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Amnesia: Rebirth

Amnesia: Rebirth

Es ist Zeit, sich den eigenen Ängsten in diesem erschreckenden, neuen Kapitel der Amnesia-Reihe zu stellen.

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Nur wenige Indie-Horrorspiele haben einen so starken Auftritt wie Amnesia hingelegt. Seit einem Jahrzehnt lehrt die Reihe Spielern aus aller Welt das Fürchten und dabei sind die Games bei Fans und Kritikern gleichermaßen beliebt. Anfang dieser Woche erschien Amnesia: Rebirth, der neuste Teil der Reihe, den ich für den bisher besten halte.

Das Game beginnt recht dramatisch, denn wir stürzen mit unserem Partner in der algerischen Wüste ab. Es ein Wunder überleben wir den Unfall, doch im Wrack ist niemand zu finden. Wir machen uns deshalb selbst auf die Suche nach den vermissten Passagieren und enthüllen dabei schreckliche Geheimnisse. In der Rolle der Forscherin Tasi Trianon, die bei diesem traumatischen Ereignis ihre Erinnerung verloren hat, versuchen die Spieler, Licht ins Dunkel zu bringen.

Amnesia: Rebirth ist eine willkommene Abwechslung im Vergleich zu anderen, modernen Horrorspielen. Statt uns in ein Spukhaus oder eine verlassene Waldhütte zu schicken, entscheidet sich Rebirth für unkonventionellere Umgebungen. Wir streifen durch den heißen Wüstensand, erkunden fremdartige, unterirdische Labore und seltsame Dimensionen mit einem eigenartigen Gerät an unserem Handgelenk. Dass sich das Spiel nicht auf die üblichen Szenarien verlässt, um uns das Fürchten zu lehren, sorgt für frischen Wind.

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Die in den Leveln verteilten Sammelobjekte verraten uns mehr über die Hintergründe, können in der Dunkelheit aber schnell übersehen werden.

Genau wie in den früheren Titeln der Reihe steht bei diesem Horrorabenteuer unsere geistige Gesundheit auf dem Spiel, wenn wir uns zu lange der Finsternis aussetzen. In Amnesia: Rebirth laufen wir durch düstere Gänge und finstere Höhlen, die Dunkelheit umgibt uns also fast ständig irgendwie. Das Grauen, das Tasi beschleicht, während sie durch die unbekannten Umgebungen stolpert, kann der Titel hervorragend vermitteln. Je länger wir uns in der Finsternis aufhalten, desto mehr grauenhafte Visionen drängen sich in unser Unterbewusstsein und unangenehme Geräusche treiben uns langsam aber sicher in den Wahnsinn. Das ist wirklich physisch spürbares Grauen.

Um uns orientieren zu können und zu verhindern, dass uns die Finsternis übermannt, müssen wir immer mit genügend Streichhölzern und Petroleum ausgerüstet sein. Ein angezündetes Streichholz oder unsere Lampe können unseren Weg für kurze Zeit erhellen, aber unsere Vorräte sind knapp und müssen mit Bedacht genutzt werden. Wir laufen häufig durch die Finsternis, ohne genau zu wissen, wo wir uns gerade eigentlich befinden oder was uns aus den Schatten möglicherweise beobachtet. Unseres wichtigsten Sinnes beraubt, beschleicht uns schnell ein Gefühl der Verwundbarkeit und das war für mich eindeutig der gruseligste Aspekt von Amnesia: Rebirth.

Das soll nicht heissen, dass nicht auch die Verfolgungssequenzen für Gänsehaut sorgen. Im zweiten Teil des Spiels wird uns langsam klar, dass wir nicht alleine sind und wir müssen den Fängen einiger fruchteinflössender Kreaturen entkommen. In diesen Momenten flüchten wir in die Dunkelheit und eine grauenhafte Klaustrophobie macht sich breit, während wir durch schmale Korridore laufen und uns durch enge Spalten zwängen. Mein Puls rast ständig, aber ich hätte mir gewünscht, dass mein Tod hier stärkere Konsequenzen hätte, denn wenn wir geschnappt werden oder dem Wahnsinn verfallen, spult das Spiel einfach ein paar kurze Momente zurück. Größere Konsequenzen hätten hier für noch mehr Panik und Dringlichkeit gesorgt.

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Genau wie in den früheren Titeln der Reihe steht bei diesem Horrorabenteuer unsere geistige Gesundheit auf dem Spiel, wenn wir uns zu lange der Finsternis aussetzen.

Damit wir nicht dauerhaft kurz vor einem Herzinfarkt stehen, werden unsere Erkundungstouren durch verschiedene Rätsel aufgelockert. Die Rätsel sind klug designt und sorgen für einen schönen Tempowechsel. An einer Stelle müssen wir zum Beispiel Munition für einen verlassenen Panzer herstellen oder Druckschalter in der Dunkelheit betätigen, um ein Labyrinth zu durchqueren. Das Spiel nimmt uns dabei nicht an die Hand und deshalb werdet ihr häufiger verzweifelt nach der Lösung im Dunkeln tappen. Man muss sich schon konzentrieren, um das Spiel abzuschließen.

Die Story könnt ihr in sechs bis acht Stunden beenden, was für ein lineares Horrorspiel recht lang ist. Ich hätte mir danach noch gewünscht, dass die Kapitel auch einzeln angewählt werden können. Einfach zurückkehren zu können, um verpasstes Sammelzeug aufzulesen, wäre wirklich eine schöne Möglichkeit gewesen. Die verteilten Zettel verraten uns mehr über die Hintergründe und können in der Dunkelheit schließlich schnell übersehen werden. Das Speichersystem ist seltsam, denn es werden verschiedene Autosaves angefertigt. Ich hätte gern manuell gespeichert, statt durch eine Liste automatischer Speicherstände zu wühlen.

In meinem Spieldurchlauf kam es nicht zu Glichtes und die Framerate blieb während meiner Zeit mit dem Spiel ebenfalls stabil, allerdings bin ich auch auf ein wirklich nerviges technisches Problem gestoßen. Einer meiner Speicherstände war fehlerhaft und ich musste die letzten drei Areale deshalb wiederholen, ehe ich das Spiel beenden konnte. Das ist nur einmal vorgekommen und sicher bleiben viele Spieler davon verschont, aber ich hatte bis zum Ende unnötige Angst, dass es sich die Situation wiederholen könnte.

Ich hatte wirklich großen Spaß mit Amnesia: Rebirth. Das tolle Sound-Design lässt uns die Furcht der Protagonistin förmlich spüren und die Rätsel sind gut gemacht, auch weil sie so gekonnt das Spieltempo wechseln. Ich hätte mir aber stärkere Konsequenzen gewünscht und mir fehlt die Möglichkeit, einzelne Kapitel gezielt anzuwählen. Ihr solltet den Titel für Halloween unbedingt auf dem Schirm haben, wenn euch Rätsel-lastige Horrorspiele interessieren, die sich nicht davor scheuen, neue Wege zu gehen.

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08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
vielfältige Umgebungen, vermittelt ein meisterhaftes Gefühl der Furcht, intelligent gestaltete Rätsel.
-
Keine Kapitelauswahl, Scheitern hat keine Konsequenzen, mein Savegame habe ich einmal im Dunkeln verloren.
overall score
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