Das kleine, immer dunkle Dorf Torchlight hat Probleme. Dummerweise befindet sich der Ort genau über einer Mine, in der allerlei Monster ihr Unwesen treiben. Wo wir gerade bei schummriger Beleuchtung sind: Mit Fackeln und Mistgabeln müssten die Fans des Genres bei Runic Games vor der Tür stehen und lautstark meckern, dass dem eher innovationsfreien, aber dennoch soliden Spiel jeglicher Mehrspielermodus fehlt. Dadurch wird das eigentlich sehr nett gemachte Abenteuer zu einer ziemlich seelenlosen Veranstaltung, zumal eigentlich so gut wie keine Story existiert.
Irgendwer hat vor statischem Hintergrund mit kleinem Text gesagt: "Geh doch mal in die Mine" und dann ging der Ärger los. Danach hab' ich alles verkloppt, was mich gehauen hat und dann war Ruhe. Wer je irgendein Action-RPG gespielt hat, weiß was ihn in Torchlight erwartet: Monster verprügeln für Schätze und Erfahrung, um dann stärkere Monster für noch mehr Schätze und Erfahrung zu bekommen. Wen der letzte Satz nicht zu Tode langweilt, darf weiterlesen, denn Spaß macht das alles natürlich schon.
Die Cel-Shading-Grafik sieht sehr schön aus, mit Effekten wird im wahrsten Sinne nur so um sich geworfen. Verhältnismäßig abwechslungsreiche, aber generische Level gibt's und viele Gegner, die man allerdings alle schon mal irgendwo gesehen hat. Die Steuerung geht gut von der Hand und das Genre-übliche Verweilen in diversen Menüs ist keine Qual.
Wenn man sich für eine der drei Standard-Klassen Kämpfer, Magier oder Bogenschütze entschieden hat, lässt sich der Held mit den gewonnen Erfahrungspunkten ziemlich umfangreich dem eigenen Spielstil anpassen. Dazu kommt noch das Haustier, das einen auf den Abenteuern begleitet und so die einsamen Stunden in dunklen Gewölben wenigstens etwas geselliger gestaltet. Wenn man sich dann noch den einen oder anderen Golem dazuzaubert, ist es schon fast eine Party. Außerdem kann man seinen Gefährten während einer Quest jederzeit ins Dorf schicken, um den ganzen Schrott zu verscherbeln, den man so gesammelt hat, um im sehr geräumigen Rucksack mehr Platz für noch mehr Schrott zu haben.
Wenn man mal etwas Nettes gefunden hat, gibt's im Dorf noch diesen Typen, bei dem man sich seinen Krempel pimpen lassen kann. Für einen sich ständig erhöhenden Geldbetrag wird der Gegenstand um verschiedenste Attribute verbessert. Das geht theoretisch unendlich so, nur dass sich die Chance, dass es schiefgeht, jedesmal erhöht. Bei einem Fehlversuch wird alles wieder auf Anfang gesetzt und die Kohle, die man investiert hat, ist weg. Außerdem können auch noch gefundene Edelsteine in Slots eingesetzt werden, um die diversen Werte den eigenen Wünschen anzupassen. Das System ist gut durchdacht und umfangreich. Dazu kommen noch die ganzen raren Gegenstände und für die ganz Verrückten noch rare Rüstungssets, die sich gegenseitig unterstützen, je mehr man davon hat.
Ist die Hauptquest in ungefähr zehn bis zwölf Stunden absolviert, kann man mit Nebenquests eigentlich noch ewig weiterspielen oder ein paar seiner Skills einem Nachfolger vererben und zum Beispiel auf einem der höheren Schwierigkeitsgrade erneut anfangen. Wobei auf dem höchstem Schwierigkeitsgrad der Tod des Helden das sofortige Ende des Spiels bedeutet.
Alles in allem ist Torchlight ein solides Spiel, das leider aufgrund der kaum vorhanden Story und vor allem wegen des fehlenden Multiplayers ein bisschen langweilig ist. Mit einem guten Kumpel zusammen wäre Torchlight auf jeden Fall ein richtiges Abenteuer gewesen. So ist leider nur nett und schnell wieder vergessen.