durch neue Abkürzungen und blockierte Abschnitte marginal verändert oder einfach nur gespiegelt werden. Nach ein paar Stunden wird diese Monotonie sehr offensichtlich.

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Dieses Manko gleicht Chocobo GP mit seinen spielbaren Charakteren aus, die alle unterschiedliche Werte in den Bereichen Höchstgeschwindigkeit, Grip und Driftverhalten aufweisen. Die unterschiedlichen Werte spielen im Endeffekt aber keine große Rolle, denn der kluge Einsatz von Fähigkeiten und eine ordentliche Strategie gleichen die Unterschiede mehr als aus. Der einzige wirkliche Unterschied sind deshalb die einzigartigen Spezialfähigkeiten, über die jede Spielfigur verfügt.

Wenn wir in den Rennen genug Kristalle gesammelt haben, um beispielsweise als Chocobo den Boost mit Unverwundbarkeit zu aktivieren (der genau wie der Stern in Mario Kart funktioniert) oder als Racing Hero X einen Strahl abfeuern, der jeden getroffenen Rennfahrer kurzzeitig betäubt, dann macht das einen echten Unterschied aus. Es gibt einige sehr interessante Fähigkeiten, die auch sehr mächtig sind, aber das kann alles das merkwürdige Fahrverhalten nicht wettmachen.

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Auf den Strecken müsst ihr Kristalle einsammeln, um eure charakterspezifischen Fähigkeiten aufzuladen.

Was ich wirklich überhaupt nicht verstehen kann, ist die Art und Weisem wie hier scheinbar Geld gemacht werden soll. Es gibt verschiedene Währungen im Spiel, die wir im Shop gegen neue Charaktere, unterschiedliche Fahrzeugvarianten, Lackierungen und andere kosmetische Gegenstände eintauschen können. Das Konzept ist soweit in Ordnung, aber im Shop werden noch zwei weitere Währungen erwähnt: Gil und Mithrill. Ich kann über ihren Nutzen noch nicht viel sagen, denn vor der Veröffentlichung des Spiels führt der Shop noch keine entsprechenden Inhalte. Dass mich ein Klick auf Mythrill allerdings sofort in den Nintendo-Switch-eShop schickt, bestätigt die düsteren Vorahnungen, dass Mikrotransaktionen und Premiumwährung in diesem Spiel eine Rolle spielen werden. Das ist für einen Titel, der so wenige Inhalte bietet und primär Kinder anspricht, schon echt kriminell.

Ihr merkt schon: Es gibt eigentlich keinen Grund, Chocobo GP gegenüber Mario Kart 8 Deluxe den Vorzug zu geben. Wenn euch der Sinn nach Kart-Rennen steht, dann solltet ihr auf den populären Titel von Nintendo zugreifen, der Chocobo GP in allen Aspekten haushoch überlegen ist. Egal ob die Steuerung, das Strecken-Design, die Abwechslung bei den Charakteren oder die Optik - Mario Kart macht es einfach besser. Chocobo GP ist bestenfalls mittelmäßig und das merkwürdige Geschäftsmodell hinterlässt einen unangenehmen Nachgeschmack. Die Prämisse und die liebenswerte Optik haben Potential, aber das Spiel dürfte schnell in Vergessenheit geraten, denn Mario Kart bleibt auf dem Thron.

05 Gamereactor Deutschland
5 / 10
+
die Grafik ist okay, solide Leistung, einfach zu spielen.
-
die Handhabung ist sehr merkwürdig, Vielfalt der Strecken fehlt, der Story-Modus ist langweilig und überhaupt nicht fesselnd, es wird aus irgendeinem Grund monetarisiert.
overall score
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