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Cooking Mama 5: Bon Appétit

Cooking Mama 5: Bon Appétit

"Backe, backe Kuchen" heißt es in einem Kinderlied. Seit mehreren Jahren nun kann man diese Leidenschaft auch digital ausleben.

Das der Markt für Videospiele heute so groß ist, hat auch eine Fragmentierung ermöglicht. Früher wurden Spiele nicht für ein bestimmtes Publikum entwickelt, sie wurden für das Publikum entwickelt, dass auch eine Konsole hatte. Die breitere Ansprache vor allem für Jung und Alt beherrscht bis heute Nintendo meisterhaft. Irgendwann aber war diese Grundidee nicht mehr nötig, um erfolgreich zu sein. Ubisoft produzierte etwa auf dem Nintendo DS eine schier unglaubliche Menge von günstigen Spielen in der Sophies Freunde-Reihe, die für einige als Softwaremüll gelten, aber in ihrer Zielgruppe bei den jungen Mädchen trotzdem beliebt waren. Und sich heute Cooking Mama 5: Bon Appétit auf dem Nintendo 3DS anzuschauen, löst zunächst ganz ähnliche Aversionen aus. Diese besondere Vorbetrachtung ist daher unbedingt erforderlich, um fair zu bleiben.

Denn auf den ersten Blick ist Cooking Mama 5: Bon Appétit nicht viel mehr als eine Sammlung dämlicher Minispiele, aufgeblasen durch ewige Wiederholung gleich Mechanismen zu einem Vollpreisprodukt. Das klingt nicht nach besonders viel Spaß und tatsächlich werden Erwachsene hiermit nur wenig Freude haben. Dazu fehlt es neben dem Anspruch und der vermeintlichen Abwechslung, aber eben schon an Ansprache. Ich rolle mit den Augen, wenn mir „Mama" sagt: „Wow, besser als Mama". Und ich habe ganz sicher kein Interesse daran, die Figur anzuziehen, die Farbe der Kochutensilien anzupassen oder das Zimmer anders einzurichten. Diese Kleinigkeiten sind aber tatsächlich nette Zusätze, wenn man die Erfahrung personalisieren will.

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Rezept auswählen und die einzelnen Schritte mit Touch-Gesten abarbeiten, um etwas Leckeres zuzubereiten.

Im Spiel sind 60 Rezepte enthalten. Jedes verfügt über eine Reihe von Arbeitsschritten, die mit Spielereien auf dem Touchscreen, Mikrofon und Bewegungssensoren abgeschlossen werden. Die Nähe zu dem, was wir tatsächlich in der Realität machen müssten, um das Gericht zuzubereiten, ist dabei erstaunlich hoch. Wer also etwas lernen will, der kann sich wirklich einiges abschauen. Die Auswahl reicht von kleinen Süßigkeiten bis hin zu komplette Mahlzeiten. Die Gerichte stammen oft aus der japanischen Küche, aber es gibt auch aus anderen Ländern sind Rezepte an Bord. Dazu gehört unter anderem auch die Herstellung von einem Döner, die aufwendiger ist, als mancher vielleicht vermutet. Auch so etwas kann Cooking Mama 5: Bon Appétit vermitteln. Wollen wir zum Beispiel einen Mozzarella Hamburger zubereiten, dann sind das im Spiel ganze zwölf Arbeitsschritte.

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Wir beginnen damit die Zwiebeln zu schälen und zu schneiden, in dem wir den Stylus entsprechend über den Bildschirm ziehen. Dann werden die Zwiebelwürfel goldbraun gebraten und wir müssen sie rühren, damit sie nicht anbrennen. Im Anschluss schieben wir Rindfleisch in den Fleischwolf und müssen es durchdrehen - aber nicht zu schnell, sonst wird das nichts. Tatsächlich lehrt uns das Spiel ganz oft an solchen Stellen, Geduld zu haben. Auch beim folgenden Aufschlagen von Eiern geht es um den richtigen Schwung. Wie im echten Leben müssen wir unsere Kraft richtig einschätzen, denn sonst passiert gar nichts oder aber das Ei zerspringt. Im fünften Schritt müssen wir vorsichtig die Eier verrühren und im sechsten die richtigen Zutaten zum Rinderhack hinzufügen - also Salz, Pfeffer, Paniermehl, die geschlagenen Eier und natürlich die Zwiebeln.

Danach muss alles mit den Händen verknetet werden. Das dies lediglich über Richtungsanweisungen und Drehbewegungen erfolgt, ist vielleicht nicht ganz nah am Original, wo wir einfach alles wild miteinander vermengen, aber die Handlung bleibt doch dieselbe. Nachdem wir danach kleine, runde Fleischbällchen geformt haben, werden sie im neunten Schritt mehrmals von der einen in die andere Hand geworfen, um daraus flache Burger zu machen. Danach folgen zwei kompliziertere Schritte. Zum einen das Braten - Fleisch bewegen, flach drücken und wenden, bis es schön braun ist. Zum anderen das Würzen der Hamburger-Soße. Hier müssen wir uns merken, wie oft die drei Gewürze verwendet werden. Im Anschluss gibt erst automatisch ein paar in die Soße und wir müssen ergänzen. Falls wir uns nicht sicher sind, dürfen wir aber jederzeit abschmecken und ein Indikator zeigt für jedes der drei Gewürze an, wie dicht wir dran sind. Zum Schluss übergießen wir die Scheiben mit der Soße.

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Wenn wir einen Fehler machen, nimmt uns das Spiel das nicht übel und manche wie Spritzer können wir selbst beheben.

Gelingt uns etwas nicht, muntert uns „Mama" etwas auf. „Nicht übel" ist dann die Leistung und „Schon ok, Mama macht das schon", werden wir beruhigt. Manche Fehler können wir auch heiter selbst versuchen zu korrigieren. Wenn wir Mehl versieben und eine Wolke den Bildschirm blockiert, kann diese weggepustet werden. Die Wertung ist auch nicht das Entscheidende an der Erfahrung, sondern der Vorgang an sich. Der Gebrauch der verschiedenen Fähigkeiten des Handhelds ist dabei sinnvoll und nicht übertrieben. Daher ist es auch oft nur der Touchscreen, den wir bedienen müssen. Doch auch an dieser Stelle versucht das Spiel möglichst authentische und trotzdem einfache Muster zu nutzen. Es sind die Momente, in denen deutlich wird, das hinter der simplen Aufmachung mit der zwar niedlichen aber dennoch eher schwachen Grafik trotzdem ein durchdachtes Produkt steht.

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Dazu gehört zum Beispiel auch, das sich an bestimmten Stellen natürlich Arbeitsschritte wiederholen. Wenn wir Eier verrühren, dann wird dies immer auf die gleiche Art und Weise geschehen. Das ist allerdings auch der Lernprozess der zum richtigen Kochen auch dazu gehört. Bestimmte Handgriffe wiederholen sich einfach und irgendwann beherrschen wir sie im Schlaf. Das ist vor allem für Kinder ein positiver Effekt, die beim Blick auf die Aufgabe direkt wissen werden, was zu tun ist und wie sie diese schnell erledigen können. Es ist kein Gefühl von nerviger Wiederholung der immergleichen Prozesse.

So unkompliziert ein paar Dinge über das Kochen lernen zu können, darin ist Cooking Mama 5: Bon Appétit wirklich gut. Es ist daher fast schade, dass es bei den spielerischen Elementen bleibt. Will ich wirklich genau wissen, wie etwas gekocht wird, die Zutaten, Mengen und exakten Schritte in der echten Küche, muss ich mir ein Kochbuch mit dem entsprechenden Rezept suchen. Kinder kommen möglicherweise auf die Idee, mit ihren Wünschen an ihre Eltern heranzutreten und das wäre auch ein zu begrüßender Schritt. Für das tatsächliche Kochen müssen sie das wohl ohnehin. Ein echtes Rezept zu hinterlegen wäre aber vermutlich auch nicht so schwer gewesen.

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Neben dem Kochen gibt es auch über 30 weitere Minispiele, die zumindest entfernt etwas mit Kochen zu tun haben.

Es gibt neben diesem normalen Kochmodus eine zweite Variante, in der wir jeden Arbeitsschritt so lange wiederholen können, bis wir ihn gemeistert haben, beherrschen und entsprechend auch die Höchstpunktzahl kassieren. Der Mehrspielermodus braucht nur ein Modul, aber ist auch relativ klein gehalten und beschränkt sich auf wenige Einzelaufgaben, in denen man gegeneinander antreten kann. Ansonsten geht „Mama" nämlich einfach zum nächsten Schritt über und gleicht etwaige Fehler aus. Außerdem sind noch 31 weitere Aktivitäten an Bord, die nur am Rande mit dem Kochen zu tun haben. Diese Minispiele sind aber gleichwohl unterhaltsam und runden das Paket ab.

Große Neuerungen gegenüber den Vorgängern gibt es auch nicht, lediglich bei den Inhalten hat der inzwischen in Cooking Mama Studios umbenannte Entwickler gibt es echte Unterschiede. Für Kinder ist Cooking Mama 5: Bon Appétit jedenfalls wirklich gelungene Unterhaltung, die genug Inhalte bietet, um damit viele Stunden beschäftigt zu sein. Wer allerdings gehofft hat, ernsthaft etwas über das Kochen zu lernen oder eine Herausforderung sucht, der wird eher enttäuscht.

07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
durchdachte Spielmechaniken, freundliche Aufmachung, Motivation für das echte Kochen, zusätzliche Minispiele
-
keine echten Rezepte, kaum Neuerungen, simple Präsentation
overall score
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