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Ancestors: The Humankind Odyssey

Ancestors: The Humankind Odyssey

Unsere Ahnen würden sich im Grabe winden.

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Es ist einfach kein gutes Zeichen, wenn man schon die erste Zwischensequenz im Spiel überspringen will...

Patrice Désilets ist für seine Arbeit an der Assassin's-Creed-Reihe bekannt und beschäftigt sich in seinem neuesten Projekt erneut mit der Geschichte. Panache Digital hat vier Jahre lang an Ancestors: The Humankind Odyssey gearbeitet, das uns zehn Millionen Jahre in die Vergangenheit zurückreisen lässt. Es ist Zeit den Vorfahren der Menschheit zu begegnen.

Ancestors hat keine klare Story oder eindeutige Missionen. Wir sollen als Primat überleben und uns weiterentwickeln, darum geht es in erster Linie. Die gefährliche Welt ist voller Dinge, die erkundet werden wollen und das soll uns dabei helfen, die Umgebungen und seine Bewohner besser zu verstehen. Es liegt eine großartige Evolution vor uns - zumindest war das der Plan.

Auf dem Papier ist die Idee hinter Ancestors toll, aber die Ausführung ist leider schrecklich. Das Spiel versucht detailreich und real zu sein, verliert dadurch aber auch jeden Unterhaltungswert. Wir beginnen als ausgewachsener Primat, der nichts über die Welt weiß. Zuerst müssen wir unser eigenes Versteck erkunden und verstehen, dass dies ein sicherer Ort ist. Das gleiche gilt für Hunger und Durst: Wir müssen unsere Umgebung erforschen, um zu lernen, was wir essen können und was nicht.

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Der Primat greift jede Oberfläche nahezu automatisch, was beim Klettern hilft.

Der Primat findet eine Kokosnuss und versteht, dass sie essbar ist, er kann im Moment damit aber nichts weiter anstellen und trägt sie entweder weiter mit sich herum oder lässt sie zurück. Zu Beginn des Spiels können wir nicht gleichzeitig etwas in beiden Händen halten, das Konzept von Multitasking müssen die Wesen erst noch erlernen. Der Unterschied zwischen unserem eigenen Wissen und den logischen Fähigkeiten des Primaten ist demzufolge frustrierend groß. Wir können unsere Hände nur zum Sammeln von Dingen nutzen: Schlagen und werfen sind zu Beginn unbekannte Konzepte.

Das Design ist eine Sache, aber das Gameplay leider nicht viel besser. Wir spielen aus der Schulterperspektive, unseren Primaten zu steuern wirkt ungewohnt steif und die Kamera folgt uns nur ungewollt. Wenn wir auf Gefahren stoßen erscheinen seltsame Tastenkombinationen, die schon mal zu einem Problem werden können. Die Tastenbelegung ist seltsam, da wir für die gleiche Aktion manchmal unterschiedliche Befehle eingeben müssen. Die Anweisungen auf dem Bildschirm zeigen nicht, ob wir einen Knopf nur drücken oder halten sollen. Wir müssen es einfach immer wieder aufs Neue probieren, das macht einfach keinen Spaß.

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Beim Klettern geht es geschmeidiger zu, denn der Primat greift jede Oberfläche nahezu automatisch. Leider greift das Konzept "Halten" nicht unbedingt bei Vorsprüngen oder Wänden, weshalb wir häufig abstürzen. Von Baum zu Baum springen hätte ein großer Spaß sein können, wäre die Taste nicht doppelt belegt worden. Es ist schwer unsere Bewegungen nach einem erfolgreichen Sprung zu stoppen, weshalb Ausflüge ab und zu mit einem fatalen, zusätzlichen Sprung in den Abgrund enden...

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Die Geräuschkulisse wirkt so, als wären wir wirklich in einem Urwald.

Das Nutzerinterface bleibt ebenfalls mystisch. Da sind mehrere kryptische Bälle in unterschiedlichen Farben auf dem Bildschirm zu sehen und erst nach mehreren Stunden wird klar, dass sie uns den gesundheitlichen Zustand unseres Primaten anzeigen sollen. Aus irgendeinem Grund ist eine digitale Uhr zu sehen, die zumindest in meiner Welt keinen wirklichen Sinn ergibt. Wir können das UI entfernen, um das Spiel "schwieriger" zu machen, aber eigentlich wird das Spiel dadurch klarer und verständlicher.

Auch optisch kann Ancestors nicht überzeugen, obwohl der Wald hübsch und einige Lichteffekte schön anzusehen sind. Die Tiere selbst wirken jedoch leblos und sind langweilig animiert - sie erinnern an unheimliche Spielzeuge. Die Zwischensequenzen sind viel zu lang und es passiert kaum etwas. Die Sterbe-Animationen sind zu detailliert und sie dauern frustrierend lange an, genau wie die erste Cutszene des Spiels. Es ist und bleibt kein gutes Zeichen, wenn man schon die erste Zwischensequenz eines Spiels abbrechen will...

Die Stimmung unseres Primaten wird durch einige seltsame Effekte angedeutet. Haben wir Angst verdunkelt sich der Bildschirm und Silhouetten von wütend aussehenden Kreaturen springen über den Bildschirm. Die Gefühle so deutlich visuell zu zeigen ist eine interessante Idee, aber die Ausführung ist ein bisschen zu überdeutlich. Manchmal war es schwer überhaupt noch irgendetwas zu erkennen. Gibt es denn überhaupt etwas Positives an diesem Spiel? Na der Sound und die Musik machen einen guten Eindruck, sie geben uns das Gefühl, dass man wirklich in einem Urwald steckt. Das war es dann aber auch...

Ancestors: The Humankind Odyssey ist ein klassisches Beispiel dafür was passiert, wenn ein berühmter Entwickler freie Hand bekommt, ohne dass jemand etwas sagt. Die Vision ist deutlich, aber die Ausführung ist grauenhaft und ohne jeden Unterhaltungswert. Es mag vielleicht nicht das schlechteste Spiel des Jahres sein, aber sicher eines der Enttäuschendsten. Unsere Vorfahren haben Besseres verdient.

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Auf dem Papier ist die Idee hinter Ancestors toll, aber die Ausführung ist leider schrecklich.
03 Gamereactor Deutschland
3 / 10
+
coole Idee, atmosphärische Musik.
-
Logik ist ein Problem, steife Kontrolle, langweilige Präsentation und viel zu lange Zwischensequenzen.
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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