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Far Cry 6

Far Cry 6

Wir nehmen es mit Anton Castillo auf, um die tropische Insel Yara aus dem Griff des Diktators zu befreien. Erwartet nur keine Revolution...

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Reden wir nicht lange um den heißen Brei herum: Wenn ihr gehofft habt, dass Ubisoft die Far-Cry-Formel ähnlich umfangreich überarbeiten würde, wie sie das zuletzt bei Assassin's Creed gemacht haben, dann wird euch Far Cry 6 enttäuschen. Falls ihr jedoch einen offenen Spielplatz wollt und die Action liebt, für die Far Cry (nicht erst) seit dem dritten Teil bekannt ist, dann seid ihr hier genau richtig. Es ist ein hochwertig produziertes und sehr spaßiges Spiel, das in erster Linie durch sein inzwischen verbrauchtes Spiel-Design ausgebremst wird.

Auf einer tropischen Insel Yara schlüpfen wir in die Rolle des Guerilla-Kämpfers Dani Rojas (der kann weiblich oder männlich sein, wie ihr wollt). Ihr schließt euch den Libertad-Rebellen an, um den tyrannischen Präsidenten Anton Castillo zu stürzen. Der Oberfiesling wird, wie ihr ganz sicher bereits hunderte Male gelesen habt, vom Schauspieler Giancarlo Esposito gespielt. Erwartet eine typische Far-Cry-Handlung, in der wir jede Menge Chaos anrichten, die Yara-Truppen zurückzudrängen und gleichzeitig den Einfluss der Libertad-Kräfte ausdehnen, um Castillo am Ende zu stürzen.

Dafür müssen wir alles Mögliche in die Luft sprengen, jeden Soldaten, der uns zu nahe kommt, auf der Stelle erschießen und neue Charaktere treffen, die Libertad zu neuem Glanze führen. Es zeigt sich deutlich, dass Far Cry etwas auf der Stelle tritt, doch das ist Ubisoft egal. Sie konzentrieren sich voll darauf, eine packende und interessante Welt zu erschaffen und genau die bekommen wir in Far Cry 6.

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Yara ist ein toller Spielplatz zum Austoben. Wenn ihr eines der früheren Spiele von Ubisoft gespielt habt, werdet ihr aber nicht überrascht.

Yara ist eine fantastische, tropische Insel, mit abwechslungsreicher Fauna, bestechender Geografie und vielen Sehenswürdigkeiten. Egal ob ihr durch die belebte Hauptstadt Esperanza schlendert oder durch den dichten Dschungel schleicht, es gibt immer etwas zu entdecken. Meistens sind das militärische Außenposten, die ihr im Namen der Libertad besetzt. Außerdem warten Schätze, Straßenrennen und allerlei verrückte Neben-Quests darauf, eure Zeit zu fressen.

Das macht in der Regel viel Spaß, aber ihr müsst in Far Cry auch ständig nach neuen Materialien suchen, um eure Waffen zu verbessern und neue Hilfsmittel freizuschalten. Die Ressourcen liegen eigentlich überall verstreut, doch nach ein paar Stunden war ich das ständige Staubsaugen wirklich leid. Leider muss das sein, sonst bleibt eure Ausrüstung nicht lange wettbewerbsfähig. Ihr braucht diesen Kram auch zum Errichten wichtiger Libertad-Gebäude, die wiederum neue Features freischalten.

Ich verstehe, dass das Einsammeln von Ressourcen für die Rebellen die einzige Möglichkeit ist, ihre Operationen zu finanzieren, aber das dazugehörige Gameplay ist einfach ermüdend. Wenn ihr genug Zeug gesammelt habt, könnt ihr neue Waffen, Aufsätze und Ausrüstung herstellen, um leichter mit Castillos Truppen fertig zu werden. Ihr wollt einen richtigen Schalldämpfer auf eurer Pistole oder panzerbrechende Munition? Das lässt sich organisieren, wenn ihr die nötigen Dinge parat habt. Erst dann könnt ihr euer Loadout so zusammenstellen, dass es euren Spielstil unterstützt.

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Der Spielfortschritt setzt jede Menge kleinteilige Arbeit voraus, doch das führt dazu, dass ihr mit der Zeit sehr mächtig werdet.

Die Gebäude der Libertad sind über ganz Yara verteilt und sie dienen als neue Verstecke oder als Lager für Ressourcen. Wir können dort auch Karten mit Jagd- und Angelgebieten erwerben, falls euch der Sinn danach steht. Außerdem erhält Dani in diesen Gebieten temporäre Buffs, denn ein wacher Verstand schützt einem manchmal mehr als eine auffällige Schutzweste.

All diese Optionen, die tolle Welt und solche Sachen, wie unsere Amigos - das sind Haustiere, die unsere Gegner entweder mit ihrem Charme in Entzücken versetzen oder sie in der Luft zerreißen -, sorgen für Spielspaß. Auch die vielen Arten, mit denen wir uns über die Karte bewegen können, möchte ich hervorheben. Uns stehen ein Wingsuit, ein Enterhaken, Pferde oder die vielen normalen Fahrzeuge zur Verfügung, um uns diesen Open-World-Spielplatz zu erschließen.

Mit all diesen Dingen hatte ich meinen Spaß, aber es ist wirklich nichts Neues mehr. Far Cry 6 spielt sich unglaublich flüssig, es sieht großartig aus und es ist wirklich packend, doch ich konnte das Gefühl während des Spielens nicht abschütteln, all das bereits einmal gesehen zu haben. Ich glaube, diese Spielreihe verliert so langsam ihre Identität.

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In Far Cry 6 befreit ihr Yara zwar von seinen Unterdrückern, doch eine Revolution solltet ihr nicht erwarten...

In Far Cry waren wir eigentlich mal der fast chancenlose Underdog, der mit allen Mitteln versuchen muss, Land und Leute vor einem Unterdrücker zu retten. Das ist auch die Story-Prämisse von Far Cry 6, doch es fühlt sich eher so an, als wäre Dani kein untrainierter Guerilla-Kämpfer, sondern ein Black-Ops-Spezialsoldat mit jahrzehntelanger Kampferfahrung.

Castillo hat gegen uns eigentlich nie eine Chance, denn selbst ohne all diese verrückten Waffen sind wir ihm zu jeder Zeit überlegen. Eine Pistole mit Schalldämpfer reicht für die meisten Dinge aus und wenn es doch mal laut wird, packen wir den Supremo-Rucksack (ein absurdes Ausrüstungsstück, dass Raketensalven abfeuert) aus und die Armee von Yara bettelt um Gnade.

Ich weiß, es hört sich nicht so an, aber ich hatte durchaus meine Freude mit Far Cry 6. Das Spiel macht wirklich Spaß, wenn euch das typische Open-World-Design von Ubisoft noch immer gefällt. Wenn euch die Formel aber schon in Far Cry 4, Far Cry 5 oder Far Cry: New Dawn gelangweilt habt, dann wird auch Far Cry 6 nichts daran ändern und euch genauso abstoßen.

07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
das Spiel sieht gut aus und es spielt sich fein, umfangreiche Anpassungsoptionen, Yara ist ein wunderschöner Ort voller Möglichkeiten, man versenkt sehr schnell einige Zeit in diesem Titel.
-
Fortschrittssysteme nehmen dem Spiel seinen Anspruch (deshalb wirkt Anton Castillo auch nie wie ein gefährlicher Bösewicht), Ressourcen-Systeme ist eher anstrengend. Es ist doch nur wieder ein weiteres Far Cry.
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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