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Captain America: Super Soldier

Captain America: Super Soldier

Captain America, ist der gute Mann In seinem Videospiel ein Supersoldat oder ein Superversager? Das werden wir mit einer präzisen Analyse gekonnt herausarbeiten.

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Für viele mag Captain America genauso spannend sein, wie all die anderen Superhelden, aber meine persönliche Beziehung zu dem seinen Schild schwingenden Patrioten in Strumpfhosen ist etwas kompliziert. Schon der Name Captain America löst ein Gähnen bei mir aus. Es ist einfach zu dick aufgetragen, zu viel von allem. Wenn es nun Captain Bahamas oder General Luxemburg gewesen wäre, dann würde es zumindest witzig sein, aber die bloßen Worte Captain America lassen einen doch zusammenzucken. Und das noch bevor ich herausgefunden habe, was seine Superkräfte sind und für was er kämpft.

Als ich das Spiel spielte, kannte ich den Film noch nicht, aber zumindest weiß ich inzwischen ein bisschen mehr über patriotischen Superhelden. Er hat sich freiwillig für ein Experiment zur Verfügung gestellt, bei dem es natürlich darum ging, Supersoldaten zu erschaffen. Physisch sollten sie überlegen sein und den Bürgern zur Seite stehen. Klingt ein bisschen langweilig, aber Captain America war sich offensichtlich für nichts zu schade.

Wenigstens haben wir nichts von irgendwelchen Nebenwirkungen mitbekommen, nachdem wir direkt mit Action starten und zwischen ein paar deutschen Schützengräben im Zweiten Weltkrieg unsere Fäuste schwingen. Zum Nachdenken bleibt keine Zeit - und schon bald darauf geht es gegen einen Mini-Boss - ein gut ausgerüsteter Deutscher mit Flammen- und Raketenwerfer.

Captain America: Super Soldier
Es ist traurig, dass unter dem furchtbaren technischen Chaos eigentlich ein ganz gutes Kampfsystem steckt.
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Es ist erstaunlich, aber schon nach zehn Minuten Spielzeit wird deutlich, dass die Framerate wie auch die gesamte Perfomance vom Spiel einfach so unglaublich schwach sind. Ein Spiel zu einem Film - und sie scheinen wieder einmal einfach nichts gelernt zu haben in Sachen Ausführung. Wenn versucht wird, die Kamera auszurichten, während man sich bewegt, hakt das Bild ständig und der Überblick geht schnell verloren. Am Ende bleiben schlimme Kopfschmerzen und man sehnt sich nach der Zeit, als Videospiele noch ganz am Anfang standen.

Viel trauriger ist, dass unter dem furchtbaren Chaos eigentlich ein ganz gutes Kampfsystem steckt. Mehr oder weniger ist es komplett von Batman: Arkham Asylum kopiert. Captain America: Super Soldier bietet in vergleichbarer Art die brutalen Gegenangriffe, Rag Doll-Physik und leichte Zeitlupen-Effekte. Es ist ziemlich offensichtlich entliehen - aber lieber gut kopiert als schlecht selbst erdacht. Und so macht es grundsätzlich auch Spaß, den Nazis mit dem Schild eins vor den Latz zu geben. Ein brutaler, primitiver Spaß.

Der Rest der Spielerfahrung konzentriert sich darauf, dass wir geheime Dokumente und Filmmaterial per Knopfdruck einsammeln, das die Nazis einfach sorglos rumliegen lassen haben - die sollen den Amerikanern im Krieg ja auch einen Vorteil verschaffen. Manchmal werden wir auch dazu aufgefordert, Sicherheitssysteme und Artillerie-Systeme auszuschalten. Aber egal, was wir im Spiel auch machen, die Herausforderung besteht lediglich darin, einen Knopf zu drücken. Manchmal sogar auch mehrmals. Anfangs denkt man sich noch, dass es wohl dazu dient, die Monotonie etwas aufzubrechen, aber wir müssen mehr von diesen geheimen Unterlagen einsammeln, als uns lieb ist.

An anderen Stellen zeigt Captain America andere Stärken, etwa wenn er mit seinen akrobatischen Künsten der Schwerkraft trotzt und an Wänden entlang läuft. Diese Momente sind ganz hübsch und schön animiert, aber spielerisch ist auch hier nicht mehr nötig, als eine Taste zu drücken. Das sind Quick-Time-Events von ihrer ganz schlechten Seite. Im Ergebnis müssen wir dafür eine furchtbare, abgehackte Framerate ertragen und immer und immer wieder nur sinnlos auf einer der drei Tasten rumhämmern - je nachdem, welche der ideenlosen Spielmechaniken uns gerade präsentiert wird. Das Kampfsystem ist wie erwähnt nett, vielleicht ein bisschen zu brutal und schlagkräftig. Aber es ist nur ein einziger annehmbarer Aspekt in einem Spiel, von man sonst besser die Finger lässt.

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03 Gamereactor Deutschland
3 / 10
+
Schöne Rag Doll-Physik
-
Handlung schlecht präsentiert, katastrophale Framerate, wenig origineller und langweiliger Held, keine sinnvolle Zeile Text, Spielmechaniken wiederholen sich schnell
overall score
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