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Total War Saga: Fall of the Samurai

Total War: Shogun 2 - Fall of the Samurai

Die Total War-Serie wiederholt die Feldzüge in Japan immer und immer wieder, aber diesmal haucht man ihr mit neuen Spielmechaniken frisches Leben ein.

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Mit Total War: Shogun 2 kehrte die beliebte Echtzeitstrategie-Reihe zurück nach Japan, um den traditionellen Wurzeln einen neuen Schliff zu verpassen. Sengoku bot verlässliche und spannende Unterhaltung, aber das Problem mit vertrauten Geschichten ist, dass sie uns meist schon bekannt sind. Der neue Teil aber macht aus Alt einfach Neu, indem die Uhr 300 Jahre weiter gedreht wird - in eine Zeit, in der sich das Aufbegehren der Menschen gegen den Streit um die Verwestlichung Japans zwischen nach dem Machterhalt greifenden Kaiser und dem Shogun richtet. Der nun ausgebrochene und konfliktreiche Boshin-Krieg teilte das ganze Land in zwei große Lager.

Ein gewöhnlicher Entwickler würde eine solche Neuinterpretation einfach dadurch umsetzen, indem man dem Spiel eine neue Jahreszahl verpasst und ein paar westliche Einheiten integriert. Allerdings sind Creative Assembly am Zug und deren wichtigste Intention ist es, Total War: Shogun 2 - Fall of the Samurai als unabhängiges und eigenständiges Spiel zu verkaufen. Natürlich gibt es neue Einheiten, aber darüber hinaus gibt es Änderungen, die tief in die grundlegenden Spielmechaniken des Spiels eingreifen.

Alles dreht sich um die Industrialisierung und die Verwestlichung, die in diesem Fall aber mehr oder weniger identisch sind. Der Kaiser will der sehr westlichen Politik des Shoguns den Rücken kehren und die traditionellen Werte verteidigen. Aber auch er kann nicht das Rad der Zeit zurückdrehen. Die Industrialisierung hat die Menschen vielleicht verunsichert und ihnen Ärger gebracht, aber sie hat auch starke neue Industriezweige geschaffen und natürlich auch westliches Kriegsgerät. Mit ein paar Speerspitzen ist sicher kein Krieg zu gewinnen, wenn sich gleichzeitig auf einem anderen Hügel Soldaten mit Artillerie und Gatling-Guns versammelt haben.

Total War Saga: Fall of the Samurai
Mit Schwertern allein ist kein Krieg zu gewinnen, wenn die andere Partei über Schusswaffen verfügt.
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Die Verbindung zum Westen definiert sich vielleicht überwiegend über die Entwicklung von Technologien und zeigt sich durch den Bau von Gebäuden, wird aber immer wieder mal durch gewisse Ereignisse geprägt, in denen wir zwischen zwei Wegen wählen müssen. Grundsätzlich teilen die sich in westlichen Fortschritt und dem Wunsch der Leute nach Sicherheit. Wer zu forsche und progressive Entscheidungen trifft, zieht den Zorn anderer Clans auf sich. Wessen Haltung gegenüber westlichen Mächten wiederum zu abweisend ist, der riskiert damit, dass Handelsbeziehungen für längere Zeit unterbrochen werden. Jede Entscheidung sollte mit Bedacht gewählt werden, um die richtige Balance zu halten. Und über diese Form von Diplomatie bekommt das Spiel seine ganz eigene Note und schafft ein eigenes Gefühl.

Total War: Shogun 2 - Fall of the Samurai ist auch auf dem Schlachtfeld eine einzigartige Erfahrung. Am Anfang gibt es noch die sehr vertraute und bekannte Atmosphäre, aber wir werden bald merken, wie sich der Krieg verändert. Die Schusswaffen und westlichen Einflüsse der Kriegsführung nehmen zu und stellen die strategischen Weichen für sehr viel abwechslungsreichere Taktiken. Die Einheiten unterscheiden sich sehr schön voneinander und die Scharfschützen sind beispielsweise ein willkommener Neuzugang auf dem Feld.

Es wird hier nun mehr auf Einsätze an Land gesetzt, wo der Vorgänger noch stark auf den Seekrieg setzte. Die Moderne bringt Kriegsschiffe aus Stahl mit sich, aber die wirken trotzdem ein wenig überholt in einer Zeit, in der alles schnell geht. Insbesondere gegen Ende sind sie auch nicht mehr zum Transport von Truppen geeignet, sondern schaffen nur kurze Strecken. Und sie unterstützen Bodentruppen auch nicht mehr im eigentlichen Kampf. Allerdings sind die modernen Schiffe trotzdem nützlich, denn nur weniges ist so lustig wie der Beschuss vorbei an den schützenden Mauern eines Gegners. Wenn auch die Seeeinheiten nicht die präzisesten sind.

Die Wege sind nun deutlich länger, weil die Karten in Richtung Nord und Süd erweitert wurde. Aber die erhöhten Entfernungen werden durch den Bau der Eisenbahn kompensiert, um Einheiten schnell von einem Ort zum anderen zu bewegen.

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Für Total War: Shogun 2 - Fall of the Samurai wurden allerdings keine ernsthaften Anstrengungen unternommen, um es technisch vom Vorgänger abzuheben. Es schaut aber alles immer noch sehr hübsch aus und hört sich auch so an. Die Schreie der Truppen auf dem Schlachtfeld und das Feuer der Artillerie verschaffen Begegnungen ein gutes, ein episches Gefühl. Allerdings ist die Serie noch immer von furchtbar schlechten Sprechern mit starken Akzenten geplagt, die meistens eher lustig wirken und stark an alte rassistische Stereotype aus längst vergangenen Tagen erinnern.

Total War Saga: Fall of the Samurai
Die Künstliche Intelligenz ist in Ordnung, aber manchmal ist es zu einfach sie auf dem Schlachtfeld auszutricksen.

Die Künstliche Intelligenz ist in Ordnung, aber manchmal ist es zu einfach, sie auf dem Schlachtfeld auszutricksen. Insbesondere wenn es darum geht, Befestigungen wiederholt zu umgehen. Da nämlich ist die Aufmerksamkeit der Gegner auf das offene Land gerichtet, während man über die Seiten recht einfach herüberklettern kann, um sie von hinten anzugreifen. Das Problem besteht natürlich nicht, wenn wir mit einem menschlichen Spieler zocken.

Dieser Titel hat die Chance, endlich alle Total War-Anhänger unter einen Hut zu bekommen. Manche mögen Schwerter, andere Schusswaffen - und jetzt gibt es alles in einem Paket. Und da die Clans ihre ganz eigenen Besonderheiten haben, ist der Wiederspielwert auf beiden Seiten recht hoch. Es ist ein großartiger Titel, der sich darauf konzentriert, die hohe Kunst der Strategie bis ins kleinste Detail zu zelebrieren. Es lohnt sich, Zeit zu investieren, auch wenn das eine Menge sein wird. Echtzeitstrategie an sich verschlingt bereits einige Stunden und das Tempo des Spiels könnte man durchaus als schleppend bezeichnen...

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09 Gamereactor Deutschland
9 / 10
+
hübsche Optik, ein Höhepunkt für das Genre, Erfahrung sichtbar
-
manchmal schwache Künstliche Intelligenz, Ladezeiten beim Wechsel vom Feld auf die Karte
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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