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Code of Princess

Code of Princess

Ein Hack'n'Slay, das als Download 30 Euro kostet, macht es schwer, eine wirkliche Empfehlung auszusprechen. Ist das Action-Rollenspiel sein Geld wert.

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Ich habe mir die Lippe aufgebissen. Das passiert mir jetzt nicht zum ersten Mal, aber trotzdem selten genug, als das es nicht Verwunderung hervorruft. Beim Spielen ist mir das natürlich nicht aufgefallen, aber im Nachhinein umso deutlicher. Verdammt, Code of Princess, was hast du getan. War ich wirklich so konzentriert? War ich aufgebracht? Ja, das war ich. Ich habe den Nintendo 3DS malträtiert, habe versucht, eine Kombo an die nächste zu reihen und das ohne Unterlass. Nicht immer war ich erfolgreich, aber ich wusste, dass ich stärker und besser werden muss.

Der Name Code of Princess klingt zunächst nach einem epischen Abenteuer. Und genau genommen ist dieser 3DS-Titel davon nicht einmal furchtbar weit entfernt. Entwickler Agatsuma hat sich mit dem Anime-Studio Bones zusammengetan und ein Hack'n'Slay mit Handlung an den Start gebracht. Besonders ernst wollte man die Sache aber offenbar nicht nehmen, die Charaktere und die Geschichte von Code of Princess sind absurd komisch. Schon die Heldin Prinzessin Solange Blanchefleur de Lux ist eine fantastische Karikatur. Sie muss sich ständig für ihre spärliche Bekleidung rechtfertigen und führt stets den aktuellen Modestil spazieren. Zudem hat sie ein Schwert, dass ihre Kräfte deutlich überschreitet, denn sie zieht es immer etwas angestrengt hinter sich her.

Aber schließlich ist sie auch nur eine Heldin wider Willen. Prinzessin Solange flüchtet aus dem Königreich DeLuxia, nachdem dieses von Monstern angegriffen wurde. Eigentlich leben Menschen und Monster relativ gesittet nebeneinander - vergleichbar vielleicht mit wilden Tieren in dünn besiedelten Gebieten. Dass die fiesen Gestalten nun so überhand nehmen und aggressiv angreifen, ist nicht normal. Also versucht sie nun herauszufinden, was passiert ist und bringt gleichzeitig das königliche Schwert DeLuxcalibur in Sicherheit vor den Bösewichten der Distron-Armee.

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Die Charaktere und die Geschichte von Code of Princess sind absurd komisch.

Unterwegs trifft sie weitere Leute, die sie begleiten, die ebenfalls alle merkwürdig und trotzdem liebenswert sind. Dazu gehört der Barde Allegro, der sich nur noch einen Level davon entfernt sieht, ein mächtiger Zauberer zu werden. Oder Lady Zozo, die sich selbst als Nekromantikerin versteht. Weil ihr Körper aber zu großen Teilen nicht mehr aus eigenen Teilen besteht, wird sie eigentlich meist mit einem Zombie verwechselt. Doch auch auf Seiten der Bösewichte scheinen nicht alle ganz bei Trost zu sein. Als Obermotz fungiert etwa Queen Distiny - und die schaut zuckersüß aus. Mein Lieblingscharakter ist die Händler-Katze Marco Neko. Der ist nicht nur süß und raffgierig, sondern steuert auch das beste Lied zum Soundtrack bei - Money-Meow!

Es geht also ziemlich heiter zu und gegen Ende erfahren wir auch noch die eine oder andere Überraschung und was es eigentlich mit diesem Code auf sich hat. Kurz nach dem letzten Kampf gegen den Engel des Todes, der Zerstörung und der unangenehmen Situationen - selbst hier bleibt es heiter - wird es aber noch einmal ernst. Bereits während des Spiels werden gewisse Parallelen zu unserer Welt deutlich und im Finale wird Code of Princess dann tatsächlich für einen Moment ernst. Das wirkt an der Stelle auch nicht einmal deplatziert, sondern greift nur noch einmal auf, dass dem ansonsten heiteren Spiel eigentlich ein ganz normales Abenteuer zu Grunde liegt. Das hat das Team wirklich super hinbekommen.

Der Story-Modus besteht aus 30 Missionen, die mit rund sechs Stunden relativ rasch abgeschlossen sind. Dazu kommen aber noch einmal über 40 Bonusaufgaben, die gegen Ende ziemlich fordernd werden. Und diese können auch mit jedem der rund 50 Charaktere gespielt werden, denen wir als Freunde und Feinde im Spiel begegnen. Im Storymodus dürfen wir nur zwischen Solange, Ali, Zozo und Allegro wählen. Jeder Charakter besitzt eigene Spezialattacken und kann in sechs Eigenschaften aufgelevelt werden. Der Umfang ist dadurch natürlich theoretisch riesig, aber der Inhalt gibt unter dem Strich doch nur zehn bis zwölf Stunden Unterhaltung her, wenn man sich mit nicht mit den Beat'em up-Elementen anfreuden will.

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Code of Princess
Der Umfang ist theoretisch riesig, aber der Inhalt gibt unterm Strich doch nur zehn bis zwölf Stunden Unterhaltung her.

Und für echte Prügelspiel-Freunde fehlt doch ein wenig die spielerische Tiefe. Es gibt eine schwache und eine starke Attacke, die sich mit den Steuertasten zu Kombos verknüpfen lassen. Wir können blocken und außerdem in den Burst-Modus wechseln, der Magie verbraucht, aber doppelt so viel Schaden anrichtet. Code of Princess ist zu sehr ein Hack'n'Slay, als das es technikverliebte Videospieler an den Handheld lockt. Dazu gibt es zu wenige Möglichkeiten, sich ernsthaft auszutoben. Es ist, bezogen auf diesen Aspekt, eher mit der Ninja Storm-Reihe von Naruto zu vergleichen als mit einem erstklassigen Beat'em up wie Persona 4: Arena.

Doch es darf nicht vergessen werden, dass Code of Princess eben das auch gar nicht sein will. Hack'n'Slays waren auf den 16bit-Konsolen groß und in dieser Tradition versteht sich der Titel. Wir prügeln uns durch 2D-Arenen, können aber zwischen bis zu drei Ebenen wechseln, um beispielsweise Attacken auszuweichen oder aber dort wartende Gegnern zu attackieren. Die Level und Gegner sind abwechslungsreich, die Musik unterhaltsam und obendrauf gibt es sogar eine englische Sprachausgabe auch außerhalb der Anime-Clips. Nur die Grafik haut nicht wirklich vom Hocker, aber das Design ist sympathisch und deswegen lässt sich darüber hinwegsehen. Code of Princess ist übrigens eines der Spiele, bei dem ich den 3D-Effekt öfter an- als ausgeschaltet habe.

Was bleibt unter dem Strich also übrig? Der Umfang ist mäßig. Es gibt es zwar Multiplayer-Kämpfe und die Möglichkeit, im Koop zu spielen, aber in der Lobby ist nichts los und für den Spaß zu zweit ist auch lokal eine eigene Version notwendig. Trotzdem fesselt Code of Princess. Das diese Erfahrung 30 Euro kostet und ob sie es wert ist, macht es schwer, eine wirkliche Empfehlung auszusprechen. Aber vielleicht macht es dieser Hinweis einfacher: An Code of Princess haben der Director Tetsuhiko Kikuchi und Lead Programmer Masaki Ukyo vom Klassiker Guardian Heroes mitgewirkt. Und das merkt man.

07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
lustige Geschichte, viele sympathische Charaktere, komplett englische Sprachausgabe
-
rasch durchgespielt, mäßige Grafik
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KRITIK. Von Martin Eiser

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